Ratingen<strong> Auf Reisen Vorurteile abbauen

Ratingen&lt;strong&gt; · Martin-Luther-King-Schüler besuchen im Rahmen eines EU-Projektes Spanien, Polen, Dänemark und die Türkei.

Bettina Gondorf weiß genau, wovon sie spricht: "Mit diesem Projekt bauen wir nicht nur bei unseren Schülern Vorurteile ab, sondern zeigen auch im Ausland, dass Vorurteile über Deutsche nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen." Die Spanischlehrerin betreut an der Martin-Luther-King-Schule (MLKS) das aus EU-Mitteln geförderte Projekt "Comenius"— gegen Rassismus, für mehr Toleranz und Vielfältigkeit. Und die gibt es an der Gesamtschule an der Erfurter Straße definitiv: "52 Prozent unserer Schüler sind Deutsche mit Migrationshintergrund", sagt Schulleiter Michael Kreft.

Seit zwei Jahren ist die Schule an dem Projekt beteiligt, zu dem auch Schulen in Polen, Dänemark, Spanien und der Türkei gehören. An den Bosporus reist die Ratinger Gruppe im nächsten Frühjahr zusammen mit anderen Schulen. Wichtig ist für Bettina Gondorf die Auswahl der Jugendlichen, die mitfahren werden: "Wir schauen, dass wir Schüler mitnehmen, die keinen Bezug zu dem Land haben, in das wir reisen", sagt sie. Sechs Plätze stehen zur Verfügung.

Bei der jüngsten Tour nach Polen wurden die unter anderem mit Teenagern besetzt, die ihre Wurzeln in Sri Lanka und dem Iran haben. Jeweils vier Tage dauert eine solche Tour, bei der die Jugendlichen bei Gastfamilien schlafen. Gelebte Toleranz gehört zum Bildungsauftrag von Schule sagt Hildegard Jacob vom Schulministerium: "Die originale Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen ist extrem wichtig, um Toleranz zu entwickeln. Ein Austausch mit anderen Ländern muss Teil schulischer Ausbildung sein."

Doch nicht nur für die Schüler sind diese Reisen von Bedeutung, auch Bettina Gondorf und ihre Kollegen erleben viel, wie Schule in anderen Ländern funktioniert: "In Dänemark ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass die Schüler undisziplinierter sind als bei uns. Aber trotzdem ist der Umgang zwischen Lehrern und Schülern sehr herzlich."

An der MLKS gibt es eine spezielle Comenius-AG, die sich das Thema Toleranz auf die Fahne geschrieben hat. Rund 30 Teilnehmer der achten und neunten Klassen zählt diese Gruppe, die sich einmal wöchentlich trifft. Stefanie Böing gehört zu dieser Gruppe: "Ich interessiere mich sehr für andere Länder und Kulturen und habe so die Möglichkeit, schon in meiner Schulzeit Einblicke zu erleben. Dazu kommt auch noch, dass ich so praktisch mein Englisch verbessern kann", so die 16-Jährige, bei der sich das sogar schon in den Noten widergespiegelt hat: "Ich habe in Englisch immer so im Dreier-Bereich gestanden. Nach den Reisen stand die Zentralprüfung an, die ich mit der Note 2 abgeschlossen habe."

Mitschülerin Vanessa Bohn hat einen ganz anderen positiven Aspekt entdeckt, konnte eigene Vorurteile abbauen: "Ich habe immer gedacht, Polen wären ganz verschlossene, konservative Menschen. Als ich dann beim Austausch in Spanien mit den polnischen Schülern in Kontakt gekommen bin, habe ich gemerkt, dass das überhaupt nicht stimmt. Die waren sehr offen und interessiert an allem." Für beide Mädchen ist eines klar: "Ein solches Projekt ist enorm wichtig und nutzt uns auch für das spätere Leben." Jetzt haben sie eine Hoffnung: "Wir würden gerne im Frühjahr mit in die Türkei."

(wol)
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