Silvester-Komödie Bei diesem Schwank knarzte es an allen Ecken und Enden

Ratingen · Die Silvester-Komödie im Stadttheater war nach einjähriger Pause zu diesem Jahreswechsel wieder willkommener Wegbereiter für einen Übergang mit Schmunzeln.

Bis auf die zwei letzten Reihen im Rang ausverkauftes Haus, das Foyer dekorativ silbrig herausgeputzt, ein aufmerksames Betreuungsteam — so war für gute Stimmung alles vorbereitet.

Wenn man dann den alten Schwank "Der Raub der Sabinerinnen" von Franz und Paul von Schönthan in der Aufführung der Burghofbühne Dinslaken an der Figur des Theaterdirektors Striese festmachte, war es ein gelungener Silvesterabend. Für Anton Schieffer schien dieser Wandertheater-Chef Emanuel Striese geradewegs erfunden worden zu sein. In seinem Spiel steckte so viel Selbstverständlichkeit, Souveränität und Schalk, dass man sich an jeder Geste, jedem Wechsel des Minenspiels freuen musste. Für diesen Theaterdirektor schien einfach nichts unmöglich zu sein.

Hätte sich Kai Festersen in seiner Inszenierung für die Burghofbühne an dieser Figur orientiert und dem achtköpfigen Ensemble um Schieffer die gleiche Freiheit und Natürlichkeit gelassen, die Dialoge vielleicht einfach in die Gegenwartssprache geholt, dann wäre der Schwank wunderbar gewesen. So aber knarzte es an allen Ecken und Enden.

Die vielen kleinen Familienszenen im Haus des Gymnasialprofessors Gollwitz, aber auch die Annäherungen des Jungschauspielers Sterneck an die Professorentochter Paula oder die trockenen Begegnungen mit dem Weinhändler Groß hatten zu oft etwas Marionettenhaftes an sich, so als ob sie 125 Jahre in einer Konservendose eingesperrt gewesen wären und sich nun noch nicht wieder vollends lockern konnten. Es war auch nicht nachvollziehbar, warum die Sprechweise immer wieder ins Schrille, Verschreckte umschlug. Einmal mehr zeigte sich, wie wahr die Behauptung ist, dass nichts schwerer auf die Bühne zu bringen ist als ein leichtes Lustspiel.

Also blieb dem Publikum nicht die Mühe erspart, aus der mit manchem Schwung servierten Kost die kleinen Leckerbissen wie Puzzlestücke herauszupicken. Dazu gehörten der zwischen Sorgen und unbezähmbarer Eitelkeit hin und her pendelnde Gesichtsausdruck von Michael Gabel als Professor Gollwitz. Man konnte ihm nachfühlen, wie gerne er seine als Student verfasste Römertragödie einmal auf der Bühne sehen möchte.

Sonderbeifall ernteten die Turnübungen von Carsten Caniglia als verliebter Schauspieler Emil, und mit Funken von Keckheit oder Selbstbewusstsein lenkten Monika Sobetzko und Lara Christine Schmidt als Professorentöchter sowie Christiane Wilke als Dienstmädchen manche Blicke auf sich.

(gs)
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