Ausstellung „Körperwelten“ Erkratherin hat ihren Leichnam gespendet

Kreis Mettmann · Gunther von Hagens „Körperwelten“ faszinieren Delia Ostrowski. Die Ausstellung kennt sie bestens. Doch ihre Begeisterung ging über bloße Faszination hinaus.

 Delia Ostrowski möchte ihren Körper für die Wanderausstellung „Körperwelten“ von Gunther von Hagens spenden.

Delia Ostrowski möchte ihren Körper für die Wanderausstellung „Körperwelten“ von Gunther von Hagens spenden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Begonnen hat alles, als Delia Ostrowski einen Fernsehbericht über die Arbeit von Dr. Gunther von Hagens gesehen hat. „Ich war total fasziniert“, erinnert sich die Erkratherin. Doch ihre Begeisterung ging über bloße Faszination hinaus. Denn Delia Ostrowski schrieb darauf nach Heidelberg und bot damals ihren Körper im Todesfall zur Plastination an. „Ich habe aber nie mehr was gehört.“ Doch dann wurde die erste Ausstellung der „Körperwelten“ in Oberhausen eröffnet und erzeugte eine äußerst kontroverse Diskussion. „Ich war mit meinem Partner dort und habe sofort ein Spenderformular gekauft“, erzählt sie.

Damals musste man diese Formulare noch kaufen. Auf dem Formular konnten verschiedene Wünsche angekreuzt werden, beispielsweise ob der Körper nachher ein „Ausstellungsstück“ werden soll oder nicht. „Ich habe alles angekreuzt“, verrät Delia Ostrowski lächelnd. Als sich dies in ihrer Verwandt- und Bekanntschaft herumsprach, stieß die Erkratherin natürlich auch hier auf Skepsis und Kritik. „Willst du das wirklich machen?“

Damals gingen auch Gerüchte um, dass von Hagens die Körper für seine Exponate auf unseriöse Weise beziehe. Doch Delia Ostrowski gibt nichts auf Gerüchte. „Ich weiß, wo er meinen Körper herhat, das reicht mir“, meint die couragierte Frau. Aber wie kommt man auf die Idee, seinen Körper nach dem Tod der Wissenschaft oder gar einer Wanderausstellung zur Verfügung zu stellen? „Ich finde es gut, dass man mit der Ausstellung auch Nichtmedizinern die Möglichkeit gibt, zu sehen, was man sonst nicht sieht und das noch in 3D oder sogar zum Anfassen“, erklärt die 65-Jährige.

Außerdem sei es wichtig, den Medizinstudenten eine Möglichkeit zu geben, ihre Operationspraxis zu üben. „Nicht am lebenden Patienten“, meint Delia Ostrowski. Ob ihr Körper nach dem Tod einmal in einer der Körperwelten-Ausstellungen landet, weiß sie heute noch nicht. „Ich habe viele Tattoos“, meint sie, „vielleicht wird davon etwas genommen.“ Aber eigentlich ist es ihr auch egal, ob er nun ausgestellt oder zu Übungszwecken für die Studenten dient. Wichtig ist ihr, dass er der Wissenschaft zur Verfügung gestellt wird.

„Die Wissenschaft profitiert und vielleicht auch die Lebenden“, meint sie. In einer so schnelllebigen Zeit sei Forschung wichtig. „Das hat uns auch die Pandemie deutlich gezeigt.“ Delia Ostrowski ist seit 2010 beruflich im medizinischen Umfeld tätig. Zwar hat sie mit Patienten nichts zu tun, arbeitet aber im Vertrieb und der Abwicklung. „Für mich ist die Körperspende eine Verständnisfrage“, sagt sie, „ja, vielleicht auch eine Glaubensfrage.“

Natürlich hat sie die Ausstellung „Körperwelten“ schon öfter besucht. „Vier oder fünf Mal“, sagt sie, „immer, wenn sie hier in der Nähe war.“ Vor allem, wenn neue Exponate gezeigt wurden, war Delia Ostrowskis Interesse geweckt. „Ich finde es spannend, Organe oder Blutgefäße zu sehen“, meint sie.

Der Mensch sei ein faszinierendes Wesen. „Und manche sehen von innen besser aus, als von außen“, fügt sie lachend hinzu. Bis zum 22. August ist die Ausstellung „Körperwelten – eine Herzenssache“ mit 180 Exponaten im Mülheimer Technikum zu erleben.

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