Analyse Betreuung ist mehr als ein Zahlenspiel

Heiligenhaus · Das Programm für den "Runden Tisch" zum Thema Flüchtlinge steht, aber der Start verschiebt sich. Mit der künftigen Nachbarschaft einer städtischen und einer Landesunterkunft an Sportfeld und Ludgerusstraße wird Neuland betreten.

 Martialisch wirkt der Zugang zur Flüchtlingsunterkunft an der Ludgerusstraße. Aber es geht längst nicht nur um Sicherheitstechnik. Die Stadt arbeitet an einem Betreuungskonzept mit Hilfen für den Alltag.

Martialisch wirkt der Zugang zur Flüchtlingsunterkunft an der Ludgerusstraße. Aber es geht längst nicht nur um Sicherheitstechnik. Die Stadt arbeitet an einem Betreuungskonzept mit Hilfen für den Alltag.

Foto: Achim Blazy

Kaum etwas könnte die Schwierigkeiten städtischer Flüchtlingshilfe besser illustrieren als aktuelle Verschiebungen im Terminkalender. So musste Jörg Saborni, Fachbereichsleiter für Soziales in der Verwaltung, den ersten Runden Tisch zum Thema "Flüchtlinge" auf den 11. Juni legen, ursprünglich sollte er schon in dieser Woche stattfinden. Sein Kommentar: "Es ist eben nicht ganz einfach, rund 20 Beteiligte terminlich unter einen Hut zu bringen."

Noch etwas länger braucht der Start der zentralen Flüchtlingsanlaufstelle für Familien, betrieben vom Land in unmittelbarer Nachbarschaft zur städtischen Einrichtung an der Ludgerusstraße. Ursprünglich, so der Plan der Bezirksregierung, sollten dort bereits Anfang April erste Familien angekommen sein. Nächste Woche soll es nach Auskunft der Bezirksregierung endlich so weit sein.

Wobei das Signal "Wir sind startklar" des Vereins "European homecare"- der die Betreuung übernimmt - nicht bedeutet, dass sofort erste Flüchtlingsfamilien kommen. Denn das liegt nicht in der Hand der Bezirksregierung Düsseldorf, sondern in der Hand der Bezirksregierung Arnsberg. Schon diese organisatorische Melange trägt nicht zur Übersichtlichkeit bei. Und es steht in einem seltsamen Missverhältnis zur Dringlichkeit, die das Thema "Flüchtlingsbetreuung" in der Stadt Heiligenhaus (und nicht nur dort) seit Jahr und Tag hat. Da mag der Sprecher der Bezirksregierung noch "letzte organisatorische Nacharbeiten" in der ehemaligen Schule Am Sportfeld ins Feld führen - erklären kann dies eine zweimonatige Verzögerung nicht recht.

Derzeit sieht es danach aus, als werde es in naher Zukunft in enger Nachbarschaft zwei Flüchtlingsunterkünfte mit unterschiedlichem Management geben. Wobei die Frage nach den Schnittmengen der Arbeit bisher nicht beantwortet - eigentlich noch gar nicht gestellt - ist. Es klingt eher danach, dass zwei Paralleluniversen existieren werden. Was statistisch - und damit finanziell für die Stadt von Vorteil ist: Familien, die am Sportfeld - in der Anlaufstelle des Landes - unterkommen, werden auf die Quote der von der Stadt aufzunehmenden Flüchtlinge "angerechnet". Hier ist schon der Jargon der rechtsverbindlichen und finanzwirksamen Aspekte des Themas "Flüchtlingsbetreuung" schwer zu ertragen.

Man darf allerdings den Trägern beider Unterkünfte den guten Willen zu humanitärer Hilfe deswegen nicht absprechen. Gerade deswegen ist es erstaunlich, dass es offenbar bisher keine nennenswerten Kontakte untereinander gegeben hat. Dabei dürfte es auf der Hand liegen, dass ein Konzept der Marke "Jeder macht seins" nicht funktionieren wird.

Dagegen spricht schon die räumliche Nähe beider Anlaufstellen zueinander. Und nicht zuletzt am "Runden Tisch" wird die Frage nach der neuen Nachbarschaft aufkommen. Offen ist, wer sie beantworten wird. Dass die Spielräume eng sind, ist nicht erst seit der jüngsten Ratssitzung klar: Es gebe keine Chance für erweiterten Personaleinsatz der Stadt für Betreuungszwecke abends und am Wochenende, sagte der Bürgermeister in der Einwohnerfragestunde. Welche Möglichkeiten sonst bestehen, muss nicht zuletzt der neue "Runde Tisch" klären. An dem dann allerdings auch Vertreter der neuen Landes-Anlaufstelle sitzen sollten. Sonst droht Durcheinander.

(RP)
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