Heiligenhaus Bravo für Shakespeare

Düsseldorf · Die zwei Aufführungen der Komödie "Verlorene Liebesmüh" auf der Bühne der IKG-Aula waren ein Riesenerfolg für die Schüler des Literaturkurses – und für die Regisseurinnen.

Jubel und minutenlange stürmische Ovationen am Freitag in der Kant-Aula für die Theater AG des Literaturkurses der Jahrgangsstufe 12 des Gymnasiums. Mit Shakespeares wenig bekannter, sprachwitziger und geistreicher Komödie "Verlorene Liebesmüh" (Love's Labour's Lost) – in der Adaption vom Stil höfischen Charakters des 16. Jahrhunderts in die Moderne – gelang den beiden Regisseurinnen Melissa Niederhauser und Yvonne Fernbacher mit ihren Akteuren in einer spritzigen Inszenierung und peppigen Choreographie ein Bravourstück.

Studiendirektorin Britta Berschick traf in ihrem Dank für "zwei wundervolle Abende" mit den Worten "Shakespeare ja, verlorene Liebesmüh nein" voll ins Schwarze. Denn weder von der Idee noch den textlichen Kürzungen und humorvollen Umformulierungen ging etwas von dem typischen Sprachwitz und blumigen Dialogen des großen englischen Dichters verloren und die monatelange Mühe trug überreiche Früchte. Klar, dass der geschworene Eid zur Askese von vier Studenten in einem modernen Internat im Kampf zwischen Intellekt und Libido bei der Anwesenheit von vier charmanten jungen französischen Austauschschülerinnen nicht eingehalten werden konnte.

Flotte Songs

In einem pfiffigen, temporeichen Verwirr- und Versteckspiel um Liebe, Lust und Frust – gewürzt mit Slapstick, Live-Musik (bravourös mit flotten Songs Saxophonist Mark Twardzik, Pianistin Maria Syberg) und Ausdruckstanz – schlüpften nicht nur die acht Protagonisten gekonnt in ihre unterschiedlichen Charakterrollen. Herausragend von den Paaren agierten am zweiten Aufführungsabend der blonde Schönling Berowne (Sven Kopala extravagant stimmig in Gestik und Mimik) und in übersteigerter Selbstgefälligkeit die als "Prinzessin auf der Erbse" deklarierte Vanessa Holtzschneider, buhlend um Navarra (passend elegisch als Moralapostel Irina Schlauch) den König des Basketballteams. Als Boyet, Bote und Sprecher der Prinzessin, avancierte Maurice Kösling (herrlich blasiert in weibischen Posen, sehnsüchtig nach den Herren schielend und köstlich einen Homophilen imitierend) zum Star des Abends. Possenhaft komödiantisch, mit charakterstarker Gestik begeisterte Gerrit Mielke als italienischer Referendar Francesco. Ihm zur Seite Schüler Krümel (Anna Schäfer wandlungsfähig schelmisch), der gerne die umwerfend altbackene Schulmeisterin Holofernes (Alicia Axmann wunderbar exaltiert und überheblich) verwirrte. Auch die Nebenrollen – insbesondere Jaqueline Herbener als Jaquenetta – überzeugten. Zu sehen war eine glänzend aufgebaute Inszenierung. Ein Bravo für Laientheater auf hohem Niveau.

(RP)
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