Radevormwald Viel Lob für die Mitarbeiter in der Bauverwaltung

Es war kein leichter Schritt für Bürgermeister Dr. Josef Korsten, dem Rat vorzuschlagen, die Bauaufsicht an den Kreis abzugeben. Im Hauptausschuss hatte ein Gutachterbüro die Ergebnisse einer Organisationsuntersuchung für den Fachbereich Bauverwaltung vorgestellt und Mängel festgestellt. Vor allem entspricht der Personalbedarf nicht den tatsächlich zu erledigenden Aufgaben, die wesentlich umfangreicher sind. Fürs Tagesgeschäft ermittelte der Gutachter eine Unterdeckung von drei Stellen - und um die Rückstände in der Bauaufsicht aufzuarbeiten nochmals zwei Stellen für drei Jahre.

"Wir müssen das Gutachten berücksichtigen", sagte Korsten im Rat - im Beisein der Mitarbeiter aus dem Fachbereich, mit denen er am Morgen vor der Ratssitzung intensive Gespräche geführt hatte. Denn die Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze - oder darum, dass ihr Arbeitsplatz künftig in Gummersbach sein könnte.

Der Personalrat hatte sich gegen die Abgabe der Bauaufsicht an den Kreis ausgesprochen und Steuererhöhungen als Alternative als zumutbar bezeichnet. Kämmerer Frank Nipken bezifferte diese Steuererhöhungen auf Basis der Grundsteuer B: Hier müsse bis 2018 eine Erhöhung des Hebesatzes um 100 von 450 auf 550 Prozent erfolgen. Korsten bezeichnet deshalb die Abgabe der Bauaufsicht "als kleineres Übel". Nachdem der Rat für Verhandlungen mit dem Kreis gestimmt hatte, informierte Korsten den Kreis gestern telefonisch und schickte ein Schreiben an den Landrat. In der Ratssitzung hatte er betont, dass die Mitarbeiter der Bauaufsicht sehr gute Arbeit geleistet hätten - trotz enormer Überforderung. Nur die Haushaltssituation sei der Grund dafür, die Bauaufsicht abgeben zu wollen, nicht aber die Arbeitsweise der Mitarbeiter.

Baudezernentin Julia Gottlieb erinnerte daran, dass der Fachbereich seit ewigen Zeiten signalisiert habe, dass es Fehlentwicklungen gebe, die die Mitarbeiter nicht beeinflussen konnten. "Nur durch übermäßigen Einsatz konnten wir Schaden verhindern, das können wir nicht für die Zukunft versprechen", sagte sie.

Arnold Müller (SPD) sprach von einem "düsteren Bild". Im Kreis könnten die Ressourcen besser gebündelt werden. Der Bürgermeister sollte in den Gesprächen mit dem Kreis darauf achten, dass es eine bauherrenfreundliche Lösung gibt. Die SPD schlägt zum Beispiel einen festen Sprechtag zu Baufragen in Radevormwald vor. Annette Pizzato (FDP) sprach sich gegen die Abgabe aus. "Wir sollten das Gespräch mit dem Kreis suchen, aber eine räumlich nähere Lösung finden", sagte sie. Elisabeth Pech-Büttner (Grüne) und Klaus Haselhoff möchten, dass die Bauaufsicht in Rade bleibt. Die von Nipken errechnete Steuererhöhung halten beide für vertretbar. Bernd-Eric Hoffmann (UWG) mahnte an, dass es künftig eine verbesserte Arbeitsorganisation in dem Fachbereich geben muss. Der Gutachter habe gesagt, dass die Organisation entwicklungsfähig sei. Fritz Ullmann (Linkes Forum) sieht in der Einstellung des zusätzlich benötigten Personals den gebotenen Weg für die Zukunft.

Rolf Ebbinghaus (AL) kritisierte, dass sich die Stadt im Rückwärtsgang befinde. "Heute erleben wir die Bankrotterklärung für die Haushalte der vergangenen Jahre", sagte er. Er zweifele das vorgelegte Gutachten an. Weil es keine Aussagen zu den Gründen für die Misere macht (was nach seinen Informationen auch nicht Aufgabe des Gutachters gewesen sein soll), sei das Papier für den Papierkorb und sein Geld nicht wert. CDU und SPD würden sich hinter dem Bürgermeister verstecken. "Wir brauchen Problemlösungen und keine Verdrängungen", sagte er. Ebbinghaus will wissen, ob es Rationalisierungspotenzial in der Bauverwaltung gibt, außerdem sucht er Schnittstellen zu anderen Ämtern und möchte ein Gesamtpersonalkonzept haben.

(RP)
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