Ulrich Löhe Betrüger kommen oft mit Beute davon

Ratingen · Der Polizeisprecher Ulrich Löhe empfiehlt, vorsichtig mit den eigenen Bankdaten umzugehen. Es gibt diverse Betrugsmaschen.

 Betrüger sind auf verschiedenen Wegen hinter Konto- und Bankdaten der Kunden her.

Betrüger sind auf verschiedenen Wegen hinter Konto- und Bankdaten der Kunden her.

Foto: RP-Archiv

In Ratingen brachen Unbekannte unlängst Briefkästen in Vorräumen zweier Bankfilialen auf und stahlen ausgefüllte Überweisungsformulare. Was macht solche Fälle heikel?

 Polizeisprecher Ulrich Löhe nennt Vorsichtsmaßnahmen.

Polizeisprecher Ulrich Löhe nennt Vorsichtsmaßnahmen.

Foto: Polizei

Löhe Neben dem faktisch bereits entstandenen materiellen Sachschaden durch den Aufbruch der jeweiligen Briefkästen für Bankkunden könnte weiterer finanzieller Schaden drohen, da aufgrund kriminalistischer Erfahrungen zu vermuten ist, dass die Einbrecher die beim Aufbruch erbeuteten Überweisungsträger — also die Daten — zukünftig für betrügerische Geldabhebungen benutzen wollen und werden.

Gibt es im aktuellen Fall heiße Spuren?

Löhe In den zwei aktuellen Ratinger Fällen vom vorvergangenen Wochenende gibt es bisher leider noch keine heiße Spur. Kriminalpolizeiliche Maßnahmen zur Beweis- und Spurensicherung wurden an beiden Tatorten sofort durchgeführt. Deren Auswertung ist aber noch nicht abgeschlossen und auch die weiteren Ergebnisse andauernder Ermittlungen beim zuständigen Fachkommissariat (KK 12) der zentralen Kriminalpolizeiabteilung in Mettmann sind abzuwarten. Zeugenhinweise zu verdächtigen Personen oder Beobachtungen, die in Tatzusammenhängen stehen könnten, liegen bis heute, trotz der Presseveröffentlichungen, leider nicht vor. Solche wichtigen Hinweise nimmt die Polizei in Ratingen, Telefon 9981-6210, aber auch weiterhin jederzeit entgegen.

Wie gravierend ist der Doppeleinbruch einzuschätzen. Weiß man, wie viele Kunden betroffen sind und ob Schaden entstanden ist?

LÖHE Die tatsächliche Dimension der beiden aktuellen Straftaten ist heute objektiv noch nicht einschätzbar, da denkbare Folgen in Art und Ausmaß vollkommen spekulativ sind. Es gibt noch keine endgültigen Daten, wie viele Überweisungsträger sich zu den Tatzeiten in den jeweils aufgebrochenen Briefkästen befanden und wie viele Bankkunden tatsächlich betroffen sein könnten. Erst die zum Teil vielleicht noch ausstehenden Meldungen und Angaben betroffener Kunden bringen dazu weitere Klärung. Konkrete Hinweise auf bereits erfolgten Missbrauch gestohlener Vordrucke und Daten gibt es bisher noch nicht.

Ist es überhaupt noch ratsam, Vordrucke mit den eigenen Kontodaten für Überweisungen zu nutzen?

LÖHE In manchen Geschäftsbereichen war und ist die Verwendung entsprechender Vordrucke absolut üblich und an der Tagesordnung. Sicheres Onlinebanking und ein vorsichtigerer Umgang mit ausgefüllten Überweisungsvordrucken, beispielsweise durch persönliche Einlieferung der Papiere am Schalter der eigenen Bank, sind aber sicher dennoch bedenkenswert und sogar empfehlenswert.

Was kann derjenige tun, der fürchtet, von solchem Datendiebstahl betroffen zu sein?

LÖHE Ich komme auf den aktuellen Fall zurück: Ratinger Bankkunden, die am Wochenende vom Freitagnachmittag des 28. Juni, 16.30 Uhr, bis zum Montagmorgen, 1. Juli, 7.30 Uhr, Überweisungen in den Briefkästen ihrer Geldinstitute Am Sandbach in West und am Marktplatz in Mitte deponiert hatten, sollten unbedingt Verbindung mit ihrer Bank aufnehmen, um den Verbleib ihrer Dokumente zu klären und einem Missbrauch ihrer Daten vorzubeugen. Grundsätzlich gilt: Wichtig bei allen Geldgeschäften ist immer, dabei sorgfältig und aufmerksam zu sein. Dazu gehört in jedem Fall die regelmäßige und aufmerksame Kontrolle von Kontoauszügen bzw. dokumentierten Geldbewegungen (auch beim Onlinebanking) eigener Konten. Unregelmäßigkeiten sollten dann möglichst sofort mit dem eigenen Geldinstitut besprochen und geklärt werden.

Schlimmstenfalls wird illegal Geld abgebucht. Wie stehen die Chancen für die Geschädigten, es wiederzubekommen?

LÖHE Betrügerische Überweisungen werden häufig ins Ausland oder auf solche Konten transferiert, die unter falschen Personalien des Kontoinhabers eröffnet und oft nur für sehr kurze Zeit zur schnellen Abhebung der überwiesenen Geldsummen benutzt werden. An das auf diese Weise erbeutete Geld zu kommen ist in der Folge oft nahezu unmöglich.

Hat Ihrer Erfahrung nach diese Diebstahlsmasche das Skimming abgelöst?

LÖHE Die konsequente Einführung der EMV-Chip-Technologie seit Anfang 2011 in den sogenannten SEPA-Staaten (Single Euro Payments Area), bei der Bankkarten um einen Prozessorchip und europäische Geldautomaten um einen Chipkartenleser erweitert wurden, hat zu einem deutlichen Rückgang im Deliktbereich Skimming geführt. Vordruck- und Datendiebstahl mit anschließenden betrügerischen Geldüberweisungen sind eine andersgeartete Kriminalitätsform, die jedoch im weitesten Sinne, gemeinsam mit Skimming und Phishing, ebenfalls der sogenannten Cyberkriminalität zugerechnet werden können. Ob hier zumindest teilweise gleiche Tätergruppen und -strukturen im Geschäft sind und dabei ihre Arbeitsfelder erfolgsorientiert verlagern, kann nicht ausgeschlossen werden.

PAUL KÖHNES STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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