Weihnachten in Radevormwald „Für mich ist Frieden, tun und lassen zu können, was man will“

Radevormwald · Dan Lehnert ist im Frieden aufgewachsen. Für den 17-Jährigen ist Frieden etwas ganz Selbstverständliches. Dennoch denkt er immer wieder darüber nach.

 Dan Lehnert ist Schüler am THG.

Dan Lehnert ist Schüler am THG.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Für den 17-Jährigen Dan Lehnert aus Wuppertal-Beyenburg, der in Radevormwald das Theodor-Heuss-Gymnasium besucht, ist Frieden ganz einfach definiert: „Für mich ist Frieden die Freiheit, das zu tun und zu lassen, was man möchte – natürlich im Rahmen der Gesetze und Regeln unserer Gesellschaft“, sagt der Schüler, der die Q2 besucht. Frieden sei für ihn und seine Generation etwas ganz Selbstverständliches, sagt er weiter. „Natürlich denkt man drüber nach, wenn man die Nachrichten im Fernsehen sieht oder im Internet verfolgt. Aber dennoch ist es für uns in Deutschland und in Europa doch ganz normal, nicht unterdrückt zu werden. Wir haben die Freiheit, hier gut und gerne leben zu können“, sagt der 17-Jährige ernst.

Dabei könne er es seiner Generation gar nicht verübeln, dass sie jenseits der Nachrichtenmeldungen gar nicht darüber nachdenke. „Wir sind in dieser Blase großgeworden, wir wissen, dass Krieg und Terror in unserem Alltag in aller Regel keine Relevanz haben“, sagt er. Zwar habe sich durch die vielen geflüchteten Menschen, die seit 2015 nach Deutschland gekommen seien, schon etwas am Fokus geändert. „Ganz einfach, weil man nun doch etwas mehr mit den Menschen in Kontakt kommt, sie kennenlernt“, sagt Lehnert. Dennoch glaubt der 17-Jährige nicht, dass die veränderten Sichtweisen insgesamt so sehr an den Flüchtlingen selbst liegen, sondern er vermutet einen ganz anderen Hintergrund. „Ich glaube, dass wir wegen der vermehrten extremistischen Gegenwinde, die vor allem von der AfD kommen, mehr darüber nachdenken“, sagt Lehnert.

Die Hetze der rechtsradikalen Partei und Vorkommnisse wie in Chemnitz in Deutschland, aber international auch die Präsidentschaft von Donald Trump seien schlimme Sachen für eine freiheitliche Gesellschaft. Und darüber werde auch viel in der Schule gesprochen, diese Auswüchse würden auch im Unterricht thematisiert. Es gebe auch am Theodor-Heuss-Gymnasium Jugendliche, die geflüchtet seien. „Es sind relativ wenige Jugendliche, aber trotzdem kennt wohl jeder meiner Mitschüler jemanden“, sagt Lehnert. Er selbst habe in seiner Stufe ein Mädchen aus Armenien, im derzeitigen Abiturjahrgang sei auch ein geflüchteter Jugendlicher. Die Sprachbarriere sei vermutlich der Grund dafür, dass am Gymnasium relativ wenige geflüchtete Jugendliche seien, vermutet der 17-Jährige.

Dennoch habe er den allergrößten Respekt vor denjenigen, die es trotz der Schwierigkeiten, die Sprache in der Regel beim Ankommen in Deutschland nicht gekannt zu haben, bis zum Abitur geschafft hätten. „Das ist schon erstaunlich – ich wüsste nicht, ob und wie ich das im umgekehrten Fall schaffen würde“, sagt Lehnert. Überhaupt gebe es in seinem Umfeld überhaupt keine Probleme mit den geflüchteten Jugendlichen. „Das funktioniert hier prima, man versteht sich und ich habe den Eindruck, dass diejenigen, die ich kenne, sehr gut integriert sind“, sagt der 17-Jährige. Die Fluchtursachen seien auch Thema, man würde sich durchaus darüber unterhalten. „Man bekommt einiges an Geschichten mit und, klar, man fragt auch nach.“

Während der 17-Jährige erzählt wird klar, dass er sich über das Thema Frieden durchaus viele Gedanken gemacht hat. Auf die Frage, was er denn in seiner Freizeit mache, lacht er kurz und antwortet dann: „Ich spiele Theater in Wuppertal, schon seit ich neun Jahre alt bin. Ansonsten gehe ich gerne feiern und treffe mich mit meinen Freunden. Auch bin ich in der Schule aktiv und engagiere mich.“ Dann hält er kurz inne, lacht noch einmal auf und sagt dann ein wenig nachdenklich: „Ich mache eben all jene Dinge, für die man Zeit hat, wenn man im Frieden leben kann.“

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