Ausbildung in Mettmann Feuer und Flamme für die Feuerwehr

Ratingen · 29 junge Männer und eine Frau wollen Berufsfeuerwehrleute werden. Sie sind der erste Lehrgang auf der neuen Feuerwehrschule des Kreises Mettmann. 18 Monate lang trainieren sie den Ernstfall.

 Sandro Ziebold und Simon Regelin bekommen es zu Ausbildungszwecken mit echten Flammen zu tun. Binnen kurzem steigt die Temperatur im Übuingsraumn auf 200 Grad.

Sandro Ziebold und Simon Regelin bekommen es zu Ausbildungszwecken mit echten Flammen zu tun. Binnen kurzem steigt die Temperatur im Übuingsraumn auf 200 Grad.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wer von draußen kommt, sieht erst einmal schwarz. Sandro Ziebold von der Feuerwehr Erkrath und Simon Regelin von der Feuerwehr Monheim versuchen, sich in dem abgedunkelten Raum zu orientieren. Das Zischen ihrer Atemschutzgeräte wird zu einem Rhythmus, den ein Fauchen jäh unterbricht. Flammen laufen unter der Decke entlang. Ein Gasbrenner treibt die Zimmertemperatur binnen Sekunden in die Höhe. Ziebold und Regelin ducken sich, denn in einem Raum steigt die Hitze nach oben, am Boden ist es kühler, und in einem echten Einsatz wäre dort auch die Sicht besser. Hinterher sagt Ziebold: „Das ist heißer, viel heißer als die heißeste Sauna.“ An der Feuerwehrschule des Kreises Mettmann läuft diese Übung bei bis zu 200 Grad Celcius unter dem Stichwort „Gewöhnung an das Feuer“. Etwas zum Warmwerden also für jene 30 angehenden Berufsfeuerwehrleute, die hier der Premieren-Jahrgang sind.

Während die, die durchs Feuer gegangen sind, sich auf dem Hof erholen, kommen Kreisbrandmeister Torsten Schams, Schulleiter Markus Kühn und Vize Daniel Roßmeier hinzu. Seit April arbeitet die Feuerwehrschule des Kreises Mettmann. 29 Millionen Euro hat sich der Kreis das neue Gefahrenabwehrzentrum kosten lassen, in dem die Abteilung Bevölkerungsschutz, die Leitstellen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei, eine Notarztwache, das Übungszentrum für die freiwilligen Feuerwehren mitsamt der Feuerwehrschule untergebracht sind. Letztere hat zehn der 29 Millionen Euro gekostet, sagt Kreisbrandmeister Schams.

 An der Trainingsfassade lautet der erste Teil der Aufgabe: Über die Leiter klettern auf den Balkon im zweiten Stock.

An der Trainingsfassade lautet der erste Teil der Aufgabe: Über die Leiter klettern auf den Balkon im zweiten Stock.

Foto: Dirk Neubauer

Dafür gibt es unter anderem ein vierstöckiges Übungshaus, an und in dem Einsätze unter möglichst echten Bedingungen geübt werden können. Der Rauch kommt aus einer Nebelmaschine, die auch in Diskotheken verwendet werden kann. Die Einrichtung der Räume haben Feuerwehrkollegen mit Liebe zum Detail zusammengetragen. Es gibt unter anderem ein Kinderzimmer mit Stockbetten, eine Arztpraxis mit ausrangierten Möbeln, eine Küche. „Es bringt unseren Absolventen ja nichts, wenn wir sie leere Räume absuchen lassen würden“, erläutert Vize-Schulleiter Daniel Roßmeier.

 An der Feuerwehrschule des Kreises Mettmann wird mit Hochdruck gelöscht – aber nicht mit Druck gelehrt. Das gehört zum Konzept.

An der Feuerwehrschule des Kreises Mettmann wird mit Hochdruck gelöscht – aber nicht mit Druck gelehrt. Das gehört zum Konzept.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Nur wer den Ernstfall möglichst realitätsnah übt, ist vorbereitet. Dazu müssen die 30 Absolventen fit sein. Sie alle haben einen harten sportlichen Eingangstest nach den Regeln der Sporthochschule Köln bestanden. In dem 200 Grad heißen Raum waren Sandro und Simon in schwerer Feuerwehr-Kluft, die gegen Flammen schützen soll. Und sie trugen 25 Kilogramm an Ausrüstung am Körper. Die Pressluftflasche und das Atemschutzgerät sind die schwersten dabei. Falls nötig, hätten sie eine 80 Kilogramm schwere Übungspuppe aus dem Feuer geholt.

 Vize-Schulleiter Daniel Roßmeier: „Umgang auf Augenhöhe“.

Vize-Schulleiter Daniel Roßmeier: „Umgang auf Augenhöhe“.

Foto: Dirk Neubauer

Nur neun der 30 Absolventen kommen aus einer freiwilligen Feuerwehr. Was treibt einen an zu dieser Plackerei? „Ich möchte Menschen helfen“, sagt Kevin Hennigfeld von der Feuerwehr Ratingen. Erwartungen habe er keine gehabt, doch die ersten Wochen hier in der Feuerwehrschule haben ihn bestärkt: „Wir lernen eine Menge“.

Die jungen Schulleiter haben Kreisbrandmeister Torsten Schams und die sieben Auftrag gebenden Städte mit beruflichen Kräften der Feuerwehr im Kreis Mettmann – Langenfeld bildet in Bochum aus – davon überzeugt, dass der Geist der neuen Feuerwehrschule ein moderner sein soll. „Lehre 2Punkt0“ lautet das selbstkreierte Motto des Schulteams. „Wir möchten unseren Absolventen auf Augenhöhe begegnen“, sagt Daniel Roßmeier. Kollegialität soll gefördert, Kompetenz aufgebaut werden. „Für Eitelkeiten ist hier kein Platz“, ergänzt Schulleiter Markus Kühn, der mit den jungen Trainees im 200 Grad heißen Feuer-Raum war. Der Teamgeist soll im Miteinander entstehen, nicht durch harten Drill. „Wer hier bei uns ist, hat bereits eine Ausbildung absolviert und die harte Aufnahmeprüfung bestanden. Da wurde bereits etwas geleistet, und das erkennen wir an.“

Hier an der Feuerwehrschule soll ganzheitlich ausgebildet werden. Beispiel: die Suche nach Vermissten in einem total verrauchten Raum. Zwei Feuerwehrschüler machen sich im Entengang, später kriechend, auf den Weg. Tasten sich vor, müssen beieinander bleiben, aber zugleich eine bewusstlos im Brandrauch liegende Person finden. Jede Sekunde kann dabei entscheidend sein. „Am Freitag haben wir als Dozenten die Spezialisten einer Firma hier, die Wärmebildkameras herstellt. Die werden uns zeigen, was moderne Technik in einem solchen Fall tun kann und wie sie die Arbeit erleichtert – sofern sie zur Verfügung steht“, kündigt Vize-Schulleiter Roßmeier an. Jetzt aber wird die Basis erlernt. Nach kurzer Zeit zerren zwei junge Männer einen Kunstkörper ins Übungstreppenhaus.

Für jeden Teilnehmer zahlen die entsenden Feuerwehren 19.000 Euro für den 18-monatigen Ausbildungslehrgang. Sechs Monate wird in der Feuerwehrschule trainiert, bevor die rettungsdienstliche Ausbildung anschließt. Dann folgen sieben Monate Praxis in den heimischen Wachen und Speziallehrgänge. Ganz am Schluss steht die Prüfung. Die Noten werden den Städten zeigen, ob die Schule ihr Geld wert ist.

„Wir versuchen, unsere Schüler bestmöglich vorzubereiten. Wir – die vier aus dem Leitungsteams und 50 Dozenten aus den Feuerwehren der Städte – wollen aber auch von den Absolventen lernen und hoffentlich mit ihnen wachsen“, sagt Roßmeier. Es werde keinen Stillstand, sondern permanente Verbesserungen geben.

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