Jonges Aus Liebe zur Heimat

1956 wurde der Verein Ratinger Jonges gegründet, inzwischen hat er fast 900 Mitglieder. Das Ziel der Männer: Die Pflege von Brauchtum, Tradition und Geschichte.

 Im vergangenen Dezember erhielt Erich von Gersum in Begleitung seiner Frau Lore die Dumeklemmerplakette Ratinger Jonges.

Im vergangenen Dezember erhielt Erich von Gersum in Begleitung seiner Frau Lore die Dumeklemmerplakette Ratinger Jonges.

Foto: Blazy, Achim

So erhalten die Jonges nicht nur historische Gebäude und pflegen die Ratinger Mundart, sie verleihen auch die Dumeklemmerplakette an verdiente Ratinger Persönlichkeiten.

 Der Erhalt und die Sanierung des Dicken Turms war eines der großen Anliegen der Ratinger Jonges. Beim Turmfest feierte der Vorstand rund um Baas Georg Hoberg (dritter von rechts) mit den Bürgern.

Der Erhalt und die Sanierung des Dicken Turms war eines der großen Anliegen der Ratinger Jonges. Beim Turmfest feierte der Vorstand rund um Baas Georg Hoberg (dritter von rechts) mit den Bürgern.

Foto: Blazy, Achim

Man sagt, dass drei Deutsche schon einen Verein ausmachen. Danach gab es schon doppelt so viele Interessenten, als sich die Ratinger Jonges ihre Gemeinschaft ausdachten: Das war im November 1956. Keine zweieinhalb Monate später fand die Gründungsversammlung statt, und da waren es schon 23 Jonges. Nun, gut 55 Jahre später, nennen sich fast 900 Bürger Ratinger Jonges. Man mag keine ganz korrekte Zahl schreiben, denn täglich werden es mehr.

 Die Wandergruppe der Jonges trifft sich jeweils montags und bricht zu Touren in die gesamte Umgebung auf.

Die Wandergruppe der Jonges trifft sich jeweils montags und bricht zu Touren in die gesamte Umgebung auf.

Foto: Blazy, Achim

Gegenwärtig steht Georg Hoberg als fünfter Baas an der Spitze des größten Ratinger Männerver-eins. In den ersten Jahren mussten die Aspiranten 20 Jahre ihren Wohnsitz in Ratingen haben, später reichten zehn Jahre sesshafter Heimatverbundenheit. Aber die grundsätzlichen Vereinsinteressen darf niemand verraten. Es geht ganz klar um die Pflege heimatlichen Brauchtums und die Förderung alten Kulturgutes, die Bewahrung Ratinger Mundart, die Erhaltung historischer Gebäude, die Erinnerung an Geschichte und Legenden der Heimatstadt sowie die Förderung der Geselligkeit.

Hauptaufgabe Restaurierung

Aber die Hauptaufgaben der Ratinger Jonges sind Patenschaften, Restaurierungen und Sanierungen historischer Gebäude. Nach fünfeinhalb Jahrzehnten voller Ideenreichtum sind die Jonges nicht nur für sich ein eingeschworener Zirkel (natürlich duzen sie sich), sondern sind die Ergebnisse ihres Einsatzes allerorten zu sehen. Sie haben an den vier Standorten früherer Stadttore Tafeln in den Boden legen lassen und auch dort, wo die Ratinger Synagoge stand, ließen den Dicken Turm gründlich renovieren, die Kreuzkapelle Heiligenhäuschen, den Portikus im Ehrenfriedhof, stehen vor der Fertigstellung der Hauser Kapelle. Und das schon zum zweiten Male.

Die 40 erfreulich zurückhaltend gestalteten Informationstafeln an denkmalgeschützten Gebäuden — Stationen für eine Geschichtswanderung — bezahlten die Jonges genauso wie die Plastik mit der Märch-Glocke am Arkadenhof und das Ratingen-Relief am Bürgerhaus. Es wurde mit ihrer Hilfe sogar einmal ein Mundart-Wörterbuch aufgelegt. Bei all dem Einsatz für die Allgemeinheit kommt der Männerverein auch auf seine Kosten: Man trifft sich zu Stammtisch und Frühschoppen, diskutiert, tauscht sich aus, hört sich Vorträge an und unternimmt Besichtigungen. Bei Kollekten und Spendenaktionen kommen erkleckliche Summen für soziale Zwecke zusammen. Mehr als 150 Mitglieder machen in der Montags-Wandergruppe mit, die einmal pro Monat aufbricht. Man betet auf Platt bei der Mundartmesse und verleiht seit ein paar Jahren die Dumeklemmer-Plakette an verdiente Ratinger, dreimal an eine Frau. Tatsächlich haben auch Jonges Ehefrauen, Freundinnen, Begleiterinnen. Sie sind zum Beispiel dabei, wenn man sich zum Biwak, manchen Ausflügen oder auf Vereinsreisen trifft. Und sie wissen, dass der abwesende heimische Jong bei den Zusammenkünften im Männerkreis an bedeutsamen Vorhaben für die Stadt Ratingen beteiligt ist.

Oder, dass er wandert und besichtigt. Und eine wirklich gute Tat der Ratinger Jonges verschönt allen Besuchern der Altstadt den Blick auf alte und neue Gemäuer: Die üppigen Blumenampeln an den Laternen werden seit Jahren auch mit ihren finanziellen Zuschüssen zum Blühen und Gedeihen gebracht.

(RP)
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