Radevormwald Stadt will insektenfreundlich pflanzen

Radevormwald · Auf Initiative der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen soll die Stadtverwaltung in der Zukunft versuchen, mehr als bisher insektenfreundlich anzupflanzen. Den Auftakt machen die Parks und die Ausgleichsfläche an der Nordstadtrunde.

 Auch der Sommerflieder ist ein Magnet für Insekten - vor allem Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs sitzen gerne darauf.

Auch der Sommerflieder ist ein Magnet für Insekten - vor allem Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs sitzen gerne darauf.

Foto: Bernd Wüstneck

Das Insektensterben ist ein in allen Teilen Deutschlands bekanntes Phänomen. Dem möchte die Stadt in Zukunft in Teilen gegensteuern - durch eine insektenfreundliche Bepflanzung. "Dabei müssen wir versuchen, unserer Vegetation und unserem Klima gerecht zu werden", sagt Matthäus Kozinski, seit einem Jahr Umweltbeauftragter der Stadtverwaltung. Zusammen mit Burkhard Klein vom Fachbereich Bauverwaltung soll versucht werden, dort, wo es möglich ist, nach neuen Methoden zu säen oder zu pflanzen.

In Frage kommen zuerst die Flächen im Parc de Châteaubriant, im hinteren Bereich zum Wartburghaus, der Park Nowy Targ (Burgstraße), die Ausgleichsfläche oberhalb der Nordstadtrunde und die Ausgleichsfläche in Herbeck, auf der auch die Streuobstwiese angesiedelt ist. "Wenn wir an diesen Stellen gute Erfahrungen gemacht haben, dann werden wir das wohl auf andere städtische Flächen ausdehnen", sagt der Umweltbeauftragte. Im vorderen Bereich des Parc de Châteaubriant wird darauf verzichtet, weil die Flächen auch für öffentliche Veranstaltungen vorgesehen sind.

Mitarbeiter des Betriebshofs hatten eine blühende Wiese vor Jahren an der Kreuzung Telegrafen- und Jahnstraße ausprobiert. Der schöne Anblick hatte aber nur ein oder zwei Jahre gehalten. Später hat dort Anne Pieper als Projekt der Katholischen Grundschule noch einmal eine Fläche für einen Sommer neu bepflanzt.

Jetzt soll versucht werden, dieses Thema weiter publik zu machen. Bei der Pflanzentauschbörse, die vom Verein RBN immer im Frühjahr am 1. Mai organisiert wird, soll das Thema angesprochen und vielleicht auch von Privatleuten aufgenommen werden. Insektenfreundlich können auch die privaten Garteninhaber tätig werden.

Eine Pflanzliste hat Matthäus Kozinski mit dem Naturschutzverein erarbeitet. Er arbeitet auch mit den Landschaftsgärtnern der Stadt Remscheid zusammen. Die jetzige Liste sieht der Umweltbeauftragte als offen an. "Da können natürlich noch andere Pflanzen hinzukommen", sagt er. Dabei sei es wichtig, auf pflegeleichte, robuste und nichtgiftige Pflanzen zu achten.

Als eine Versuchsfläche wird die Wiese oberhalb des Spielplatzes an der Nordstadtrunde angesehen. Dort ist eine erste Wildblumenwiese neben Bäumen zum 111-jährigen Bestehen von Gira mit einem Öko-Landschaftsbetrieb in Angriff genommen worden. "Wir werden dort vor allem regionales Saatgut verwenden. Im Herbst ist dort, um das Wachstum unerwünschter Pflanzen zu verhindern, ein einjähriger Senf als Zwischenpflanze gesät worden. "Wir müssen versuchen, Pflanzen und Kräuter zu finden, die unserer Natur gerecht werden", sagt Matthäus Kozinski. Das sehe oft auch nicht spektakulär aus.

An den Stellen, an denen ökologiefreundlich gepflanzt wird, sollen die Besucher darauf hingewiesen werden, damit die Arbeit zum Beispiel nicht durch Hundekot wieder zerstört wird. Gleichzeitig soll aber auch Aufklärungsarbeit verrichtet werden, damit sich die Fußgänger demnächst an den Flächen erfreuen können. Derzeit gibt es drei verschiedene Saatgutmischungen, die in nächster Zeit getestet werden. "Das Ganze wird noch ein längerer Prozess werden", glaubt Burkhard Klein. Nach und nach möchte man Erfahrungen sammeln und diese dann auch weitergeben.

Gedacht ist dabei auch an den vermehrten Einsatz von Nachtschattengewächsen und insektenfreundlichen Stauden. Auch da könne mit der Pflanzentauschbörse eine Menge erreicht werden. An Randbereichen von Flächen mit Abschottung zum Nachbarn soll darüber nachgedacht werden, Haselnuss, Schlehe oder Weißdorn zu pflanzen. "Zu beachten sei", sagt Klein, dass sich der Mehraufwand für die Mitarbeiter des Betriebshofes in Grenzen hält, da die Stadt auf die Kosten achten muss. "Wir glauben, dass sich das langfristig rentiert", ergänzen Klein und Kozinski.

(RP)
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