Ratingen West Brandopfer: Erste Hilfe für die Seele

Ratingen West · Im Café Lichtblick helfen die Mitarbeiter bei allen Sorgen. Nach Wohnungsbränden: Die Kinder leiden noch heute.

 Ständiges Gewusel bestimmt den Betrieb in dem schönen hellen Raum an der Erfurter Straße, in dem das Café Lichtblick entstanden ist.

Ständiges Gewusel bestimmt den Betrieb in dem schönen hellen Raum an der Erfurter Straße, in dem das Café Lichtblick entstanden ist.

Foto: achim blazy

Martina Schreiber und ihre Kolleginnen erinnern bisweilen an Dompteure: Es ist ein ständiges Gewusel in dem schönen hellen Raum an der Erfurter Straße, in dem das Café Lichtblick entstanden ist. "Wir sind eine Einrichtung des Jugendamtes, die sich als Anlaufstelle für Eltern und Kinder sowohl in der Freizeit als auch auf der Suche nach Rat und Hilfe in besonderen Situationen versteht", umreißt Schreiber, die seit 1986 für das Jugendamt im Stadtteil arbeitet, das Grundkonzept der pädagogischen Arbeit.

An diesem Morgen sind es rund 40 Mütter mit Kleinkindern, die den großen Raum bevölkern, der aus allen Nähten platzt. Es wird gespielt, geredet, Musik gehört. Doch es geht nicht nur um Begegnung: "Wir beobachten die Kinder auch ganz genau und können erkennen, ob es Defizite in der Entwicklung gibt und wir eingreifen müssen", sagt Schreiber. Die ältesten Kinder hier sind drei, die jüngsten gerade ein paar Monate alt. "Wir sind so etwas wie eine Vorbereitung auf den Kindergarten. Wenn zum Beispiel ein fast dreijähriges Kind kaum spricht, dann kann es eine Störung in der Entwicklung sein. Wir suchen dann das Gespräch mit den Eltern, um Tipps zu geben, was zu tun ist."

Und die nehmen das dankbar an, weiß Schreiber. Montags gibt es Babyturnen sowie ein Angebot zur Sprachförderung, dienstags kommt eine Hebamme. In den vergangenen Wochen war vor allem psychologische Hilfe gefragt, nachdem es innerhalb eines Wochenendes im direkt gegenüberliegenden Mehrfamilienhaus zweimal gebrannt hatte: "Viele der dort lebenden Familien gehören zu unseren Besuchern. Wir haben versucht, das Erlebte sowohl mit den Eltern als auch den Kindern aufzuarbeiten, die nachts nicht mehr schlafen konnten, sogar richtig Angst vor dem eigenen Zuhause hatten." Ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist: "Wir haben ein zweijähriges Mädchen in der Eltern-Kind-Gruppe, das immer noch völlig unvermittelt plötzlich 'Feuer' ruft", erzählt Schreiber. Die kleinen Besucher kommen in der Regel mit ihren Müttern, auch wenn es Eltern-Kind-Gruppe heißt. "Väter sehen wir hier selten." Viele Menschen mit Migrantenbiografie kommen: "Da haben wir sehr viel Vertrauensarbeit leisten müssen, doch hat sich das Café Lichtblick über die Jahre zu einem der einzigen Orte in der Region entwickelt, in dem sich arabisch sprechende Frauen mit ihren Kindern treffen, die sonst kaum solche Angebote annehmen.

Vorurteile, dass sich ausländische Familien den Hilfsangeboten der Einrichtung nicht offen zeigen würden, tritt die Leiterin entschlossen entgegen: "Es ist eine Freude zu sehen, wie offen die Menschen auf unsere Angebote eingehen und sich helfen lassen."

Willkommen ist im Café Lichtblick jeder, auch wenn es personell und räumlich an die Grenzen des Möglichen stößt: "Wir weisen niemand ab", stellt Monika Schreiber klar. Wie wichtig die Arbeit ihres Teams ist, zeigt ein Beispiel: "In einem Fall konnten wir dafür sorgen, dass sich ein Ehepaar mit vier Kindern doch nicht getrennt hat." Erfolgsgeschichten bestätigen das Team, das täglich rund 100 Kinder betreut. Während in den Vormittagsstunden die Kleinsten kommen, steht nachmittags die Betreuung der Schulkinder an.

(wol)
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