Ambulanz Ambulanz für Eltern von Schrei-Babys

Ratingen · Ab Februar gibt es das neue Angebot in der Kita an der Oststraße. Es ist das einzige dieser Art im Kreis Mettmann.

 In diesem Raum der Kita an der Oststraße eröffnet im Februar die Schrei-Ambulanz.

In diesem Raum der Kita an der Oststraße eröffnet im Februar die Schrei-Ambulanz.

Foto: Ja/Blazy, Achim (abz)

Sie schreien oft stundenlang und lassen sich weder durch Stillen noch Tragen oder Schaukeln beruhigen. Wenn Kleinkinder mehr als drei Stunden am Tag, an mehr als drei Tagen in der Woche und mehr als drei Wochen lang schreien, sprechen Experten von Schrei-Babys.

Eltern mit solchen Kindern wissen sich meist nicht mehr zu helfen, sind untröstlich und oft am Ende ihrer Kräfte. Ab dem 6. Februar haben solche Eltern nun eine Anlaufstelle in Ratingen. Dann nämlich beginnt die Baby-Schrei-Ambulanz des Ratinger Netzwerkes Frühe Hilfen in der Kindertagesstätte an der Oststraße mit ihrer Arbeit. Einmal wöchentlich, nämlich mittwochs von 16 bis 18 Uhr, wird eines von zwei Beraterteams als Ansprechpartner vor Ort sein.

Die Teams sind einmal die Familienhebamme Elke Harder und die Sozialarbeiterin Elisabeth Weiss, zum anderen die Familienhebamme Christiane Schnurr und die Familientherapeutin Lisa Walkenbach. Sie versuchen, zunächst im Gespräch Ursachen zu ergründen, um dann mögliche weiterführende Hilfen anzubieten. Unterstützung bekommt die Schrei-Ambulanz durch das Helios Klinikum Niederberg in Velbert, dessen Kinderklinik bei Bedarf die Möglichkeit einer stationären Aufnahme von Eltern und Kindern anbietet.

Laut Statistik werden jeweils zehn Prozent der Säuglinge eines Jahrgangs als Schreibabys eingestuft. Umgerechnet auf Ratingen wären das in Ratingen zwischen 80 und 160 Kinder. Deren Eltern mussten bisher außerhalb der Stadt Hilfe suchen, beispielsweise in den Schreiambulanzen in Düsseldorf oder in Duisburg Huckingen. Doch die Wartezeiten waren lang, in Düsseldorf beispielsweise rund ein Vierteljahr.

Im Kreis Mettmann fehlte ein solches Angebot bisher. Allerdings ist die Schrei-Aambulanz in Ost zunächst nur als Anlaufstelle für Ratinger Eltern gedacht. Die müssen sich zunächst bei der Psychologischen Beratungsstelle an der Philippstraße anmelden. Die Termine werden nach Eingang der Anmeldungen vergeben.

Die beiden Teams vor Ort wissen um die hohe Belastung der betroffenen Eltern. „Deren Leidensdruck ist groß“, sagt Familienhebamme Elke Harder. Und nicht immer kann sie so schnell helfen wie in einem ihrer jüngsten Fälle. Das schreiende Kleinkind fiel durch seine schräge Kopfhaltung im Bettchen auf: Nackenprobleme, die bei der Geburt entstanden waren. Ein Besuch beim Osteopaten konnte hier die Ursachen schnell beheben.

Doch oft sind es eben keine körperlichen Ursachen, die für das Schreien verantwortlich sind. Manchmal stimme die Kommunikation zwischen Eltern und Kind eben noch nicht, weiß Familientherapeutin Lisa Walkenbach. „Bei der Geburt wird eben keine Gebrauchsanweisung für das Kind mitgeliefert“. Schreit das Kind, dann werden Eltern oft nervös und übertragen dies auf das Kind. Da reicht es manchmal eben auch, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Doch weder die Ursachen sind immer gleich noch die Hilfen. Dies alles soll in den Gespräche geklärt werden. Und die unterliegen der Schweigepflicht.

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