Ratingen 5.000 Spielsteine für Flüchtlingskinder

Ratingen · Der Ratinger Initiator Fred Pradella will mit seiner besonderen Freiräumer-Aktion jungen Menschen den Spaß am Spiel zurückgeben.

 Fred Pradella baut schon mal vor. Sein Motto: Die Flüchtlingskinder sollen Spaß an den Spielsteinen haben.

Fred Pradella baut schon mal vor. Sein Motto: Die Flüchtlingskinder sollen Spaß an den Spielsteinen haben.

Foto: achim blazy

Bevorzugt legt Fred Pradella seine Finger in Wunden, wie der 68-Jährige über sich selbst sagt. "Dass junge Leute nicht genug Platz für sich haben, ist dafür ein Beispiel." Der Begriff "Platz" ist ebenso räumlich wie zeitlich im Sinne von Entfaltungsmöglichkeit gemeint. Um an dieser Situation etwas zu verändern und Wünsche von Betroffenen zu verändern, setzt der Ratinger die eigentlich abgeschlossene "Freiräumer-Aktion" fort. Diesmal sind es die Freiräume der Kinder von Flüchtlingen, für die er sensibilisieren will.

"Wir bauen für unsere Zukunft", beschreibt Fred Pradella das so lustig klingende Projekt mit ernstem Hintergrund, bei dem handelsübliche Spielsteine aus Plastik nicht bloß demonstrativ verbaut werden, sondern durch eine Unterschrift Symbolcharakter bekommen. Derlei Spielsteine hatte der Ratinger im Gepäck, als er im Sommer dieses Jahres zur Aktion auf dem Marktplatz aufrief. Mit ihrer Unterschrift haben Nachwuchs-Aktivisten wie Hanna, Tim, Isabel, Jonas, Tom, Ruben, Sarah und Ayshe ein starkes Votum für Mitbestimmung geschaffen. "Wir wissen, dass viele Kinder durch das Schulpensum gestresst sind und sich wenigstens einen Nachmittag für sich und ihre Ideen wünschen", zitiert Pradella Schülerwünsche. Mehr Zeit für sportliche Aktivitäten zu haben, bleibt durch G 8 und bis in den Nachmittag reichende Ogata ein weiterer Traum. "Natürlich müssen die Vereine auch überlegen, wie sie sich in den Schulen besser verankern können", sagt der Mann, der bis vor kurzem dem Beirat des TV Ratingens angehörte. Aber auch um den Erhalt beziehungsweise den Neubau von Sport- und Bewegungsstätten geht es bei der bundesweiten Aktion.

Auf dieses Anliegen aufmerksam zu machen, ist Fred Pradella, der in seinem Brotberuf als Außendienstler für eine Firma im Einsatz war, absolut uneigennützig. Kreativ und ohne Scheu hatte er sich als Freiräumer betätigt. In Kooperation mit den Kindern- und Jugendlichen der Martin Luther King-Gesamtschule organisierte er dafür im Sommer einen sogenannten Flashmob "Ein guter Multiplikator", der im Netz für Furore sorgte. Bekleidet mit schneeweißen Overalls, die jeweils Freiräumer-Botschaften trugen, stürmten in einer Mini-Choreographie ("das haben wir 15 Minuten vorher einstudiert") etwa 500 Beteiligte aus verschiedenen Ecken Richtung Marktplatz. "Eine Riesenaktion." Zur eigentlichen Abschlussveranstaltung zogen Pradella und Mitstreiter wie "mein alter Kumpel Hanno Krüger", Referatsleiter im Landessportbund NRW, den Pradella aus seinen Zeiten als ehrenamtlicher Mitarbeiter in diesem Verband kennt, Richtung Düsseldorf.

Im Landtag war verabredet, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft 500 der unterschriebenen Freiräumer-Steine zu überreichen. Doch es nahm dann doch ein anderer Vertreter im Landtag die symbolträchtigen Teile entgegen.

"Nun fallen mir etwa 5.000 dieser Steine zu", sagt der umtriebige Helfer. Sie sollen an Flüchtlingskinder und Asylsuchende in ihren Unterkünften verteilt werden. "Und wenn es nur für einen kurzen Moment ist", sollen sie neben dem Spaß am Spiel haben. Vor allem aber sollen sie Teil eines großen Konzeptes werden, ein kleiner Baustein in einem komplexen Bauwerk, das letztlich für Freiräume in vielerlei Hinsicht stehen soll.


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