Radevormwald Überdüngung im Bergischen kein Thema

Radevormwald · Stehen die Milchwirtschaft und gutes Trinkwasser im Bergischen Land im Widerspruch zueinander? Darum ging es am Montagabend - passend zum "Tag der Milch" - bei einer Fachveranstaltung der Kreisbauernschaft in Hückeswagen.

 Das Güllen ist - nicht zuletzt dank der jüngsten Umweltkatastrophe an der Neye-Talsperre - in die Kritik geraten. Doch der organische Dünger ist auf Oberbergs Feldern unverzichtbar.

Das Güllen ist - nicht zuletzt dank der jüngsten Umweltkatastrophe an der Neye-Talsperre - in die Kritik geraten. Doch der organische Dünger ist auf Oberbergs Feldern unverzichtbar.

Foto: Busch (Archiv)

Seit der Gülle-Katastrophe im März, deren verheerende Auswirkungen auf die Neye-Talsperre und Bachläufe ringsum noch gar nicht endgültig abschätzbar sind, sehen sich die heimischen Landwirte unter Generalverdacht: Sobald sie mit ihren Güllefässern unterwegs sind, werden sie argwöhnisch beäugt. Schadet, was da ausgebracht wird und im Sinne des Wortes zum Himmel stinkt, der Umwelt? Seit Generationen fahren die Bauern im Frühjahr und bis in den Herbst hinein die zuvor in hofeigenen Tanks gesammelten Fäkalien ihrer Nutztiere auf ihren Flächen aus. Zum für viele brisanten Thema ist das erst nach dem kriminellen Gülle-Skandal im benachbarten Märkischen Kreis geworden, wo der Hof steht, auf dessen Gelände sich die Gülle den weg in den Neyebach suchte.

Vor diesem aktuellen Hintergrund war das Interesse groß an der Fachveranstaltung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW zum "Tag der Milch" am Montag. Der Saal im Kolpinghaus war voll besetzt, und nicht nur mit Landwirten. Es ging um die Gülle, die in der Milchwirtschaft als organischer Dünger unverzichtbar ist und um den Schaden, den sie im Trinkwasser anrichtet - oder auch nicht.

Dass tatsächlich der Nutzen größer ist als der grundsätzlich mögliche Schaden, verdeutlichte in seinem Referat auch auf Grundlage konkreter Daten Heinrich Spitz. Der Wasserberater bei der Landwirtschaftskammer betreut die fünf Kooperationen, die auf Initiative der Landesregierung schon 1993 für die Wassereinzugsgebiete der im Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis gelegenen Trinkwasser-Talsperren gebildet wurden. In ihnen sitzen Vertreter der Land- und der Wasserwirtschaft am runden Tisch, um über (freiwillige) Maßnahmen zu entscheiden, die eine effektive Landwirtschaft und zugleich den Gewässerschutz garantieren sollen. Spitz: "Ziel der Kooperation ist bis heute die gewässerverträgliche Landbewirtschaftung ohne Ertragseinbußen für die Landwirte."

Sein Fazit: Das Ziel wird erreicht, weil alle Beteiligten auf die optimale Düngung der Flächen setzen. Ergebnis sei, dass seit Beginn der Kooperation die im Wasser gemessenen Nitratwerte stark zurückgegangen sind und heute deutlich unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert liegen.

Stark geschrumpft ist parallel dazu die Menge an auf den Flächen eingesetztem synthetischen Dünger. Ein Problem anderer Regionen im Land haben die hiesigen Landwirte dabei nicht: Da es im Bergischen keine Massentierhaltung gibt, fällt nur so viel Gülle an, wie auch tatsächlich zur Düngung der Flächen gebraucht wird, auf manchen Höfen auch weniger. Überdüngung ist also kein Thema.

Nach dem Referat herrschte auch auf dem Podium, besetzt mit Vertretern der Land- und der Wasserwirtschaft sowie des Naturschutzes, Einigkeit: Milchwirtschaft und gutes Trinkwasser stehen im Bergischen nicht im Widerspruch. Kooperation statt Konfrontation habe sich als der richtige Weg erwiesen.

Deutlich wurde aber auch: Das Problem sind Gülle-Transporte von außerhalb, auch wenn sie legal sind. Wupperverband-Vorstand Georg Wulf forderte: "Wir müssen in bewährter Kooperation ein Konzept entwickeln, wie wir die Risiken der Gülle-Importe aus anderen Regionen minimieren." Dem schloss sich Kreisdirektor Jochen Hagt an: "Wir müssen weiter den Dialog suchen, denn das Oberbergische braucht die regionale Landwirtschaft, auch zum Erhalt unserer Kulturlandschaft, und gesunde Gewässer."

(RP)
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