Am Ehrenmal am Kollenberg in Radevormwald Stilles Gedenken an die Kriegstoten
Radevormwald · Pfarrer Dr. Dieter Jeschke von der reformierten Kirchengemeinde begleitete das Gedenken mit einer Andacht. Er wies darauf hin, dass der Volkstrauertag, der vor 96 Jahren eingeführt wurde, bei vielen Menschen in Vergessenheit gerät.
Zum Volkstrauertag kamen Vertreter der Stadt, Politik und der Freiwilligen Feuerwehr am Sonntag im Park am Kollenberg zusammen, um den Kriegstoten und Opfern der Gewaltherrschaft aller Nationen zu gedenken. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen hatte die Stadt auf eine große Veranstaltung in einem Saal verzichtet.
Zu dem stillen Gedenken am Ehrenmal am Kollenberg hielt der stellvertretende Bürgermeister Gerd Uellenberg eine Ansprache. Er rief dazu auf, Völkerverständigung zu leben. „Mit gemeinsamer Zeit, wie wir es in Rade mit unseren Städtepartnerschaften tun, können wir Austausch leben“, sagte er. „Es ist wichtig die Gründe, warum wir heute zusammenstehen, nicht zu vergessen und an die zu denken, die unter Verfolgung gelitten haben und leiden sowie an Leib und Seele verletzt wurden.“
Pfarrer Dr. Dieter Jeschke von der reformierten Kirchengemeinde begleitete das Gedenken mit einer Andacht. Er wies darauf hin, dass der Volkstrauertag, der vor 96 Jahren eingeführt wurde, bei vielen Menschen heutzutage leider in Vergessenheit gerät. „Mit meinen Konfirmanden habe ich versucht, über diesen Tag zu sprechen. Mein Versuch scheiterte kläglich“, sagte er. Dieser Gedenktag komme einfach nicht mehr im Bewusstsein vor. Es sei denn, man sei direkt an einer Feier beteiligt. „In diesem Jahr ist es vielleicht sogar noch heftiger. Wir alle sehnen uns nach guten Nachrichten. Das letzte Jahr war voller schlimmer Schlagzeilen: Waldsterben, Klimawandel, Pandemie, Familientragödie in Radevormwald, Gedenken an das schreckliche Eisenbahnunglück von 50 Jahren“, sagte Jeschke. „Wir sehnen uns nach guten Nachrichten. Das Allergefährlichste ist, wenn wir uns an schlechte Nachrichten gewöhnen und innerlich abstumpfen.“
Jeschke erinnerte an den Humanisten Erasmus von Rotterdam, der bereits im 15. Jahrhundert das innere Abstumpfen als verderblich erkannte. „Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass wir heute an die Opfer der Weltkriege denken. Wir widersetzen uns damit dem innerlichen Abstumpfen.“ Die Gedenkstunde endete mit der dritten Strophe der Deutschen Nationalhymne.