Ratingen Bodenpreise sind erneut gestiegen

Ratingen · Quadtatmeterpreise von 220 Euro in der Einflugschneise bis über 600 Euro in besseren Lagen.

 Jürgen Störy (rechts) und Jens Wallroth vom Gutachterausschuss der Stadt Ratingen.

Jürgen Störy (rechts) und Jens Wallroth vom Gutachterausschuss der Stadt Ratingen.

Foto: Blazy

Freie Baugrundstücke in Ratingen sind rar - und die Preise steigen weiter. Das berichtet aktuell der Ratinger Gutachterausschuss. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Die Gutachterausschüsse veröffentlichen ihre Auswertungen alljährlich im Frühjahr in einem Grundstücksmarktbericht und in Form sogenannter Bodenrichtwerte. Während der Marktbericht über Umsätze und durchschnittliche Preise von Wohnungen und Eigenheimen berichtet, geben die Bodenrichtwerte die Werte unbebauter Baugrundstücke an, abhängig von ihrer Lage. Aktuell berichtet der Ratinger Gutachterausschuss über eine Steigerung der Bodenpreise um etwa 20 Euro je Quadratmeter. So wurden zum Beispiel für Wohnbauflächen in mittlerer Lage derzeit 420 Euro pro Quadratmeter gezahlt.

Die Bodenrichtwerte bilden jedoch eine große Spanne, sie reicht von 220 Euro pro Quadratmeter in der Tiefenbroicher Einflugschneise bis zu 600 Euro in besseren Lagen. Richtwerte seien jedoch Mittelwerte, betont Jens Wallroth, Leiter der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses. In Einzelfällen würden auch höhere Preise gezahlt. Dies liege daran, dass die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteige, so dass gerade Baulücken in gefragten Lagen hohe Preis erzielten. Ein Bauherr wendet in Ratingen für jeden Quadratmeter Wohnfläche, den er errichtet, 1.100 bis 1.500 Euro Grundstückskosten auf.

Über den Grund für die seit Jahren andauernden Preissteigerungen berichtet Jürgen Störy, Vorsitzender des Gutachterausschusses. Bundesweit sei eine Umkehr der Dezentralisierung der vergangenen Jahrzehnte zu beobachten. Die Menschen wollten lange Wege zur Arbeit vermeiden und schätzten insbesondere Urbanität und zentrale Infrastruktureinrichtungen. Die Folge sei ein Siedlungsdruck auf die Zentren. In NRW seien die Regionen Köln/Bonn, Aachen, Münster, Ruhr und Düsseldorf besonders gefragt, was dort mit Preissteigerungen einherginge.

Das im Raum Düsseldorf gelegene Ratingen habe jedoch kaum freie Flächen. Gerade Bauflächen für Eigenheime sind in Ratingen rar. Seit Jahren wechseln weniger als 30 Bauplätze jährlich den Besitzer, wobei die Bauplätze oftmals durch den Abbruch eines älteren Hauses erst entstehen. Die Preise für gebrauchte Immobilien zeigen eine Stabilisierung auf hohem Niveau. So wurden für Doppelhaushälften der Baujahresklasse 1995 bis 2009 im Mittel 410.000 Euro gezahlt. Während Doppelhaushälften selten teurer als 500.000 Euro sind, liegen freistehende Einfamilienhäuser nicht selten in dieser Preisklasse. Für herausragende Immobilien wurden auch Preise jenseits der Millionengrenze gezahlt.

Auch die Preise für Eigentumswohnungen steigen in Ratingen seit mehreren Jahren an. 2.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche wurden für eine Wohnung gezahlt, die zwischen 1975 und 1994 gebaut wurde. Neubauten sind noch teurer: etwa 3.250 Euro pro Quadratmeter waren hier zu zahlen.

Auch die Mietpreisforderungen beobachtet der Gutachterausschuss. Mietwohnungen werden derzeit zu einem Preis von etwa 8,30 Euro pro Quadratmeter angeboten. In preisgünstigeren Lagen werden bei einer Neuvermietung rund sieben Euro pro Quadratmeter verlangt. Auffälligkeit: Wohnungen mit mehr als drei Zimmern werden vergleichsweise selten angeboten.

Der Markt der Gewerbeimmobilien zeigte sich in den vergangenen Jahren deutlich lebendiger. Bereits seit einigen Jahren werden in erheblichem Umfange Gewerbeimmobilien erworben, und auch im Jahre 2016 entfielen beachtliche 39 Prozent des Gesamtumsatzes auf das Gewerbesegment.

Im Luxemburg firmierende Gesellschaften engagieren sich mit wenigen, jedoch hochpreisigen Transaktionen. Sie vertraten allein 34 Prozent des Gewerbeumsatzes des Jahres 2016 und investierten in den vergangenen drei Jahren 184 Millionen Euro.

Gutachterausschüsse sind Kollegialgremien von ehrenamtlichen Sachverständigen für die Grundstückswertermittlung. Ihre Aufgabe ist es, durch die Erstattung von Gutachten, Ermittlung von Bodenrichtwerten und durch die Veröffentlichung von Grundstücksmarktberichten den Grundstücksmarkt transparenter zu machen. Sie sind Landesbehörden, wenngleich Sie in der Regel bei Gemeinde- oder Kreisverwaltungen geschäftsansässig sind. Der Vorsitzende und die ehrenamtlichen Mitglieder werden von den Bezirksregierungen für Ihre Tätigkeit bestellt.

Die Mitglieder der Gutachterausschüsse sind überwiegend in den Bereichen Architektur, Vermessungswesen, Makler, Bank- und Sachverständigenwesen berufstätig und verfügen über besondere Kenntnisse des örtlichen Grundstücksmarkts und der Grundstückswertermittlung.

(RP)
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