Ratingen Biennale-Spektakel auf dem Marktplatz

Ratingen · Die französische Compagnie du Fardeau spielte in Ratingen das Stück "La Machine". Zuschauer waren begeistert.

 Zur besten Biergarten-Zeit bekamen die Dumeklemmer auf dem Marktplatz eine phantasievolles Straßentheater geboten. Die Compagnie du Fardeau aus Frankreich kam dabei ohne viele Worte aus.

Zur besten Biergarten-Zeit bekamen die Dumeklemmer auf dem Marktplatz eine phantasievolles Straßentheater geboten. Die Compagnie du Fardeau aus Frankreich kam dabei ohne viele Worte aus.

Foto: Achim Blazy

Genau das ist Sommer: Männer in Siebenachtel-Stoffhosen, Frauen im Top mit dünnen Trägern, alle mit gemütlichen oder kapriziösen Latschen, ein kühles Getränk im Glas, entspannte Stimmung. Genau so war es, als die neanderland-Biennale Ratingen mit einer allerliebsten Veranstaltung beschenkte: Die französische Compagnie du Fardeau spielte das Stück "La Machine". Und die Zuschauer waren begeistert.

Die drei Künstler, die da mit Jonglage und Artistik, mit gestenreicher Darstellung und auch mit Musik ihre Zuschauer erfreuten, hatten schon am Nachmittag bei den Proben auf dem Marktplatz ihre Bewunderer gefunden. Und am Abend waren das noch mehr. Da erschien der geneigte Ratinger auch mal mit Frau und Kind per Rad. "Das sollen Franzosen sein." - "Franzosen?" - "Ja". Die jungen Leute aus Lille sprachen bis auf manches fröhliche "oui - ouai" wirklich nicht viel, machten sich allerdings mit ihrem Spiel verständlich.

Da war Ernest, ein nachdenklicher Mann mit Krawatte, der durch die Welt reist und auf seinem klapprigen Fahrradanhänger haufenweise wild zusammengewürfelte Schrottteile sammelt - Zutaten für die unglaublichste Maschine aller Zeiten. Die beiden Frauen Luce und Vivette stiftet er an, ihm dabei zu helfen - und das hier, mitten in Ratingen. Gemeinsam bauen sie aus dem Wirrwarr an Rohren und Rädern, Stangen und Stecken die Maschine seiner Träume und inszenieren um dieses Phantasiemonstrum herum eine Show aus perfekter Akrobatik und geschickter Jonglage, aus Zirkus und Schauspiel. Sie werfen sich Keulen zu, verstecken sie in dem Schrottomobil, bauen dort was ab, da was an. Manchmal stehen beide Frauen auf den Schultern von Ernest, manchmal steht eine auf den Schultern der anderen, die wiederum auf Schultern steht. Da lag ein kleiner Teppich, da gab es aber kein Netz und nichts zum Dämpfen. Und es sah schon ein bisschen nach Hals- und Beinbruch aus.

Die schlendernden Passanten, die gemütlich Positionierten in ihren Korbstühlen auf dem Marktplatz hätten ganz offensichtlich noch stundenlang zuschauen können. Sie sparten auch nicht mit Applaus und gaben ihren Obolus, als die Akteure nach einer guten Stunde mit wahrlich großen Eimern zum Sammeln rund gingen. Manche Ratinger gesellten sich zu den französischen Gästen und erfuhren, dass ihnen vor zwei Jahren der Anhänger mit dem gesamten zusammengezimmerten Metall gestohlen worden war. Dem wussten sie bei ihrem Abstecher ins Neanderland vorzubeugen.

Nach der kurzweiligen Vorführung war es noch hell. Und über dem Markt schwebte eine Stimmung von Heiterkeit und Gelassenheit - eben genau von der Art, die es nur im Sommer gibt.

Tipp für eine der nächsten Veranstaltungen im Rahmen der neanderlad-Biennale: Am Samstag, 13. Juni, 11 bis 17 Uhr, gib es Aufführungen und einen Theater-Workshop in Langenfeld, Hauptstraße 129: Amateurtheatergruppen aus dem Bergischen Land spielen Theater für Sie Kostproben aus ihrem Repertoire: Premiere NachbarKöpfe mit dem Wuppertaler Senioren- tanztheater, das Erfolgsstück Alte Liebe von Elke Heidenreich, gespielt von den Kryptologen aus Bergisch Gladbach. Die Langenfelder Studiobühne zeigt ihr aktuelles Stück.

(gaha)
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