Rückblick auf die Ereignisse in Radevormwald Als das Hochwasser Rade erreichte

Radevormwald · In der Nacht zum 15. Juli 2021 lief die Wupper-Talsperre über. Die Flutwelle wälzte sich durchs Tal bei Radevormwald. Zum Glück kam kein Mensch zu Schaden. Die Hilfsbereitschaft war enorm.

 Von der Wupperbrücke in Dahlerau bot sich am 16. Juli 2021, einen Tag nach der Flut, dieses Bild – obwohl der Pegel bereits gefallen war.

Von der Wupperbrücke in Dahlerau bot sich am 16. Juli 2021, einen Tag nach der Flut, dieses Bild – obwohl der Pegel bereits gefallen war.

Foto: Stefan Gilsbach

Dass die Wupper-Talsperre einmal vor lauter Regenmassen überlaufen würde, damit hatte bis vor einem Jahr niemand ernsthaft gerechnet. Doch in der Nacht vom 14. bis 15. Juli 2021 geschah genau das. Dass extreme Regenfälle drohten, war von Meteorologen vorausgesagt worden. Doch bis zum Abend sah die Lage in Radevormwald vergleichsweise harmlos aus, während im nicht sehr weit entfernten Hagen bereits die Stadt zu großen Teilen unter Wasser stand. Radevormwalds Feuerwehrführer Dietmar Hasenburg meldete am 14. Juli gegen 16.30 Uhr, bislang sei lediglich in der Kreuzstraße ein Keller vollgelaufen, und im Ferienpark Kräwinkel habe es einen Einsatz gegeben. Doch das war nur der Anfang. Als in der Nacht eine große Hochwasserwelle sich von der Staumauer in Krebsöge die Wupper hinab Richtung Dahlhausen, Vogelsmühle und Dahlerau wälzte, waren rund 100 Personen von Feuerwehr und Ordnungsamt im Einsatz. 52 Einsatzalarmierungen gingen ein, 50 konnten zwischen 16 und 22.15 Uhr abgearbeitet werden.

Eine der wichtigsten Aufgaben war es, die Bevölkerung mit Durchsagen zu warnen. Wurden die die Bürger zunächst nur aufgefordert, Autos und andere Fahrzeuge auf höheres Terrain umzuparken, wurde die Lage gegen 22 Uhr dramatisch. Einige Stunden lang galt für die Wupperorte von Radevormwald höchste Gefahrenstufe. Es bestehe Lebensgefahr, meldete die NINA-Warn-App gegen 23 Uhr. Das Wupperufer wurde komplett evakuiert, zum Glück hatten sich viele Anwohner bereits in Sicherheit gebracht, versorgt wurden sie in den folgenden Stunden unter anderem in den Räumlichkeiten der Grundschule Wupper auf der Brede. Dort oben, auf den Hügeln über dem Tal der Wupper, war man sicher.

Am Tag darauf wurde klar: Mehrere Gebäude waren vom Wasser überflutet worden, Straßen und Wege wurden beeinträchtigt, aber Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Radevormwald ist, im Vergleich zu dem wupperaufwärts gelegenen Hückeswagen und dem wupperabwärts gelegenen Beyenburg glimpflich davon gekommen.

Natürlich wurde lebhaft diskutiert, ob die Verantwortlichen alles richtig gemacht hätten – Kritik gab es etwa am Wupperverband, im Mai 2022 wurde allerdings ein Gutachten vorgestellt, das den Verband entlastete und ihm korrektes Handeln in der Situation bescheinigte. „Der Wupperverband hat allerdings deutlich nachgebessert“, erklärt Burkhard Klein, Leiter des Bauverwaltungsamtes in Radevormwald. „Der Kontakt zu den Krisenstäben der jeweiligen Kommunen ist technisch aufgerüstet worden, es gibt jetzt ein ,Rotes Telefon‘ und einen Videokanal.“ Der Wupperverband ist zudem eingebunden in eine neue „Taskforce“ der Stadt Wuppertal, in diesem Zusammenhang wurden auch in Beyenburg neue Pegelmesser installiert. 

Bürgerinnen und Bürger, die von der Flut betroffen waren, hatten die Möglichkeit, finanzielle Hilfen zu beantragen, das galt sowohl für Privatpersonen wie für Unternehmen. Aus Mitteln der so genannten „Billigkeitsleistungen“ wurden an 20 Privatpersonen insgesamt 44.500 Euro ausgeschüttet, an 16 Gewerbetreibende 80.000 Euro. Die Stadt Radevormwald habe eine Förderung in Höhe von 163.000 Euro aus dem Programm „Soforthilfe für Kommunen“ erhalten, mit der die örtliche Infrastruktur wieder instandgesetzt werden konnte. Damit wurde die Schäden durch einen Hangrutsch nahe der Ortschaft Oberdahl und ein Teil des Gehweges an der Mühlenstraße saniert. 

 Der Blick von der Wupperbrücke im Dahlerau in diesen Tagen. Man glaubt kaum, dass es sich um den gleichen Fluss handelt.

Der Blick von der Wupperbrücke im Dahlerau in diesen Tagen. Man glaubt kaum, dass es sich um den gleichen Fluss handelt.

Foto: Stefan Gilsbach
 Einsatzkräfte der Radevormwalder Feuerwehr bei Abpumparbeiten.

Einsatzkräfte der Radevormwalder Feuerwehr bei Abpumparbeiten.

Foto: Feuerwehr Radevormwald
 Dieses Haus in Vogelsmühle wurde von der Flut erreicht.

Dieses Haus in Vogelsmühle wurde von der Flut erreicht.

Foto: Jürgen Moll

Über die Hilfe der öffentlichen Hand hinaus gab es eine ungeheure Welle der Hilfsbereitschaft für die Betroffenen. Wie Burkhard Klein mitteilt, wurden „über Spenden von Privaten, Vereinen und Institutionen an verschiedene Haushalte etwa 33.500 Euro ausgeschüttet.“ Im ehemaligen Gemeindehaus am Siedlungsweg, nun Bürgertreff, wurden so viele Sachspenden abgegeben, dass die Helfer irgendwann Stopp sagen mussten.

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