Neue Ausstellung im Heimatmuseum Radevormwald Würdiges Denkmal für die Realschule

Radevormwald · Im Heimatmuseum sind bis März Erinnerungen an die Realschule zu sehen. Die Geschichtsfreunde haben Exponate aus dem Stadtarchiv, privaten Fotoalben und aus dem Keller der ehemaligen Realschule aufgetrieben.

 Ausstellung über die Realschule im Heimatmuseum (v.l.): Margit Offermann, Jürgen Offermann, Michael Scholz und Liane Kormannshaus.

Ausstellung über die Realschule im Heimatmuseum (v.l.): Margit Offermann, Jürgen Offermann, Michael Scholz und Liane Kormannshaus.

Foto: Jürgen Moll

Liane Kormannshaus blättert durch das dicke, alte Album. „Da bin ich“, stellt sie plötzlich fröhlich fest und zeigt auf ein Schwarzweiß-Foto. „Damals haben wir eine Schuloper im alten Union-Theater aufgeführt“, erinnert sie sich. Renate Greif stimmt in die Erinnerungen ein, erzählt von Ausflügen auf den Drachenfels und der Skigruppe auf dem Kollenberg. Und schon wird Schulgeschichte lebendig. Mitten im Heimatmuseum.

Seit Sonntagnachmittag zeigen die Geschichtsfreunde dort eine Ausstellung, die an die alte Realschule erinnert. Die Mitglieder des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) haben alte Fotos aufgetan – aus dem Stadtarchiv und aus privaten Alben ehemaliger Schüler. „Und eine Woche, bevor der Container kam, durften wir in der alten Realschule im Keller nach Exponaten Ausschau halten“, erzählt Michael Scholz, zweiter HVV-Vorsitzender. Gemeinsam mit Jürgen Offermann wurde er fündig: Er stieß auf altes Kartenmaterial, das einst in riesigen Rollen den Weg in die Klassenräume fand und dort am Kartenständer befestigt wurde. Eine dieser Karten haben die beiden gerettet und ihr vorübergehend einen Platz im Museum ermöglicht.

Sie fanden Bücher aus der Lehrerbibliothek, die heute auch ein Zeitzeugnis für Radevormwalder Schulgeschichte sind. Ein alter Schriftverkehr von 1959 erinnert an den Einspruch einen Schulvaters gegen die Nicht-Versetzung seines Sohnes. Handschriftlich führte die Schulleitung damals Protokoll über Sitzungen und Diskussionen und über die vom Land getroffene Entscheidung, den Jungen doch zu versetzen. Wer sich Zeit nimmt für einen Rundgang im Ausstellungsraum des Heimatmuseums, der findet auch das Skelett eines „Rana temporaria“ – eines Grasfrosches – das seit 1977 im Biologieunterricht an der Realschule genutzt wurde. Fotos von Abschlussbällen, Ausflügen und Lehrerpartys können unter die Lupe genommen und nach bekannten Gesichtern abgesucht werden. Lehrer, die Geschichte schrieben, haben ein eigenes kleines Kapitel im Ausstellungraum bekommen. Besucher entdeckten auch Material aus dem Werkunterricht. „Damals mussten die Mädchen Handarbeiten, und die Jungen gingen in den Werkunterricht“, erzählt Liane Kormannshaus. Und dann räumt sie ein: Sie selber habe sich geweigert, die Handarbeitsklasse zu besuchen, deswegen habe sie im Werkunterricht mitmachen dürfen.

So laden die Exponate im Heimatmuseum ein, eigene Erinnerungen lebendig werden zu lassen, miteinander ins Gespräch zu kommen und so dem Ende der Schule ein würdiges Denkmal zu setzen. „Die Geschichte der Realschule ist sang- und klanglos und ein bisschen lieblos zu Ende gegangen“, erinnert sich Jürgen Offermann an die Einstellung des Unterrichts im Oktober, „mit dieser Ausstellung wollen wir ein kleines Ausrufungszeichen setzen.“ Schließlich seien ihnen auch selbst die Schule und die Erinnerung an ihre Zeit an der Realschule wichtig, ergänzt Scholz. Er freue sich sehr, dass die Radevormwalder ihre Erinnerungen für die Ausstellung beigesteuert hätten: So stellte Karl Heinz Saure ein Fotobuch mit Erinnerungen vom Schulhof und von Klassentreffen zusammen, eine Chronik von Lehrer Friedhelm Brack arbeitet bis 1978 die Schulgeschichte auf und präsentiert auch Fotos aus der Gründerzeit. Und die Erinnerungen der Schulsekretärin Elli Lack, die von 1969 bis 1992 im Sekretariat arbeitete, sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen: Vorsichtiges Blättern ausdrücklich erlaubt. Und auch die Chroniken, die Schüler über die Jahre erstellten, gehören zur Ausstellung.

Liane Kormannshaus und Renate Greif können sich indes gar nicht lösen von dem dicken, schwarzen Album. Sie blättern, entdecken immer wieder ein bekanntes Gesicht und schwelgen genüsslich in Erinnerungen. „Das ist wirklich lange her“, stellen die beiden Damen fest und dann blättern sie gut gelaunt weiter.

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