Jan-Philip Bruder (Schädlingsbekämpfer) Wenn Wanzen, Ratten & Co. im Haus sind

Radevormwald · Im Sommer sind Schädlinge besonders aktiv. Ein Experte aus Hückeswagen verrät, was die Menschen gegen ungebetene Gäste tun können.

 Sein bisheriger Rekord liegt bei 17 Wespeneinsätzen an einem Tag: Jan-Philip Bruder ist Schädlingsbekämpfer aus Hückeswagen.

Sein bisheriger Rekord liegt bei 17 Wespeneinsätzen an einem Tag: Jan-Philip Bruder ist Schädlingsbekämpfer aus Hückeswagen.

Foto: lena hogekamp

Jan-Philip Bruder ist Schädlingsbekämpfer in Hückeswagen. Er rückt dann aus, wenn etwa unterm Dach ein Wespennest ist oder sich Ameisen in der Küche ausbreiten. Er spricht darüber, ab wann man von Schädlingsbefall spricht und was man dagegen machen kann.

Wenn es um Schädlinge geht - wovon sprechen wir dann genau?

Bruder Es gibt verschiedene Arten von Schädlingen: etwa die Vorratsschädlinge, etwa Speck- oder Brotkäfer, dann Materialschädlinge, wie Holzbock oder Holz zerstörende Ameisen. Dazu zählen aber auch schon Ratten und Mäuse. Denn die fressen beispielsweise die Dämmung an der Hauswand weg oder schädigen die Haussubstanz auf andere Art und Weise. Dann gibt es noch Gesundheitsschädlinge, die die menschliche Gesundheit direkt schädigen - das sind etwa Flöhe, Bettwanzen oder andere Krankheitsüberträger. Kurz gesagt handelt es sich dann um Schädlinge, wenn Menschen dadurch beeinträchtigt werden oder die Lebensqualität gemindert wird.

Welche Schädlinge sind in Privatwohnungen am häufigsten anzutreffen?

Bruder Oft sind es Ameisen, aber auch Mäuse und Ratten. Im Sommer sind es dann vor allem viele Wespen.

Nimmt das Vorkommen von Wespen zu?

Bruder Das ist ganz unterschiedlich und hängt vom Wetter ab. Vor drei Jahren hatten wir etwa ein ganz extremes Jahr, da kamen wir mit den Aufträgen gar nicht mehr hinterher. Es kommt darauf an, wie hart der Winter ist und wie sich dann der Frühling zeigt: Wie kalt wird es noch mal, wie feucht ist es? Da spielen einige Faktoren eine Rolle.

Ist das Schädlingsaufkommen in Einfamilienhäusern anders als in Wohnungen?

Bruder Im Prinzip gibt es da keinen Unterschied.

Jenseits davon, dass sie lästig sind - sind Schädlinge auch gefährlich?

Bruder Wir haben hierzulande praktisch keine giftigen Tiere. Letztlich kann aber dennoch alles gefährlich und unter Umständen sogar tödlich ausgehen: nämlich dann, wenn man allergisch ist. Es reicht ja bereits ein Wespenstich, und der Allergiker muss ins Krankenhaus. Er kann an seinem allergischen Schock unbehandelt sogar sterben.

Was kann man tun, damit man nicht Opfer von Schädlingsbefall wird?

Bruder Das, was jeder Einzelne machen kann, hält sich in recht engen Grenzen. Man kann natürlich auf Hygiene und Sauberkeit in der Wohnung achten - das hält die Schädlinge aber auch nicht vollständig fern. Klar, in Messie-Wohnungen, oder auch in Wohnungen, in denen die Hygiene keine so große Rolle spielt, ist die Gefahr des Schädlingsbefalls größer. Aber grundsätzlich kann es jeden treffen. Beim Wespennest etwa hilft oft nicht einmal das Abdecken der Rolllädenkästen, die Insekten suchen sich unter der Dachrinne, unter den Dachpfannen, in Lüftungsschächten oder eben in den Rolllädenkästen ihre geschützten Ecken - da hat man keine Chance.

Woran merkt man, dass man etwa ein Wespennest am Haus hat?

Bruder Das sieht man daran, dass vermehrt Wespen rein- und rausfliegen. Auch wenn sie vermehrt an den Fenstern oder im Inneren auftauchen, deutet das auf ein Nest hin. Solange einen das nicht stört oder man es nicht weiter merkt, braucht man dann übrigens eigentlich auch nicht aktiv werden.

Gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die Schädlinge geradezu anziehen?

Bruder Wenn man etwa gelbe Säcke draußen lagert, wie das vor allem in Mehrfamilienhäusern oft der Fall ist, dann ist das nicht so sinnvoll. Überhaupt sollte der Müll nicht offen draußen gestapelt werden. Wenn wir vor Ort zum Einsatz gerufen werden, dann achten wir auf solche Dinge und geben den Anwohnern Tipps, wie die Schädlinge zumindest außerhalb der Wohnung oder des Hauses gehalten werden können.

Was muss getan werden, sobald ein Befall vorhanden ist?

Bruder Viele versuchen es mit alten Hausmitteln, die aber in der Regel nicht so gut helfen. Ansonsten werden wir direkt gerufen - zumal wir als Profis auch an ganz andere Mittel herankommen als Privatleute.

Wie bekämpfen Sie die Schädlinge?

Bruder Wir bewerten die jeweilige Situation vor Ort und wählen dann die sinnvollste Vorgehensweise aus. In die Entscheidung fließt zudem mit ein, welche möglichst wenig belastend ist. Wir gehen nach dem Prinzip vor: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Bei Mäusen und Ratten werden etwa Fraßköder verwendet, bei Schaben und Ameisen jeweils auf die Art abgestimmte Gelköder. Bei anderen Insekten benutzen wir entweder Spritzmittel, Pulver oder Pheromon-Klebefallen. Das ist dann jeweils von der Situation abhängig. Jeder Befall ist anders, da muss man auch mal einfallsreich sein. Bei Wespen nutzen wir hauptsächlich Pulver oder Spray. Wenn es möglich ist, wird das ganze Nest entfernt, aber oftmals sind die so im Haus verbaut, dass der Aufwand viel zu groß wäre. Zu beachten ist dabei, dass Wespennester kein zweites Mal benutzt werden, die Insekten bauen immer komplett neu. Wenn es also bedeuten würde, die Rollladenkästen auszubauen, dann lässt man das Nest besser drin.

Wie sieht die Bekämpfung auf Gemeindeebene aus?

Bruder Wir machen in Gemeinden im innenstädtischen Bereich regelmäßig schon präventive Rattenbekämpfung, um die Population zumindest im Griff zu behalten. Das sind die schwarzen oder metallischen Boxen, die man immer wieder in der Innenstadt sieht - etwa hier in Hückeswagen. Ganz weg bekommt man die Ratten nie, das funktioniert nicht. Aber so verhindert man wenigstens, dass die Zahl zu hoch wird. Dazu gehört dann auch die sogenannte Kanalbelegung: Dabei werden die Kanaldeckel geöffnet und unten an festem Draht Köder unten ausgelegt. Auch gezielte Objektbetreuung, etwa von Mehrzweckhallen, Schulen oder Schwimmhallen, bieten wir an.

Wie funktionieren die Köderboxen?

Bruder Die Ratte freut sich zunächst mal, dass sie da einfach was zu fressen bekommt. Das Gift wirkt nicht sofort, es dauert fünf bis elf Tage, bis es seine Wirkung entfaltet hat. Das ist insofern wichtig, als dass die Tiere sonst einen Zusammenhang feststellen würden.

Wie oft müssen Sie pro Monat durchschnittlich ausrücken?

Bruder Da wir ein sehr großes Einzugsgebiet haben - bis Wetter, Hemer, Attendorn, Olpe, Overath und bis nach Troisdorf - sind das eher sieben bis zehn Aufträge pro Tag. Im Sommer können es auch mal 15 Aufträge am Tag sein. Mein Rekord waren bisher 17 Wespeneinsätze an einem Tag.

Kann ein Schädlingsbefall eigentlich jeden treffen?

Bruder Ja, besonders die Gesundheitsschädlinge wie Flöhe und Bettwanzen - die kann man sich in jedem Hotel einfangen: Viele Menschen aus vielen Ländern schlafen im gleichen Bett, das geht dann vor allem in Großstädten sehr schnell. Bei Schaben hingegen muss schon ein klares Sauberkeitsdefizit vorliegen.

Welche Schädlinge wird man am schwersten wieder los?

Bruder Am einfachsten sind die loszuwerden, bei denen man die Nester lokalisieren kann oder die eine deutliche Spur hinterlassen - also wie bei Wespen, Ratten und Mäuse. Bei den meisten Insekten hingegen ist es schwierig, weil sie oft an schwer oder gar nicht zulässigen Stellen in der Bausubstanz ansässig sind.

Gibt es eine typische Jahreszeit, in der Schädlinge besonders aktiv sind?

Bruder Hauptzeit ist der Sommer, gerade im Winter kommen dagegen Mäuse und Ratten in die Häuser.

DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFER

(RP)
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