Radevormwald Streit ufert in brutale Schlägerei aus

Radevormwald · Zwei Betrunkene gerieten in Streit. Ein Dritter wollte schlichten. Er wurde krankenhausreif geschlagen.

An einem Tag im September 2016 war ein heute 22-jähriger Radevormwalder mit Freunden lange über die Kirmes gebummelt. Zum "Nachfeiern" gingen sie danach noch in eine Kneipe in der Innenstadt. Bis zum frühen Morgen wurde dort viel getrunken und "palavert", wie es einer der Beteiligten jetzt vor dem Amtsgericht in Wipperfürth ausdrückte. Aus dem "Palaver" wurde ein Streit zwischen dem 22-Jährigen und einem 33-Jährigen. Ein Dritter wollte dem Älteren beistehen und schlichten. Stattdessen wurde er selbst zum Opfer und vor der Kneipe krankenhausreif geschlagen.

Neben dem 22-Jährigen waren nun vier seiner Freunde angeklagt. Ihnen allen legt die Staatsanwaltschaft "Gefährliche Körperverletzung" zur Last. Zur Hauptverhandlung erschien jetzt jedoch nur einer dieser Freunde - und der beteuerte, damals nicht dabei gewesen zu sein. Die anderen drei Angeklagten seien gar nicht erst gekommen, weil auch sie nichts mit der Sache zu tun gehabt hätten. Sie seien an dem Abend nach der Kirmes nicht mit ihm in der Kneipe gewesen, versicherte der 22-jährige Hauptangeklagte.

Er nahm die Schuld gleich zu Beginn der Hauptverhandlung auf sich: "Wir hatten alle gut einen sitzen, da habe ich dann am Tresen den Streit angefangen." Sein Kontrahent, der jetzt als Zeuge geladen war, konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, um was es dabei gegangen war: "Wie das eben so ist, wenn man gut getankt hat - wir haben rumpalavert wegen irgendwas."

Ein Bekannter habe sich dann eingemischt, während er selbst durch die Hintertür gegangen sei, um sich auf den Heimweg zu machen. Von einer Schlägerei habe er deshalb nichts mitbekommen.

Die hatte sich währenddessen vor der vorderen Tür der Kneipe abgespielt. Laut Anklageschrift sollen der 22-Jährige und Freunde den Mann, der vorher hatte schlichten wollen, nach draußen gedrängt und dort zu Boden geschlagen haben. Noch am Boden traten sie auf ihn ein. Der Mann wurde dabei so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus gebracht und später mehrfach am Bein operiert werden musste. Sieben Monate lang war er danach arbeitsunfähig. "Ich konnte meinen Beruf nicht mehr ausüben und musste mir einen neuen Job im Büro suchen", sagte der als Zeuge geladene 30-Jährige vor Gericht aus. Bis heute leidet er an Folgeschäden der Schlägerei.

Der 22-Jährige, der als kaufmännischer Angestellter arbeitet, hat inzwischen mehrfach versucht, sich bei seinem Opfer zu entschuldigen. Das wiederholte er im Gerichtssaal. Was genau er dem 30-Jährigen damals angetan hat, wisse er aber nicht mehr, weil er zu betrunken gewesen sei. Weil der Richter es für notwendig hielt, weitere Zeugen und auch die übrigen Mitangeklagten, die nicht vor Gericht erschienen waren, anzuhören, einigte er sich mit dem Staatsanwalt auf eine Fortsetzung des Prozesses noch im Januar. Ob dann geklärt werden kann, was genau an dem frühen Morgen im September geschah und wer alles an der brutalen Schlägerei beteiligt war, ist fraglich.

Das Opfer der Tat kann sich nur an Schläge und Tritte des 22-Jährigen erinnern, nicht aber an dessen Freunde. Der junge Radevormwalder muss mit einer hohen Geld- oder auch Freiheitsstrafe für die brutale Tat rechnen.

(bn)
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