Ratingen Auf der Suche nach den besten Flieger-Bildern

Ratingen · Seit fast 40 Jahren üben Flugzeuge eine besondere Faszination auf den Tiefenbroicher Thomas Fraszczak aus - er fotografiert diese Flieger. Neudeutsch heißt das Planespotter.

 Der A 380 hebt vom Düsseldorfer Flughafen ab - eines der Lieblingsbilder des Tiefenbroicher Planespotters.

Der A 380 hebt vom Düsseldorfer Flughafen ab - eines der Lieblingsbilder des Tiefenbroicher Planespotters.

Foto: Fraszczak

Manchmal sind es Zufälle, die einem Leben eine ganz besondere Wendung geben. Bei Thomas Fraszczak war es eine Postkarte, die er in einem Gebüsch fand. Das war irgendwann Anfang der 1970er Jahre. "Darauf war eine Condor 707 abgebildet", erinnert sich der Tiefenbroicher. Entstanden ist aus diesem Fund eine Faszination, für die der Maschinenführer auch noch rund 40 Jahre später nahezu seine komplette Freizeit opfert.

 Flugzeuge und mindestens eine Kamera - für Thomas Fraszczak sieht so die ideale Freizeitbeschäftigung aus. Seine Familie hat für sein außergewöhnliches Hobby großes Verständnis.

Flugzeuge und mindestens eine Kamera - für Thomas Fraszczak sieht so die ideale Freizeitbeschäftigung aus. Seine Familie hat für sein außergewöhnliches Hobby großes Verständnis.

Foto: Blazy, Achim (abz)

"Ich finde Flugzeuge einfach faszinierend", sagt er. Wobei das wohl eher eine Untertreibung ist. Fraszczak ist das, was man neudeutsch "Planespotter" nennt. Einer jener Menschen, die sich teilweise stundenlang mit Kameras in Einflugschneisen, auf Besucherterrassen von Flughäfen oder mit einer Leiter am Zaun vor den Start- und Landebahnen postiert - immer auf der Suche nach dem besten Foto von besonderen Maschinen. Sind es heute digitale Fotos, die er sammelt, hatten es ihm in den ersten Jahren eben die Postkarten angetan. Über 4000 Exemplare sind so in rund sieben Jahren zusammen gekommen. "Irgendwann habe ich aber damit aufgehört, habe heute nur noch einige wenige", erzählt Fraszczak, der sich gerne an alte Zeiten erinnert: "Früher wurde wesentlich öfter getauscht."

 Zur Grundausstattung eines Planespotters gehört neben mindestens einer Kamera auch immer eine kleine Trittleiter.

Zur Grundausstattung eines Planespotters gehört neben mindestens einer Kamera auch immer eine kleine Trittleiter.

Foto: Achim Blazy

Und vor allem: "Als ich dann mit dem Fotografieren anfing, konnte man noch direkt aufs Rollfeld und Bilder machen." Heute - erst recht nach den Attentaten vom 11. September 2001 - völlig undenkbar. Kommen die Spotter heute zu nah an den Zaun, der das Rollfeld umgibt, steht in der Regel gleich der Sicherheitsdienst auf der Matte. In Paris zum Beispiel muss man sich vor dem Fotografieren sogar extra bei der Gendarmerie anmelden und bekommt einen Ausweis, der bei Kontrollen vorzuzeigen ist. Wahre Schätze beherbergt der Familienvater in den raumhohen Schränken seines Arbeitszimmers, entsprechend stolz ist er auch drauf: Tausende Dias lagern hier, fein säuberlich sortiert nach Flugzeugtypen, katalogisiert in einer langen Liste.

Fraszczak schwelgt in Erinnerungen: "Das waren noch Zeiten. Da hatte man noch etwas in der Hand, konnte tauschen." Im Zeitalter der Digitalfotografie ist das anders geworden. Zwar werden die Bilder über soziale Netzwerke oder eigene Seiten anderen Spottern zugänglich gemacht, doch wirkliche Tauschgeschäfte sind die Ausnahme - so wie beim A 380. "Davon gibt es nicht so viele weltweit. Da habe ich mir zum Ziel gesetzt, von allen ausgelieferten Exemplaren ein Bild zu haben", so der 51-Jährige. Und da er nicht überall auf der Welt unterwegs sein kann, wird dafür halt getauscht.

Wenn der Tiefenbroicher loszieht, dann ist er bestens ausgerüstet. Neben dem großen Fotorucksack - natürlich mit zwei Kameras - gehört zum Beispiel auch eine kleine Trittleiter zur Grundausstattung. Und ansonsten jede Menge Geduld. Denn so ein Spotter-Tag kann ganz schön lang werden. "Wenn ich nicht nur wegen einer bestimmten Maschine da bin, dann bleibe ich schon einmal ein paar Stunden." Mehrere hundert Bilder entstehen so, von denen es am Ende nur ein Bruchteil ins - mittlerweile digitale - Archiv schafft. Fein säuberlich nach Tagen hat Fraszczak da seine Bilder sortiert, auch hier mögen es mittlerweile Tausende sein.

Seine Frau und sein Sohn teilen die Faszination für sein Hobby bedingt: "Zu Dia-Zeiten hat meine Frau noch mit gemacht, heute nicht mehr. Und mein Sohn möchte Pilot werden." Ein glücklicher Zufall ist sein Schichtdienst: "So kann ich mich tagsüber, wenn der Rest aus dem Haus ist, vor allem meinem Hobby widmen." Und da muss es manchmal auch ganz schnell gehen - wenn zum Beispiel übers Internet die Information reinkommt, dass ein bestimmter Vogel, auf den Thomas Fraszczak schon lange heiß ist, innerhalb der nächsten Viertelstunde in Düsseldorf landet. Für solche Fälle steht die Spotter-Grundausstattung immer parat. "Beim letzten Mal hatte ich von der Info bis zum Eintreffen der Maschine gerade einmal knapp 15 Minuten Zeit", erzählt der Flugzeugfan: "Aber ich habe es geschafft und mein Bild bekommen."

(wol)
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