Radevormwald Wildschweine zerstören viele Maisfelder

Radevormwald · Die Maisernte ist bis jetzt sehr erfolgreich. Doch eines macht den Landwirten Sorge: Die Wildschweine zerstören immer wieder auf ihrer Suche nach Futter die Maisfelder. Die hohen Schäden müssen die Jäger tragen. Jagdzeit ist verlängert.

 Wildschweine bereiten den Landwirten große Probleme. Sie fressen nicht nur die Kolben beim Mais, sondern zerstören dabei die ganze Pflanze. Und für die Jäger wiederum ist es nicht einfach, die Population der Tiere zu kontrollieren.

Wildschweine bereiten den Landwirten große Probleme. Sie fressen nicht nur die Kolben beim Mais, sondern zerstören dabei die ganze Pflanze. Und für die Jäger wiederum ist es nicht einfach, die Population der Tiere zu kontrollieren.

Foto: evers

Der Mais ist momentan besonders schmackhaft für Wildschweine. Die weichen Körner, in denen sich eine süße Flüssigkeit befindet, ziehen die Tiere an. Noch bevor die Landwirte ernten können, haben die Wildschweine oftmals schon in den Feldern gewütet. Dabei fressen sie aber nicht nur die Kolben, sondern reißen auch die Pflanze herunter, um an die Körner zu kommen. "Die Schäden sind so hoch wie nie", stellt Hegeringleiter Volker Grossmann fest. Die Landwirte und Jäger versuchen nun, dagegen vorzugehen - mit mäßigem Erfolg. Ihnen fehlen einfach die Möglichkeiten.

"Von Jahr zu Jahr werden es mehr Wildschweine", stellt der Rader Ortslandwirt Holger Gesenberg fest. Er baut Silo-Mais für seine Tiere an. Das Problem sei, dass die Wildschweine nicht nur die Kolben fressen würden, sondern dabei die ganze Pflanze zerstören. "Die liegt dann auf dem Boden, wird nass vom Regen und fängt an, zu schimmeln. Meinen Tieren kann ich das dann nicht mehr verfüttern", erläutert Gesenberg. Teilweise sorge das Schwarzwild sogar für Totalschäden. "Bei mir ist schon einmal ein Schaden von etwa 5000 Euro entstanden", sagt der Ortslandwirt.

Den müssen dann die Jäger bezahlen. Sie sind für die Wildschweine zuständig. Kommt es zu keiner Einigung zwischen Landwirt und Jagdpächter, muss ein Wildschadenschätzer vom Ordnungsamt her. In ein paar Fällen kam es laut Volker Grossmann auch schon zu Gerichtsverhandlungen. "Es hilft aber letztendlich auch keinem, wenn der Jäger zahlen muss", sagt Gesenberg. "Es gibt einfach zu viele Wildschweine." Grossmann erklärt: "Die Winter sind zu mild. So kommt es kaum zu Frischlingssterblichkeiten." Nicht der Schnee würde dazu beitragen, dass die kleinen Schweine nicht überleben, sondern die Nässe. Diese würde bei einigen zu Lungenentzündungen führen. "Das nasse Wetter fehlt", sagt Grossmann. Außerdem gebe es zu viel Futter: Eicheln, Bucheckern und natürlich die Maisfelder. "Früher konnten wir mit Futtertonnen, in denen Mais war, die Tiere von den Feldern fernhalten. Aber die sind ja mittlerweile verboten. Man hatte Angst, dass wir zu viel zufüttern", sagt Grossmann.

Für die Jäger sei es nicht einfach, die Population zu kontrollieren. Die könne sich fast ungehindert vermehren. "Von Jahr zu Jahr verdreifacht die sich. Es ist schier unmöglich, etwas mit den Mitteln, die wir haben, zu machen", sagt Grossmann. Die nachtaktiven Wildschweine könne ein Jäger nur bei Schnee oder Vollmond gut sehen und schießen. Und dann auch nur, wenn es nicht regnet. Dann ist die Sicht noch schlechter. "Nachtzielgeräte dürfen wir nicht einsetzen", sagt Grossmann. Wenn sich die Tiere im Maisfeld verstecken, sei es noch schwieriger, sie zu entdecken. "Meistens grenzen die Felder direkt an einen Wald an", sagt Grossmann. "Ich verstehe, dass die Landwirte jeden Zentimeter ausnutzen wollen, aber wir Jäger bräuchten eine Schneise, in der wir auf die Wildschweine zielen können."

Er freut sich über den Entschluss des Ministeriums, die Jagdzeit für einjährige Keiler von Ende Januar auf Ende März zu verlängern. Und er hofft auf weitere Veränderungen durch die neue Regierung. "Die Jagdzeit müsste vor August beginnen. Wenn es länger hell ist draußen. Außerdem müsste es wieder Ablenkfütterungen geben, damit wir die Tiere von den Maisfeldern weglocken können", sagt Grossmann. Solange die Population aber nicht verringert werden kann, müssen die Landwirte neue Lösungen suchen, um ihren Mais zu schützen. Holger Gesenberg verwendet jetzt ein Verstänkerungsmittel. "Das riecht nach Menschenschweiß und soll die Tiere fernhalten", sagt er. Lappen werden in dem Mittel eingetaucht und um das Feld aufgehängt. "Das riecht ziemlich übel, aber nach einem Regen nimmt der Duft auch ab, und dann wirkt es nicht mehr so stark", sagt Grossmann.

Einige Landwirte bauen einen Elektrozaun um ihre Maisfelder. "Das ist aber arbeitsintensiv. An den Zaun dürfen keine Blätter oder Sträucher ragen, denn dann funktioniert er nicht mehr. Die Landwirte müssen also ständig mähen", sagt Grossmann. Einige Wildschweine würden sogar durch den Zaun laufen. Sie sind ziemlich schmerzempfindlich. "Nur raus laufen sie nicht wieder, weil sie wissen, dass es schmerzt", sagt Grossmann.

Einem Kollegen von Gesenberg ist genau das passiert. Am Ende waren in seinem Feld sechs Wildschweine gefangen, die nachts die Maiskolben ungestört genießen konnten.

(eler)
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