Ratingen 170 Kilometer in 24 Stunden: Erschöpft, aber glücklich

Breitscheid · "Jetzt freue ich mich vor allem auf mein Bett." Klaus Stemmer ist wie sein ganzes Team erschöpft- aber glücklich: "Es hat alles geklappt, wir hatten tolles Wetter, und das Ergebnis kann sich auch sehen lassen", freute sich der Organisator des 24-Stunden-Laufes, den der TuS Breitscheid rund um die Anlage am Mintarder Weg zum siebten Mal ausrichtet.

24-Stunden-Lauf in Breitscheid
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Seit Donnerstag war ein Großteil der rund 50 Helfer im Einsatz: "Wir mussten ja noch alles aufbauen", so Stemmer, der zusammen mit Ehefrau Renate sowie Bernd und Brigitte Krayer und Meinolf und Riccarda Heintz das Kernteam der Veranstaltung ausmacht: "Dazu kommen aber noch einmal rund 50 Helfer."

Und die haben wie in den Jahren zuvor ganze Arbeit geleistet. Die Veranstaltung hat sich in der so genannten Ultraläufer-Szene einen echten Namen gemacht: "Mittlerweile kommen die Läufer aus ganz Deutschland nach Breitscheid, um hier an den Start zu gehen. Wir bekommen immer wieder sehr viel Lob für das tolle Ambiente bei uns", freut sich Stemmer, der den Lauf im vergangenen Jahr ausfallen lassen musste: "Wir waren alle beruflich sehr eingespannt und wollten das Projekt nicht mal eben so nebenbei organisieren. Da haben wir gesagt, wir machen lieber ein Jahr Pause."

Keine schlechte Entscheidung, denn der Beliebtheit bei den Aktiven hat das keinen Abbruch getan. Rund 1000 Läufer gingen im Verlauf der 24 Stunden, die am Freitagabend um 18 Uhr begannen, an den Start. Und es wären sogar noch einige mehr gewesen, wenn am Nachmittag nicht der Verkehrskollaps auf den Autobahnen die Region ereilt hätte, ärgert sich der Veranstalter: "Wir haben einige Anrufer von Teilnehmern bekommen, die nach drei, vier Stunden im Stau entnervt abgesagt haben. Das ist natürlich schade."

Einer, der trotzdem kam, ist Ralf Hansen. Laufen kann der 51-Jährige zwar aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, also hat er sich entschieden, die 24 Stunden zu wandern: "Nach 22:17 Stunden und 100 Kilometern habe ich dann aufgehört", erzählt der Duisburger sichtlich erschöpft, freut sich aber über sein Ergebnis: "Konditionell wäre noch mehr drin gewesen, aber der Kopf ist das Entscheidende. Irgendwann geht es nicht mehr."

Dabei hatte er ein kleines Erfolgsrezept parat: "Für die letzten sechs Stunden hatte ich mir einen Freund hierher bestellt, der als Unterstützung mit gelaufen ist. Das ist der Punkt, an dem Du eigentlich nur noch aufhören willst. Da brauchst Du jemand neben Dir, der Dich zieht." Nun ist erst einmal Erholung angesagt, freut sich Hansen: "Zwei bis drei Tage mache ich jetzt gar nichts, als mich einfach nur von den Schmerzen in den Beinen zu erholen."

Und dann erzählt er eine Geschichte, die seine Leistung noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt: "Ich habe 2010 einen Schlaganfall erlitten, mehrere Wochen im Rollstuhl gesessen und mich dann immer weiter hoch gearbeitet." Noch heute leidet er unter den Spätfolgen, ist nicht ganz wieder hergestellt: "Deshalb musste ich aufhören, Marathon zu laufen und bin auf das Marathon-Wandern umgestiegen."

Und da die Szene klein ist, kennen viele sein Schicksal: "Ich habe viel aufmunternde Worte auf der Strecke von den Läufern bekommen", freut er sich. Fünf Kilometer ist eine Runde lang, die die besten über 30 Mal absolvierten.

Ganz vorne dabei diesmal mit über 170 Kilometern war eine Frau: Anja Tegatz, die auch nach fast 24 Stunden Durchlaufen immer noch mit einem Lächeln am TuS-Clubheim vorbei kam. Das hatten auch die vielen Schüler der Helen-Keller-Schule, die sich am Nachmittag auf den Kurs begaben.

Von Anfang an kommt der Erlös der Veranstaltung der Schule für Behinderte in Ratingen West zu: "Schüler und Lehrer gehören bei dieser Veranstaltung einfach dazu. Das kommt bei den Läufern sehr gut an", freut sich Stemmer, der viel Lob für die Ultraläuferszene parat hat: "Das ist unheimlich familiär. Man läuft zusammen, freut sich darüber, die anderen wiederzusehen. Hier geht es nicht um Konkurrenz."

Ganz stark vertreten übrigens wie in den Jahren zuvor auch der Lauftreff Angerland: "Das finde ich klasse. Die waren mit 20 Leuten am Start", so Stemmer, der darauf hofft, dass es nächstes Jahr weiter geht mit dem Lauf: "Wenn es bei uns zeitlich passt, steht dem nichts im Wege."

(rl)
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