Heiligenhaus Archäologen gehen auf Metallsuche

Heiligenhaus · Vor Baubeginn am Panorama Garten sind Helmut Grau und Sven Polkläser am Nordring auf Zeitreise – im Dienst der Wissenschaft.

 Helmut Grau und Sven Polkläser sind im Auftrag des Landschaftsverbands am Nordring mit Metalldetektoren unterwegs.

Helmut Grau und Sven Polkläser sind im Auftrag des Landschaftsverbands am Nordring mit Metalldetektoren unterwegs.

Foto: A. Blazy

Vor Baubeginn am Panorama Garten sind Helmut Grau und Sven Polkläser am Nordring auf Zeitreise — im Dienst der Wissenschaft.

Die Sprache der Metalldetektoren ist eine ganz besondere. Ihre Töne mögen für manchen nur undefinierte Pieptöne sein, für die Eingeweihten jedoch, können sie wahre Schätze verheißen — und Zeitreisen von der Steinzeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Helmut Grau und Sven Polkläser gehören zu diesen Eingeweihten. Mit den Metalldetektoren im Anschlag und den Füßen tief in der regennassen Erde waren die beiden ehrenamtlichen Archäologen und Historiker auf Schatzsuche in der Abtsküche.

Denn bevor auf dem Feld am Nordring/Abtskücher Straße die Bagger für das Neubaugebiet "Panorama Garten" anrücken, haben sie im offiziellen Auftrag des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege die Prospektion, also die Begehung mit Metalldetektor und auf Sicht, des Areals in Angriff genommen. Bei der Prospektion machten sich die beiden mit dem Spaten auf die Suche nach Funden, die die Metalldetektoren in etwa 20 bis 30 Zentimeter Erde ankündigen. Jeder Erdbrocken, der Metall enthalten könnte, wird dabei sorgsam von den beiden untersucht. "Dazu gehört viel Geduld", sagte Grau. Gefunden haben sie am Montag nicht viel. "Eine Münze mit Kaiser Wilhelm-Prägung, die zu einem Schmuckstück umgearbeitet wurde", verkündete Grau, der die Münze reinigte. Außerdem haben wir noch zwei Geschosshülsen gefunden, deren Herkunft uns noch nicht ganz klar ist." Die Hoffnung auf große Funde war dabei von Anfang an gering, denn Karten zeigen, dass das Gebiet nicht bebaut war. Gefunden haben sie dabei zumeist "Zivilisationsmüll" — Kronkorken, Etiketten, Rohre, Draht. Interessant sei das Gebiet für Archäologen, da es unmittelbar unterhalb der alten Landwehr lag, einem Wall, der in etwa dem Verlauf der heutigen Hauptstraße entsprach. Die Landwehr hatte der Herzog vom Berg im 14. und 15. Jahrhundert anlegen lassen. "Hier war eine beliebte Handelsstraße und auch das Schloss Hetterscheidt, dem der Geschichtsverein schon lange nachspürt, liegt in der Nähe", so Grau. Für das Duo wären Münzfunde ein schöner Lohn für diese Schatzsuche, die sie nicht nur mit Spaten und Detektor aufs Feld führt. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass mindestens ein halbes Jahr Recherche die Vorarbeit für etwa acht bis neun Stunden Suche auf dem Feld ist", erklärt Grau.

Bevor sie angefangen haben, archäologisch zu forschen, war Heiligenhaus ein weißer Flecken auf der archäologischen Karte des Amtes für Bodendenkmalpflege. Die beiden Heiligenhauser ergänzen sich bei ihrer ehrenamtlichen Aufgabe dabei prima. Sven Polkläser nutzt zur Recherche das Internet, während Helmut Grau der Spezialist in Sachen "Fund-Reinigung" ist. "Für die Säuberung von kleinen Wrackteilen zum Beispiel, die höchste Präzision und Fingerspitzengefühl erfordert." Funde aus dem Zweiten Weltkrieg, wie an einer Absturzstelle in der Ilp, waren dabei am Nordring eher nicht zu erwarten. "Uns interessieren die Schicksale und Geschichten, die hinter den Funden stecken", so Grau. "Wir sind stets dankbar über Zeitzeugen, die uns helfen können."

(sade)
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