Zwei Todesopfer Als die Cholera nach Radevormwald kam

Radevormwald · Vor 170 Jahren starben zwei Radevormwalder an der gefährlichen Cholera. Historiker Lutz Aldermann hat zur Geschichte der hochansteckenden Krankheit in der Bergstadt recherchiert. Das hat er dabei herausgefunden.

 Diese Telegrafenstation wurde bei der Cholera-Epidemie zum Krankenhaus, abgerissen dann im Jahre 1961.

Diese Telegrafenstation wurde bei der Cholera-Epidemie zum Krankenhaus, abgerissen dann im Jahre 1961.

Foto: Lutz Aldermann

Die Telegrafenstation, die bis 1961 auf dem Kollenberg in Radevormwald stand, hat einigen Menschen das Leben gerettet. Warum das so war, das hat der Radevormwalder Lutz Aldermann herausgefunden, der im Zeitungsarchiv seines Vaters immer wieder auf spannende Geschichten aus der Historie der Stadt stößt.

„Ich habe mich in das Thema eingelesen und zusätzlich im Radevormwalder Stadtarchiv recherchiert und bin auf aufschlussreiche Informationen gestoßen, die heute fast niemand mehr kennt“, sagt der Radevormwalder, der sehr an der Geschichte seiner Heimat interessiert ist. Eine wichtige Quelle seiner Recherchen war die Publikation des Baumeisters und Architekten Albert Schmidt aus Lennep, der einige heimathistorische Werke veröffentlicht hat.

Aus seinem Buch über das Leben in Lennep geht hervor, dass die Cholera 1849 in die Nähe von Radevormwald gebracht wurde. „1849 fand in Lennep ein großes Schützenfest statt, das auch Gäste aus dem Umland angezogen hatte. Ein Kutscher aus Köln hatte Festgäste gebracht und logierte auf der Kölner Straße. Am letzten Festtage war er dort an der Cholera gestorben. Nach kurzer Zeit breitete sich die Seuche in den engsten und schmutzigsten Gassen aus. 211 Personen starben“, steht in dem Buch.

Die Recherchen von Lutz Aldermann ergeben, dass sich damals die 22-jährige Caroline Diergarten mit der tödlichen Krankheit infiziert hat. „Sie arbeitete als Dienstmagd in Lennep und erkrankte auch. Die junge Frau wurde dann von ihrer Mutter Eliesabeth in Radevormwald gepflegt“, sagt Aldermann. Die junge Frau starb am 18. September 1849, mittags um 10 Uhr in Radevormwald. Damals gab es in der Stadt auf der Höhe noch keine Straßennamen, sondern lediglich Hausnummern. Caroline Diergarten starb im Haus Nummer 120½. Dokumentiert ist das so genau, weil die Nachbarn der Frau, Jacob Schulze und Johann Becker dem Bürgermeister von dem Vorfall berichteten. Johann Peter Budde, der amtierende Bürgermeister, wurde daraufhin aktiv. „Da von der Verstorbenen vermutlich weiterhin eine hohe Infektionsgefahr ausging, durfte sie nicht, auf Anweisung des Bürgermeisters auf dem alten Friedhof an der Hohenfuhrstraße beerdigt werden. Dieser Ansicht war auch die Sanitätskommission unter Leitung von Dr. Ludwig Neufeld.“ Daraufhin beschlagnahmte die Stadt ein Stück Wald der reformierten Gemeinde am Kollenberg, um die Verstorbene dort von Pastor Karl Haver beerdigen zu lassen. Nach der Beerdigung kam die Telegrafenstation ins Spiel, die nur bis zum Jahre 1849 in Betrieb war. „Das abseits der Stadt gelegene leerstehende Telegrafengebäude wurde umgehend als Cholera-Krankenhaus umfunktioniert“, deckt Lutz Aldermann auf. Die erste Patientin war Eliesabeth Diergarten, die Mutter der verstorbenen jungen Frau. Sie starb am 25. September 1849 in der Telegrafenstation.

Nach den umfassenden Recherchen von Lutz Aldermann gab es nach diesen beiden Todesfällen keine weiteren Cholera-Opfer mehr in Radevormwald.

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