Radevormwald Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg

Radevormwald · In Radevormwald marschierten amerikanische Soldaten am Freitag, 13. April, von Osten kommend ein. Der spätere Redakteur der Bergischen Morgenpost, Hans Aldermann, hat seine Erinnerungen in einem Tagebuch festgehalten.

 Der Zweite Weltkrieg brachte auch zahlreiche Zerstörungen für die Radevormwalder Innenstadt.

Der Zweite Weltkrieg brachte auch zahlreiche Zerstörungen für die Radevormwalder Innenstadt.

Foto: Stadt Radevormwald

Nach sechs Jahren Krieg mit unendlich viel Leid und Zerstörung warteten die Radevormwalder Anfang April auf eine ungewisse Zukunft. Wie Hans Aldermann in seinem Tagebuch berichtete, zogen seit Tagen deutsche Soldaten durch die Stadt. Aus der Luft beschlossen die Besatzungen von Jagdbombern die Stadt.

Den 12. April, einen Donnerstag, den Tag vor dem Einzug der Amerikaner, beschreibt der damals 32-Jährige als schönen Frühlingstag und zieht direkt ein erstes Fazit: "In all den Jahren ist sie (die Stadt) vom Bombenterror und unmittelbaren Kriegsgeschehen verschont geblieben." Von Osten her drohe der Feind, amerikanische amerikanische und englische Soldaten werden in den nächsten Stunden oder Tagen einmarschieren. Die Stadt ist wie ein Ameisenhaufen.

Die Jabos kommen nicht mehr aus dem Osten, sondern aus dem Westen, schreibt Aldermann und berichtet von einem größeren Schaden in der Kaiserstraße an der damaligen Hans-Schemm-Schule, (früher und später Lindenbaum). Nachmittags habe es Artilleriebeschuss gegeben. Ein Treffen an der Kreuzung Wiedenhofkamp-Bahnstraße habe drei Menschenleben gefordert. "Die Bevölkerung hat Zuflucht in den Kellern gefunden", schreibt Aldermann. Die Rocholl'sche Fabrik und Häuser in Studberg und Klüting werden in Brand geschossen.

13. April Über den Tag des Einmarsches der Amerikaner schreibt der langjährige Radevormwalder Berichterstatter: "Gegen 6 Uhr hat der Beschuss aufgehört. Rauchschwaden ziehen über die Stadt. "Unsere schöne Stadt ist schwer mitgenommen." Viele Rader hätten die Stadt verlassen, bevor um 8.30 Uhr der Beschuss von neuem begann. Um 10.30 Uhr berichtet Aldermann vom Beginn von Straßenkämpfen am Jung-Stilling-Weg. Gegen 11.30 Uhr seien die Amerikaner in der Innenstadt gewesen. Sie hätten alle Häuser nach Soldaten durchsucht. Fazit von Hans Aldermann: "Der Schreck ist vorbei, denn die Soldaten haben sich in jeder Weise anständig benommen." Wo sie allerdings verschlossene Türen fanden, haben sie diese gewaltsam geöffnet. Mit dem Einzug der Soldaten war der Artilleriebeschuss beendet. Allerdings nur kurz, weil "unsere Artillerie begann, die einrückenden Amerikaner zu beschießen". Am Nachmittag haben die Amerikaner erste Bekanntmachungen ausgegeben mit Ausgehzeit von 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr begrenzt.

14. April "Die Stadt bietet ein trostloses Bild", schreibt Aldermann. Viele Rader seien an diesem Tag in die Stadt zurückgekehrt, "viele stehen vor rauchenden Trümmerhaufen und retten ihre Habe aus dem Keller". Und: "In der Stadt beginnt ein wüstes Plündern und Rauben von Russen und Italienern, leider auch von Deutschen", schreibt Aldermann und ergänzt, "der vorläufige Kommandant aber schreitet ein, ordnet strenge Strafen an, und fordert die Rückgabe der geplünderten Sachen zum Rathaus". Die Ausgehzeit wird von 7 bis 19 Uhr festgelegt.

15. April Am ersten Sonntag nach dem Einmarsch der Amerikaner beschäftigt sich Hans Aldermann mit dem Zustand der Kirchen. "Kein Glockengeläut lädt zum Gottesdienst." Aldermann beschreibt: Die Lutherische Kirche Burgstraße hat zur Nordstraße hin einen Volltreffer erhalten. Im Mauerwerk der Katholischen Kirche, aus Steinen der alten Stadtmauer, sind nur Löcher zu erkennen, keine Durchschläge. Hier wird wieder Gottesdienst gehalten. Die Reformierte Kirche und die Altlutherische haben nur erheblichen Glasschaden zu verzeichnen.

Gedanken Hans Aldermann hat sich in seinem Tagesbuch auch über das, was kommen könnte, Gedanken gemacht. "In der Stadt lastet auf allen ein Druck, ein Ungewisses, ein Bangen und Sorgen", schreibt er.

(RP)
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