Radevormwald Theaterstück "Kriegerin" zieht junge Zuschauer in den Bann

Radevormwald · Mehr als 300 Schüler der Städtischen Realschule waren gestern im Bürgerhaus, um sich das Gastspiel des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel "Kriegerin" anzusehen. Das Stück über Integration und Demokratie nach einem Film des Regisseurs David Wnendt wurde zu einem Theaterstück für Schüler umgeschrieben und zog die Mädchen und Jungen der Klassen sieben bis neun schnell in seinen Bann.

 Szene aus dem Theaterstück "Krigerin", das vom Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel im Bürgerhaus aufgeführt wurde.

Szene aus dem Theaterstück "Krigerin", das vom Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel im Bürgerhaus aufgeführt wurde.

Foto: Jürgen Moll

Die anfängliche Unruhe verebbte schnell, nachdem die Jugendlichen sich selber, ihr Umfeld und aktuelle Problematiken in der Handlung des Stücks wiederfanden. Die Bearbeitung von Tina Müller überzeugte die Schüler sofort durch die klare alltägliche Sprache, durch ihre Empathie und die starken Protagonisten.

In "Kriegerin" geht es um Marisa, die sich selber als "rechts" beschreibt und einen Hass auf alle Ausländer, auf die Polizei und die deutsche Politik hat. Gemeinsam mit ihrer Clique macht sie den Flüchtlingen Rasul und Jamil das Leben zur Hölle, lauert ihnen auf und schiebt vor dem Flüchtlingsheim Wache. Die Pläne von ihr und ihren rechtsradikalen Freunde münden in dem Verlust von Jamil und erst nach diesem Ereignis fängt Marisa an, an ihrer Ideologie zu zweifeln. Der Preis für dieses Zweifeln ist hoch, denn Svenja, die neue Rechtsradikale der Szene sorgt dafür, dass Marisa der Austritt so schwer wie möglich gemacht wird.

Wie die Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden, ließ die Realschüler gestern immer wieder zusammenzucken, noch während der Aufführung fingen Diskussionen über die sogenannte Willkommenskultur in Deutschland an.

Genau das, Diskussionen und Gespräche, will Michael Teckentrup, Leiter des Kulturkreises, mit Schultheater anregen. Für den Kulturkreis realisiert er immer wieder Veranstaltungen, die von den Lehrern in ihren Unterricht integriert werden können. Jetzt, zum Ende der Spielzeit 2017/2018 kann er wieder ein positives Fazit ziehen. "Das Schultheater wird immer besser angenommen. Es scheint meistens den Nerv der Zeit und das Interesse der Jugendlichen zu treffen", sagt er.

Die Inszenierung von Tina Müller öffnete behutsam den Blick auf das Leben geflüchteter Menschen, auf die Menschen außerhalb der rechten Szene und stellte die Verantwortung jedes Einzelnen in den Vordergrund. Für die Schüler gab es nach der 75-minütigen Aufführung die Möglichkeit, Fragen an die Schauspieler zu stellen.

(trei)
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