Radevormwald Zielgruppe Jugend fehlt bei Theater-Aufführung

Radevormwald · Nur 15 Besucher kamen zu "Hin- und Weg-Sehen" der Theaterwelt aus Witten. Eingeladen hatte der Verein "Runder Tisch gegen Rechts", um für Zivilcourage zu werben und gegen rechte Gewalt zu kämpfen.

 Ein Trio von Theaterwelt aus Witten spielte vor 15 Besuchern im Bürgerhaus am Schlossmacherplatz.

Ein Trio von Theaterwelt aus Witten spielte vor 15 Besuchern im Bürgerhaus am Schlossmacherplatz.

Foto: Theaterwelt/Witten

Der Mittwoch war für viele der Start in ein langes Wochenende. Nicht der beste Zeitpunkt für eine Kulturveranstaltung, schon gar nicht für pädagogisch wertvolles Jugendtheater. Entsprechend leer wirkten die Flure und Sitzreihen im Bürgerhaus bei der Inszenierung von "Hin und Weg-Sehen", veranstaltet vom "Runden Tisch gegen Rechts". Nur 15 Besucher sahen die drei Schauspieler in dem einstündigen Theaterstück für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt. Enttäuschend: Die eigentliche Zielgruppe des als für ab 15 Jahren ausgewiesenen Stücks fehlte gänzlich, denn das Publikum bestand durchweg aus Erwachsenen.

Der Vorsitzende des "Runden Tisches gegen Rechts", Armin Barg, nahm die unbesetzten Sitzplätze mit Humor: "Schade, dass wir in einem so kleinen Kreis sind. Aber so kann ich jeden mit Handschlag begrüßen."

Nach inzwischen nicht mehr genau gezählten Auftritten - zwischen 400 und 500 werden es sein, meinte das Ensemble - in zehn Jahren zeigten sich die drei Schauspieler vom Theaterspiel Witten frei von Abnutzungserscheinungen voller Energie und Inbrunst. Eskalation, Heimlichtuerei, Wirrungen und Wendungen führen in dem Stück letztlich zu einem dramatisch-erschreckenden, aufrüttelnden Ende: Sem stirbt, als sich ein Schuss aus Julis Pistole löst. Eigentlich fühlen sich die Beiden zudinander hingezogen, aber Juli rutscht in die rechtsradikale Szene ab. Sem mit Migrationshintergrund lungert herum - die beiden Cliquen der Protagonisten prügeln sich laufend. In diese Lebensumstände platzt der Besuch von Julis Schwester Vera, die einen farbigen Mann geheiratet hat.

In der anschließenden Diskussionsrunde attestierte Armin Barg der Inszenierung eine "realistische Darstellung", ähnliche Problemfälle seien ihm auch aus Rade bekannt. Und auch das Publikum unterstrich: "Die Aktualität ist nach wie vor vorhanden."

Tobias Vorberg, der den "Sem" spielt, berichtete, dass er in Jugendjahren selbst Opfer von rechtsradikaler Gewalt wurde: "Zehn Tage Krankenhaus waren die Folge." Vorberg und seine Mitstreiterinnen (Floriane Eichhorn als "Juli" und Beate Albrecht als "Vera") machen bei ihren Touren durch ganz Deutschland eine Entwicklung für das Abrutschen in die radikale Szene aus: "Das Schließen von Jugendzentren und die Streichung von Buslinien führen dazu, dass in ländlichen Dörfern rechte Gangs die Vorherrschaft über die Jugend gewinnen. Das ist sogar professionell von Hintermännern gesteuert."

Jugendliche zu einem Theaterbesuch zu bewegen, sei nicht einfach, betonte das Ensemble angesichts der geringen Resonanz: "Bei Jugendlichen ist das Medium Theater überhaupt nicht mehr im Kopf präsent. Die Realität, die wir erleben, ist, dass wir Jugendliche vor allem mit von Schulen organisierten Auftritten erreichen", sagten die Schauspieler.

(sng)
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