Ratingen Berliner Schnauzen mit Herz

Düsseldorf · Das Hamburger Greve Theater beeindruckte bei seiner Fassung von Alfred Döblins berühmten Roman "Berlin Alexanderplatz" mit überzeugenden Darstellern und fast perfekter Berliner Mundart.

Viele Theaterfreunde kamen ins Stadttheater, um sich Alfred Döblins berühmten Großstadtroman "Berlin Alexanderplatz" als Theaterstück anzusehen. Gleich zu Beginn der Inszenierung des Hamburger Greve Theaters untermalten Großstadtgeräusche vom Band das Treiben am Alexanderplatz – leider zeitweise so laut, dass man den großartigen Hauptdarsteller Peter Rauch in seiner Rolle als Franz Biberkopf nur schwer verstehen konnte.

Im Stück geht es aber gerade um diesen wegen Tötung seiner Frau verurteilten Franz Biberkopf, der, soeben aus dem Gefängnis entlassen, ein rechtschaffener Bürger werden will. Doch das gestaltet sich schwierig für den etwas naiven Ex-Häftling. Seine Anstrengung, sich als Bürger wieder in die Gesellschaft einzugliedern, scheitert. Als er Reinhold kennenlernt, betreiben die beiden zunächst einen Kettenhandel mit Frauen, dann kommen Einbrüche hinzu.

Zwischendurch lernt Franz Biberkopf Mieze kennen und lieben. Doch auch sie kann ihn nicht von seinen illegalen Machenschaften abhalten. Dann verliebt Reinhold sich auch in Mieze und will sie auf einem Spaziergang für sich gewinnen. Als die beiden in Streit geraten, bringt Reinhold Mieze kurzerhand um. Biberkopf erkennt seine Mitschuld an dem Geschehen, wird wegen Mordverdachtes erneut verhaftet und kommt in die Irrenanstalt. Hier wird ihm sein Lebenswandel erstmals richtig bewusst und er beschließt, sich nach seiner Entlassung dem Leben zu stellen.

Passend zum Roman wurde das Bühnenbild schlicht gehalten. Einzelne Backsteinwände sollten das Berlin der 1920er widerspiegeln, kleine und schnelle Kulissenwechsel zeigten einmal die Straßen am Alexanderplatz, eine Kneipe oder eine Wohnung. Epische Elemente des Stückes wurden durch das Lichtspiel hervorgehoben. Darsteller Rauch schaffte den Spagat zwischen dem netten, treuen und etwas naiven Franz Biberkopf und dem Kleinganoven, der schnell einmal aus der Haut fahren kann.

Nele Hollinderbäumer als Mieze spielt mit Herz und typischer Berliner Schnauze. Auch die Sprachsicherheit der Schauspieler Rauch und Rainer Etzenberg mit nahezu perfektem Berlinerisch beeindruckten das Publikum. Am Ende gab es für diese tolle schauspielerische Leistung viel Applaus.

(RP)
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