Hösel Casting beim Knabenchor

Düsseldorf · Schüler der dritten bis fünften Klasse haben die Chance, Mitglied im Knabenchor Hösel zu werden. Wer das Vorsingen besteht und die entsprechende Disziplin aufbringt, bleibt die nächsten neun Jahre im Chor.

"Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte..." Dieses Lied zitierten viele der am Donnerstag zum Vorsingen parat stehenden Dritt- bis Fünftklässler im Probenraum des Knabenchors Hösel im Keller der Bahnhofstraße 175. Es war heiß, und obwohl es in jedem der an diesem Nachmittag tröpfchenweise eintreffenden Knaben kribbelte, erinnerte hinter dem schwarzen Flügel, größer als die Knaben selbst, gar nichts an frühlingshafte Leichtigkeit. Wer herkam, war gehörig aufgeregt.

Es ging um viel im Höseler Knabenchor, der in diesem Jahr drei bis sieben neue Mitglieder sucht. Das betonte Chorleiter Toralf Hildebrandt immer wieder: "Es ist uns wichtig, dass alle Neuen sofort bei Allem mitmachen und direkt voll eingebunden sind." Wie zur Bestätigung stand Ausstatter Kowalis mit dem Maßband bereit, um jeden, der genommen wurde, zu vermessen.

Mit der neuen Uniform werden sie die kulturellen Hochburgen Europas bereisen und in der Sixtinische Kapelle, dem Petersdom und Notre Dame singen. Wer so eine musische Bildung mitmachen darf, reift zur selbstbewußten Persönlichkeit. Wie Luk Voßen, seit sieben Jahren Chorist im Knabenchor und heute Mitglied des Beratungsgremiums für die Neuzugänge. Er lächelt zufrieden. Man sieht ihm an, dass er mit dem Chor gewachsen ist. Und so ließ sich auch Kandidat Niclas (8) nicht weiter verunsichern, als er das Vorsingen ohne die verspätete Oma beginnen musste. Er klopfte Hildebrandt den Rhythmus ohne Zögern nach, weitete und straffte die Stimmbänder für einen großen Tonumfang und sagte auch mal entschieden: "Das kann ich nicht", als ihm die fordernden Übungen des Chorleiters zu kompliziert wurden.

Paul (9) kam ebenfalls gut durch die Tests, bewirkte aber allgemeines Luftanhalten, als er auf die Frage: "Was würdest Du an einem Samstag lieber machen: A) Zum Geburtstag Deines Freundes gehen, B) Zur kurzfristigen Chorprobe erscheinen?" dem Freund den Vortritt gab. "Naja", erklärte Paul, "ich konnte schon einmal nicht zu seinem Geburtstag kommen." Verantwortungsbewusstsein stach Disziplin – die Juroren luden Paul in die sechswöchige Probezeit ein. Nicht ohne klar zu machen, dass im Realfall die Chorprobe Vorrang hat.

Und auch für Niclas hieß es: "Wir würden uns freuen, wenn Du nach den Sommerferien bei uns anfängst!" Kein Wunder also, dass die frisch gebackenen Chormitglieder überglücklich in die Hitze zurückkehrten.

(RP)
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