Ratingen Kein Denkmal – aber geschichtsträchtig

Am Tag des offenen Denkmals öffnete auch die Johann-Peter-Melchior-Schule für interessierte Besucher.

 Manfred Buer erzählte in der Johann-Peter-Melchior-Schule den Besuchern Schulgeschichten von früher.

Manfred Buer erzählte in der Johann-Peter-Melchior-Schule den Besuchern Schulgeschichten von früher.

Foto: Blazy, Achim (abz)

 Spricht man von einem Denkmal, denkt man in der Regel erst einmal an ein altes Fachwerkhaus, einen Turm oder einem ähnlichen Zeugnis der Kulturgeschichte. Doch auch Gebäude aus der Nachkriegszeit können geschichtsträchtig sein, erinnern sie doch an die typische Bauweise der damaligen Zeit.

„Der Baustil der Johann-Peter-Melchior-Grundschule  (JPM) ist typisch für die Bauweise der 50er Jahre und daher durchaus ‚geschichtsträchtig‘. Daher möchten wir das Gebäude am Tag des offenen Denkmals vorstellen und den Leuten näher bringen“, sagte Barbara Lüdecke, Vorsitzende der Lintorfer Heimatfreunde. Die Heimatfreunde hatten bereits versucht, das Gebäude der JPM unter Denkmalschutz zu stellen. Doch das Gesuch wurde von der Unteren Denkmalbehörde abgelehnt wegen der baulichen Veränderungen. Das Gebäude werde daher von der Behörde als nicht denktmalwerte „Massenware“ der 1950er Jahre eingestuft. Trotzdem hat der Verein, dieses Gebäude für den Tag des offenen Denkmals vorgeschlagen und fand damit beim Ratinger Kulturamt Zustimmung, da es hervorragend zum diesjährigen Motto des Tages „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ passt.

Mit den Worten „Geschichte ist wichtig, denn sie prägt die Gegenwart“ begrüßte daher am Sonntag die derzeitige Schulleiterin der Lintorfer Grundschule, Marlene Stuckart, die anwesenden Besucher. Viele von ihnen waren bereits selber Schüler an der JPM gewesen und diskutierten lebhaft miteinander, wie es früher doch war und was sich wie geändert hatte. Walburga Abels zum Beispiel kann sich noch an einen alten Brunnen auf dem Schulhof und den Fahrradraum erinnern. „Ich wurde Ostern 1958 hier eingeschult und blieb hier neun Jahre. Es hat sich am Gebäude im Wesentlichen nicht sehr viel verändert “, berichtete sie.

Bevor es zu einem Rundgang durch das Gebäude ging, gaben Manfred Buer, Ehrenvorsitzender des Lintorfer Heimatvereins, und Heinz-Peter Schreven, Schullleiter der JPM von 1997 bis 2017, einen interessanten Einblick in die Geschichte der Schule. Und es wurden alte Fotografien gezeigt.

Bis zur Grundsteinlegung des jetzigen Gebäudes im Oktober 1953 und offizieller Einweihung ein Jahr später wurden die Kinder zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Lintorfer Rathauses unterrichtet. Aufgrund von Baumängeln am Gebäude wurde eine neue Schule erforderlich, so dass nach Plänen des Architekten Hans Rothenburger auf dem Gelände des ehemaligen „Hofes Hinüber“ eine neue, moderne Schule errichtet wurde. „Sie war schon damals eine sehr moderne Schule, die als ein Muster für viele weitere Schulen in NRW diente“, erzählte Schreven den Besuchern. Selbstverständlich gab es wegen der zunehmenden Schüleranzahl und der Ausweitung der offenen Ganztagsschule zwischenzeitliche notwendige Modernisierungs-, Um- und Erweiterungsbauten, die aber den eigentlichen Körper des Gebäudes nicht wesentlich verändert haben. Es wurde beispielsweise der Eingangsbereich verändert, der die beiden alten Trakte der Schule verbindet. „Man kann ganz klar erkennen, was alt und was neu ist. Überall da, wo die weißen Fenster sind, ist noch der ursprüngliche Teil, in den neueren Bereichen gibt es überall rote Fenster“, so Schreven.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort