Radevormwald Wand an der Weststraße 3 in Bewegung

Radevormwald · Der Kölner Künstler Achim Zeman schuf in den vergangenen drei Tagen ein Kunstwerk mitten in der Innenstadt. Unter dem Motto "In Motion" erinnern die viereckigen Motive auf einer Fläche von 60 Quadratmetern an bergische Schindeln.

 Achim Zeman bei der Arbeit an der Wand des Gebäudes Weststraße 3: Die Motive erinnern in ihrer Form und Farbe an bergische Schindeln.

Achim Zeman bei der Arbeit an der Wand des Gebäudes Weststraße 3: Die Motive erinnern in ihrer Form und Farbe an bergische Schindeln.

Foto: jürgen moll

Wo zuvor ein brennender Salamander, ein Teddybär und ein überdimensionales Auge den Blick auf die Weststraße richteten, sich sozusagen Surrealismus und Kubismus auf 60 Quadratmetern begegneten, herrscht nun so was wie künstlerische Ordnung. Der Kölner Künstler Achim Zeman hat die Wand des Hauses Weststraße 3 aufgewertet. Sein Werk steht unter dem Motto "In Motion" (in Bewegung). "Das hat was mit Emotionen zu tun", sagt er.

Auf der Wand entdeckt der Betrachter unterschiedliche Vierecke, die durch gebogene Kanten an bergische Schindeln erinnern und mal gedehnt und mal verzerrt werden. Das Kunstwerk fügt sich problemlos in die von bergischem Schiefer geprägte City ein. "Zunächst habe ich geschaut, welche Farben hier vorherrschen: grün, weiß, grau. Dann stand schnell fest, dass ich die Wand in Bewegung bringen möchte", erklärt Zeman. Das ist ihm bestens gelungen, denn ein Blick genügt, und man hat den Eindruck, die Wand und die Motive bewegen sich, werden wie durch einen Sturm durcheinandergewirbelt.

Komplette Raumsituationen sind dem Künstler bekannt, hier aber beschäftigt er sich ausschließlich mit einer Wand - für ihn eine eher kleine Arbeit, die aber dennoch eine Herausforderung war. Zuletzt hatte Zeman in Kanada über mehrere Etagen ein Kunstwerk gestaltet, hier durfte er sich reduziert und völlig konzentriert auf 60 Quadratmeter beschränken. Bei Zeman steht die Struktur über allem. "Ich bin Maler, ich baue nichts, deshalb gehe ich als Künstler einen Dialog mit dem Ort ein, skizziere erste Ideen, zeichne sie in meinem Atelier in ein Foto, verifiziere vor Ort Farben und Größe, um mehrere Entwürfe vorzulegen", berichtet er von seiner Arbeitsweise. Steht das Motiv, wird alles digitalisiert und am Computer gezeichnet. Dann druckt sich Zeman Schablonen aus. "Denn Malerei muss nicht nur mit dem Pinsel passieren, sondern für mich heißt Malerei, mit Formen und Farben zu spielen", sagt er. Er docke sich an und verfremde dann gerne. "Hier soll Bewegung stattfinden, das Werk sich in die Umgebung einbinden", sagt der Künstler. Er wolle bewusst keinen Kontrapunkt schaffen oder ein provokatives Statement setzen. "Ich will anknüpfen und trotzdem vor Ort etwas verändern", sagt Zeman.

Seine Kunstwerke betrachtet er gerne auch wie eine zweite Haut, die er auflegt - gleich einer Membran. "So schafft Malerei Illusion", sagt Zeman. Und tatsächlich: Wer genau hinschaut, mag den Eindruck bekommen, dass sich die Wand an der Weststraße 3 wölbt. An einem Tag bekam der 54-Jährige Unterstützung durch seinen Künstlerkollegen Martin Durham aus Köln.

Zufrieden blickt Bernd Freudenberg von der Kunstinitiative auf die Wand, die das Haus ziert, in dem seine Tochter Meike mit Schwiegersohn Christian Radermacher wohnt. Weil er Zeman bestens kennt, konnte er ihn auch davon überzeugen, die Wand mitten in der Innenstadt professionell zu verschönern.

"Mein Ausgangspunkt war das Integrierte Handlungskonzept, mit dem Hauseigentümer animiert werden, ihre Fassaden zu verschönern", sagt Freudenberg. Da am Haus Weststraße 3 nicht nur die Außenfassade marode und bröckelig war, sondern auch die Dachrinne erneuert werden musste (die bislang quer über die Wand verlief und jetzt ihren Platz oben am Dach gefunden hat), nutzte Freudenberg die Chance, um sich für das Haus- und Hofprogramm zur Unterstützung privater Haus- und Grundeigentümer zu bewerben. Nachdem die denkmalrechtliche Erlaubnis vorlag, konnte Zeman schließlich loslegen.

(RP)
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