Heiligenhaus Bürgervereine gegen Fracking

Heiligenhaus · Diskussion um das Bohren nach neuen Erdgasvorkommen: Bei einem Treffen der Bürgervereine erklärte der Geologe Guido Wimmer das Verfahren. Bis Sommer 2013 soll es keine Tiefen-, wohl aber Probebohrungen geben.

Die Bürger bleiben besorgt, was das "Fracking", das Bohren nach unkonventionellen Erdgasvorkommen, betrifft (RP berichtete). Auch bei der Jahreshauptversammlung der AG der Bürgervereine wurde das Thema vor allem im Bezug auf die hiesige Trinkwasserförderung erneut aufgegriffen.

Was Fracking eigentlich ist und welche Risiken es birgt, erklärte der Geologe Dr. Guido Wimmer vom Ingenieursbüro Bieske & Partner, das die Stadt Heiligenhaus in Sachen Wasserversorgung und Umwelttechnik berät. Mit dem Hydraulic Fracturing, kurz Fracking (englisch für aufbrechen, aufreißen), sollen unkonventionelle Erdgasvorkommen (Schiefergas, Tight Gas und Kohleflözgas) aus bis zu 2000 Meter Tiefe unter Einschießung eines Sand-Wasser-Chemikalien-Gemisches und hohem Druck, der das Gestein aufreißt, aus der Erde gepumpt werden. Gerade dieser Chemie-Cocktail sorgt für Unbehagen, auch bei dem Fachmann. "Es ist kaum bekannt, welche Chemikalien in den Boden injiziert werden. Dazu kommt, dass bei dem Aufbrechen des Bodens mit rund 1000 Bar Druck, das entspricht in etwa des Drucks im Marianengraben, die Masse nicht mehr berechnet und kontrolliert werden kann. Nach dem Vorgang strömt das Gas dann aus dem Boden, um gefördert werden zu können.

Für eine Stadt wie Heiligenhaus, die ihr Wasser selbst fördert, erfordere das besonderes Augenmerk, sagt Bürgermeister Dr. Jan Heinisch, ebenfalls Podiumsgast der AHBS. "Wir fördern qualitativ hochwertiges Wasser, das zudem kaum noch aufbereitet werden muss. Das soll auch so bleiben. Die Heiligenhauser Stadtwerke als Wasseranbieter und Gasversorger schauen also mit doppeltem Blick auf die Thematik."

Zudem hat das Umweltbundesamt in einem Moratorium, eine Studie mit "Risikobewertung und Handlungsempfehlungen" unter dem Titel "Umweltauswirkungen von Fracking" in Auftrag gegeben Die Bürger in Heiligenhaus allerdings sind besorgt. "Das wäre doch ein Wahnsinn, wenn man das hier machen würde", fasste ein Interessierter Besucher das Gehörte zusammen. Die Bürgervereine wollen sich nun kurzschließen und gemeinsam gegen das Fracking vorgehen. Die Rede ist von Demonstrationen, Unterschriftensammlungen und von Briefen an verantwortliche Politiker.

Tiefbohrungen und Frac-Vorgänge seien bis zum Sommer 2013 nicht geplant, erklärte Stefan Leunig von der Firma Wintershall gestern auf Anfrage der RP. Zuerst müsse man herausfinden, wie es wirklich um das Erdgas in der Tiefe bestellt ist.

Deswegen plane man auf der Suche nach Schiefergas erst geologische Voruntersuchungen und Probebohrungen für dieses Jahr. "Für diese Flachbohrungen haben wir bis zu fünf Lokationen außerhalb von Natur- und Wasserschutzgebieten in unserem Konzessionsgebiet, hauptsächlich im Gebiet 'Ruhr' in Aussicht", sagte Leunig weiter. Heiligenhaus gehört zum Konzessionsgebiet Ruhr.

(sade)
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