An(de)dacht Befreiende Kraft des Gesetzes?

Ratingen · Seit Bestehen der Menschheit zeigt sich immer wieder, dass notwendige Arbeit durch Gesetze zum Wohle des Menschen geregelt werden muss. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass die Beziehung zwischen Mensch und Arbeit oft aus dem Lot geraten ist - zum Nachteil der betroffenen Personen.

Die Arbeitsverhältnisse sollten in ausgewogenem Maße beide Seiten im Auge haben, sowohl den Arbeitgeber als auch den Arbeitnehmer.

In den katholischen Messen des 9. Sonntags im Jahreskreis hören wir, dass einige Regelungen ins Absurde führen können (Mk 2,23 - 3,6). Am Sabbat - dem Ruhetag der Juden - war jegliche Form von Arbeit streng verboten. Der Sabbat war, vom Schöpfungsbericht ausgehend (Gott ruhte am siebten Tag), dazu bestimmt, Kraft zu sammeln für die Anforderungen das Alltags.

Jesus erlaubt seinen Jüngern, am Sabbat das zu tun, was eigentlich als Arbeit verboten ist. Sie durften Ähren rupfen, um ihren Hunger zu stillen. Die Pharisäer - die Gesetzeslehrer - nahmen eher in Kauf, dass Menschen Hunger leiden, statt Gesetze zu brechen. Zu Recht weist Jesus diese Einstellung zurück und betont, dass Gesetze dem Wohle des Menschen dienen sollen und nicht der Mensch Sklave in der Erfüllung von Gesetzen ist. Leider gibt es auch heute viele Menschen, die den Ruhetag mit Aktivitäten füllen, die nur als "Arbeit" bezeichnet werden können, obwohl es gar nicht notwendig ist. Das hat Jesus nicht gemeint. An dieser Stelle würde er den Pharisäern zustimmen. Der arbeitende Mensch braucht eine Phase der Ruhe. Wer sich ihr verweigert, treibt sich in die Krankheit. Wir nennen solche Personen "Workaholiker". Sie steuern auf Depression oder Burnout zu.

Wir dürfen nicht die Menschen übersehen, die als Gegenteil der Workaholiker gelten. Ihr Bestreben ist es, Gesetze zu finden und anzuwenden, die sie von jeglicher Arbeit und Verantwortung für sich selbst und die Gesellschaft entbinden. Auch das ist Absurdität!

Das Gesetz also ist weder Befreier noch Versklaver. Es weist uns darauf hin, wie wir in Verantwortung für uns selbst und für die Gesellschaft handeln sollen.

KAPLAN KRZYSZTOF ZASANSKI, KATHOLISCHE KIRCHENGEMEINDE HEILIG GEIST IN RATINGEN

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort