Ratingen Bürger kämpfen gegen die neue Rattenplage

Ratingen · Kreisweit will man die wichtigen Maßnahmen gegen die Nagetiere auf eine neue Grundlage stellen.

Schädlinge in Haus und Garten
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Foto: dapd, dapd

Die Stadt hat offenbar ein neues Rattenproblem. Nachdem die RP über eine starke Population in Ratingen West (Boschstraße) berichtet hatte, treten nun auch verstärkt Fälle in Lintorf auf. Bürger ergreifen im Kampf gegen die Nager sogar die Eigeninitiative.

Hans-Joachim Zimmer berichtete jetzt aus dem Stadtteil Lintorf: "Bei mir und den anderen Nachbarn laufen Ratten durch den Garten. Eine Rückfrage beim Ordnungsamt war sehr unbefriedigend. Wir wurden abgewimmelt, weil das Ordnungsamt nicht dafür zuständig sei. In der Nähe ist das Schulzentrum, und 200 Meter weiter ist ein Kindergarten. Das war für die Stadt alles uninteressant." Man habe dann selbst Köder gekauft und ausgelegt, mit den entsprechenden Warnhinweisen. Das Ordnungsamt sei nur zuständig, wenn die Ratten über öffentliche Flächen laufen, hieß es. Zimmer betonte: "Da Ratten ja bekanntlich sehr schlau sind, werden diese sehr bald merken, dass sie dort sicher sind, und sie werden private Grundstücke meiden. Es wäre schön, wenn das so wäre."

Der Kreis und die Städte arbeiten bei der Rattenbekämpfung seit 35 Jahren eng zusammen. Ein schwieriger Job. Die Meldungen gehen bei den Ordnungsämtern ein, der Kreis vergibt die Aufträge. Zur genannten Zahl hinzu kommen weit über 1000 Einsätze, bei denen systematisch etwa in Kanälen Köder ausgelegt werden.

Das Kreisgesundheitsamt macht deutlich, wie notwendig die Bekämpfung der Tiere ist, die zahlreiche Krankheiten verbreiten und sich vehement vermehren. So hat eine weibliche Ratte, die nach vier Monaten geschlechtsreif ist, innerhalb eines Jahres rein rechnerisch mehr als 1000 Nachkommen. Die Tiere nutzen gerne Kanäle als Verbindungswege von ihren Bauten zu den Stellen, an denen sie nach Futter suchen. Schwierig ist die Bekämpfung auch, weil die Tiere misstrauisch sind. So stürzen sie sich nicht in Scharen auf einen Köder, sondern schicken erst einmal "Vorkoster" - schwache oder alte Tiere. Erst wenn die nach dem Fressen nicht umfallen, machen auch die anderen sich über die Beute her. Eingesetzt werden Gifte, die verzögert wirken. Wenn ein Tier nach dem Fressen eines Köders später im Bau verendet, ist für die Artgenossen der Zusammenhang nicht mehr herstellbar. Nur so ist sichergestellt, dass die anderen bei nächster Gelegenheit die Köder erneut annehmen.

Doch es gibt Probleme: Ein Sachverständiger des Kreises betonte, dass die Art der jetzigen Bekämpfungsmaßnahmen in keiner Weise nachhaltig sei. Bedingt dadurch, dass hauptsächlich aufgrund von Befallsmeldungen an Einzeladressen Köder ausgelegt werden, wird die Population selbst nicht verringert - es wird nur das einzelne Tier bekämpft. Eine Eindämmung von Infektionsherden könne man so nicht erreichen. Neben der Bekämpfung auf Privatgrundstücken erfolgt eine sporadische Belegung von 6000 Kanalschächten kreisweit im Jahr (es gibt rund 76.000 Schächte). Kreisweit soll die Rattenbekämpfung auf eine neue Grundlage gestellt werden. Unter anderem sollen in jedem zweiten Kanal und auf öffentlichen Grünflächen Köder ausgelegt werden.

(RP)
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