Naturschutz in Radevomwald Wolf in Sicht – oder doch nicht?

Hahnenberg/Hönde · Bei einem Ausflug in die Natur sichten Feuerwehrmänner vermeintlich einen Wolf, fotografieren und melden ihn. Doch dann verbreitet sich das Gerücht, dass es sich bei dem Tier um den Hund eines bekannten Landwirts handeln könnte.

 Den Moment der Begegnung hat Jonas Stracke fotografisch festgehalten.

Den Moment der Begegnung hat Jonas Stracke fotografisch festgehalten.

Foto: Jonas Stracke

Große Augen machten Jonas Stracke und seine Jungs der Freiwilligen Feuerwehr Hahnenberg, als sie vergangenen Sonntag zum 1.-Mai-Feiertag auf Wandertour durch die Natur sind: Von Hahnenberg nach Hönde sehen sie in der Ferne über die Felder ein Tier streifen. „Wir wussten erst mal nicht sicher, ob es ein Wolf war oder nicht. Weil ich die Kamera dabeihatte, zoomte ich heran und fotografierte ihn“, berichtet Stracke im Gespräch mit unserer Redaktion. Beim Blick auf den Schnappschuss waren sich die Männer allerdings schnell einig: Das kann nur ein Wolf sein. „Klar waren wir aufgeregt. Man sieht ja nicht alle Tage einen Wolf“, erzählt Stracke amüsiert. Sie beobachteten das Tier aus der Ferne, wie es über die Felder zog und irgendwann in der bergischen Natur verschwand.

„Mir war nicht ganz klar, was man in der Situation tun sollte, wo man den Wolf melden musste. Also habe ich zu Hause einfach gegoogelt und die Fotos samt Standort an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz geschickt“, berichtet der Feuerwehrmann. Das Foto machte währenddessen über verschiedene soziale Netzwerke und WhatsApp-Gruppen auch in der Stadt schnell die Runde, so dass die Bilder des vermeintlichen Wolfes zwischen Hahnenberg und Hönde auch Claudia Möllney vom Hegering Radevormwald erreichten.

„Ja, ich habe die Bilder auch schon gesehen“, berichtet sie dann amüsiert. „Doch es scheint kein Wolf zu sein“, gibt sie Entwarnung. Von Freunden und Kollegen sei das Tier als Hund eines bekannten Landwirts identifiziert worden, berichtet sie.

Ein wenig enttäuscht nimmt auch Jonas Stracke die neue Information auf. Ein Hund statt eines Wolfes zu sehen, das ist natürlich keine Sensation. „Aber Gesprächsthema war die Sichtung des Wolfes auf der Wandertour natürlich schon“, sagt der Feuerwehrmann, der das Geschehen nun schon als kleine, aber durchaus amüsante Anekdote abspeichert.

Weitere Recherchen allerdings bringen eine neue Wendung in die Geschichte. Denn bei Nachfragen unserer Redaktion an den Landwirt ergibt sich, dass zum Zeitpunkt der Wolfssichtung die Familie samt Hund gar nicht in der Nähe war. „Wir haben tatsächlich einen wolfsähnlichen Hund, einen Perro Lobo Herreño, eine alte spanische Hütehunderasse, aber unser Hund ist wesentlich kleiner und schmaler als das Tier, das auf dem Foto zu sehen ist“, bestätigt die Frau des Landwirts gegenüber unserer Redaktion. „Abgesehen davon, dass wir an diesem Tag nicht in der Nähe waren, würde ich meinen Hund auch nicht so weit alleine laufen lassen. Der ist immer in meiner Nähe, wenn wir spazieren gehen.“

Dass es dann womöglich doch ein Wolf war, den die Feuerwehrmänner dort zwischen Hahnenberg und Hönde auf den Feldern gesehen haben, überrascht Möllney dann doch. „Die zweite Wolfssichtung in Rade in kurzer Zeit. Das muss man im Auge behalten.“ Für gewöhnlich ist eine Begegnung mit einem Wolf sehr selten, allerdings auch nicht auszuschließen. Wenn Wölfe die Menschen beispielsweise aufgrund entsprechender Windverhältnisse nicht gleich riechen, fliehen die Tiere nicht panisch, sondern orientieren sich kurz und ziehen sich dann in der Regel zurück.

Wer einem Wolf beim Spazierengehen begegnet, sollte sich grundsätzlich ruhig verhalten und Abstand halten. Zieht sich der Wolf nicht zurück, die Situation für einen selber aber nicht sicher scheint, empfiehlt das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz, laut zu sprechen oder in die Hände zu klatschen, um sich so bemerkbar zu machen. Wegrennen sei keine Option, da der Wolf dadurch aufgefordert werde, die Verfolgung aufzunehmen.

Sollte sich das Tier trotz aller Bemühungen nähern, sollte man sich groß machen und einen Schritt auf das Tier zugehen, statt zurückzuweichen. Darüber hinaus ist es wichtig, grundsätzlich keine Essensreste in der Natur liegen zu lassen und den Wildtieren keine positiven Anreize auf Menschen zu geben. Das könnte ihnen die Scheu nehmen und gar in ein aggressives Verhalten münden.

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