Radevormwald Türen öffnen für neue Helfer

Radevormwald · Seit zehn Jahren kümmern sich ehrenamtliche Sterbebegleiter im Ökumenischen Hospiz um Sterbende und ihre Angehörigen. Auch beim Thema Patientenverfügung gibt es kompetente Ansprechpartner.

 Eva Döllinger (v.l.) und Marina Weidner (beide vom Hospizverein) freuen sich über die gute Zusammenarbeit mit Silke Schwekutsch vom Verein "aktiv55plus" im Haus an der Grabenstraße 18.

Eva Döllinger (v.l.) und Marina Weidner (beide vom Hospizverein) freuen sich über die gute Zusammenarbeit mit Silke Schwekutsch vom Verein "aktiv55plus" im Haus an der Grabenstraße 18.

Foto: hertgen

2009 feierte das Ökumenische Hospiz zehnjähriges Bestehen. 25 ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich zurzeit um Schwerstkranke und deren Angehörige. Jetzt braucht es dringend Nachschub an engagierten Kräften, die sich für andere einsetzen wollen. Wie Koordinatorin Marina Weidner erklärt, würde sie sich gerne auch weitere jüngere Leute wünschen. "Wir sind von 20 bis 80 Jahre offen für Jedermann", sagt sie.

Männer fehlen

Was fehlt, sind Männer, "denn viele Männer, die im Sterben liegen, wünschen sich einen Mann für die Begleitung in den letzten Stunden", sagt Marina Weidner. Deshalb rührt sie kräftig die Werbetrommel, um viele zu finden, die an einem gemeinsamen Hospizkursus mit Gleichgesinnten aus Wermelskirchen, Hückeswagen und Remscheid teilnehmen.

"Wir gehen in die Wohnungen der Menschen, besuchen sie im Betreuten Wohnen oder im Krankenhaus. Wir gehen dorthin so oft und intensiv, wie wir es leisten können", sagt die Koordinatorin. Wichtig ist ihr der Aspekt, dass die Mitarbeiter des Hospizes nicht nur Sterbende begleiten, sondern auch die Angehörigen. "Wir haben eine Trauergruppe, führen dort immer wieder auch Einzelgespräche, gehen mit zur Beerdigung und helfen den Familien über den Tod hinaus", sagt sie.

Die Finanzierung erfolgt über Zuschüsse der Krankenkassen, Fördermittel, Spenden und Mitgliedsbeiträge. Die Begleitung eines Patienten im Krankenhaus sei damit aber nicht abgedeckt, sagt Marina Weidner. Der Hospizverein ist sieben Tage in der Woche 24 Stunden zu erreichen. "Wir sind aber kein Notarzt, können kein Leben retten, reagieren im Notfall aber so schnell wie möglich", sagt Marina Weidner. Ihr Appell an die Betroffenen: Je früher die Hospizmitarbeiter gerufen werden, desto besser für alle.

Fürs Sterben und fürs Leben

Auch bei den Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung finden Hilfesuchende beim Hospizverein kompetente Ansprechpartner. "Wir sind nicht nur fürs Sterben, sondern auch fürs Leben da", sagt die Koordinatorin. Wer sich für die Arbeit im Hospizverein interessiert, sollte Zeit haben, offen sein für neue Erfahrungen, die Fähigkeit zur Selbstreflexion besitzen und noch nicht so viele Ehrenämter bekleiden. "Viele sagen, sie könnten das nicht und unterschätzen sich mit dieser Einstellung völlig", sagt Marina Weidner. Wer an dem Hospizkursus teilnimmt, müsse nicht zwangsläufig in eine Betreuung gehen. Er kann sich gerne auch mit der Theorie beschäftigen und so dem Hospiz helfen. "Aktive Sterbebegleitung muss nicht sein", sagt Marina Weidner. Ihr ist es wichtig, dass die Beteiligten lernen, über sich nachzudenken, sich vielleicht auch mal infrage stellen.

"In der Hospizarbeit begegnet einem nicht nur Elend. Hospiz ist auch anders, die Begegnung von Mensch zu Mensch", sagt sie. Insofern sollten Interessierte die eigene Messlatte nicht zu hoch hängen. "In dem Kurs lernt man viel", sagt sie.

(RP)
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