Ratingen Zahl der Schlaganfalltoten schwankt

Ratingen · Marien-Krankenhaus in Ratingen ist trotz Corona gut auf Notfälle vorbereitet. Bei Verdacht auf Schlaganfall auch während der Pandemie sofort einen Rettungswagen rufen, rät der Chefarzt.

 Bei Verdacht auf Schlaganfall zählt jede Minute.

Bei Verdacht auf Schlaganfall zählt jede Minute.

Foto: dpa/Boris Roessler

Die Kraankenkasse IKK meldet für das Jahr 2019 weniger Schlaganfalltote im Kreis Mettmann als in den Jahren zuvor. Wir haben im Marienkrankenhaus nachgefragt, ob sich dieser Trend dort bestätigt. „Wir können diese Entwicklung nicht bestätigen. Im Jahr 2018 wurden 52 Patienten mit Schlaganfällen bei uns im Hause ambulant oder stationär behandelt, 2019 waren es 54 und 2020 waren es 47“, berichtet Gina Anna Viola, Sprecherin des Krankenhauses.

Doch nicht jeder Schlaganfallpatient aus Ratingen kommt im Marienkrankenhaus an. Sie werden oft auch nach Düsseldorf oder Essen gebracht. Bei Verdachtsfällen bestimmen Ratinger Notfallmediziner Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzucker, nehmen neurologische Untersuchungen vor und führen eine labortechnische Blutdiagnostik durch. Bei Verdacht auf einen akuten Schlaganfall wird unverzüglich der Weitertransport zu einer Stroke Unit (Krankenhausabteilungen, die ausschließlich auf die Diagnostik und Therapie von Schlaganfällen spezialisiert sind) vorgenommen. Bei instabilen Patienten fährt ein Arzt mit.

Die Statistik belegt einen Rückgang der Schlaganfalltoten. „Die Ursache für diese Entwicklung ist nicht eindeutig geklärt. Es ist jedoch zu vermuten, dass eine gute Aufklärung der Bevölkerung dafür sorgt, dass Patienten die Symptome besser zuordnen können und somit schneller ins Krankenhaus kommen. Je früher die Therapie erfolgt, desto höher sind die Erfolgsaussichten. Umso wichtiger ist es, auch während der Pandemie bei Verdacht auf einen Schlaganfall nicht zu zögern und sofort einen Rettungswagen zu rufen“, so die Krankenhaussprecherin.

Vorbereitet ist das Krankenhaus auf jeden Fall. Dr. Markus Freistühler, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin: „Das Sankt Marien Krankenhaus ist unter den aktuellen Pandemiebedingungen genauso gut vorbereitet wie sonst. Beispielsweise können wir weiterhin rund um die Uhr eine Computertomographie (kurz: CT) des Schädels machen. Wie oben berichtet untersuchen wir die Patienten in der Zentralen Notaufnahme und leiten dann umgehend die weiteren Schritte in die Wege. Die Zusammenarbeit mit den umliegenden Häusern ist bereits seit Jahren eingespielt.“

Für eine optimale Behandlung müssen zunächst die Ursachen von Schlaganfällen erklärt werden. Markus Freistühler erklärt den Unterchied zwischen Kirninfakrt und Hirnblutung: Der Schlaganfall (auch Apoplex oder Hirninsult), wird für unterschiedliche Erkrankungen verwendet, die verschiedene Ursachen haben und damit auch unterschiedliche Therapien erfordern. Gemeint ist, dass er immer eine akut einsetzende Minderdurchblutung des Gehirns darstellt. In etwa 85 Prozent der Fälle liegt die Ursache in einem Gefäßverschluss. Bei den restlichen 15 Prozent kommt es zu einer Blutung im Gehirn als Ursache der Beschwerden. Je nach Ursache spricht man auch vom Hirninfarkt oder von einer Hirnblutung. Der Hirninfarkt oder auch ischämischer Schlaganfall entsteht durch einen Gefäßverschluss.

Bei einer Hirnblutung (auch hämorrhagischer Schlaganfall) ist ein Gefäß im Gehirn geplatzt und somit werden bestimmte Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Unabhängig von der Art des Schlaganfalls kommt es zu einer Mangeldurchblutung der dahinterliegenden Hirnareale und somit zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Je länger die betroffenen Hirnareale nicht oder zu wenig versorgt werden, desto größer sind die Schäden des Gehirns. Die Ausfälle unterscheiden sich je nachdem welche Hirnregion betroffen ist. Der Behandlung voran geht die Differentialdiagnose, ob es sich um einen Hirninfarkt oder eine Hirnblutung handelt. Dies geschieht mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens, im Normalfall mittels Computertomographie des Schädels.

Liegt eine Minderdurchblutung vor ist eine Möglichkeit eine intravenösen Lysetherapie. Dabei wird eine Substanz in die Vene injiziert, mit der das gebildete Gerinnsel im Gehirn aufgelöst werden soll.

Alternativ oder zusätzlich kann eine sogenannte Thrombektomie durch einen Neuroradiologen durchgeführt werden. Bei dieser Methode soll das Blutgerinnsel mittels eines Katheters entfernt werden, der in die Arterie des Gehirns vorgeschoben wird. Ähnlich wie beim Herzkatheter in der Regel eine Arterie in der Leiste punktiert und ein Katheter bis zum betroffenen Gefäß vorgeschoben. Diese Behandlung erfolgt durch einen Neuroradiologen.

Bei Hirnblutungen gibt es je nach Art und Schweregrad verschiedene Therapiemethoden, von medikamentöser Schmerzbekämpfung und Bettruhe bis hin zu neurochirurgischen Eingriffen.

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