Mobilität in Radevormwald Nun plant die Stadt ein großes Rad-Konzept

Radevormwald · In der Ratssitzung am Dienstag erläutert die Verwaltung, wie ihr Rad- und Fußwegekonzept aussehen soll. Wenn die Politik zustimmt, kann ein Auftrag an ein Planungsbüro erteilt werden. Die Hälfte der Kosten für die Maßnahme könnte gefördert werden.

 Das Radfahren in der Region wird immer beliebter. Und die klimabewusste  Mobilität hat nicht nur mit Freizeitsport zu tun. 

Das Radfahren in der Region wird immer beliebter. Und die klimabewusste  Mobilität hat nicht nur mit Freizeitsport zu tun. 

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Das Radfahren wird immer beliebter und das auch im Bergischen Land. Früher waren die Steigungen hier eine Herausforderung, doch mit dem Erfolg von E-Bikes und Pedelecs können auch Menschen, die nicht durchtrainiert sind, die heimische Landschaft per Pedal genießen.

Kein Wunder, dass in jüngster Zeit auch in Radevormwald sehr intensiv, teilweise auch recht emotional, über das Thema Radwege diskutiert wurde. Die UWG-Fraktion hatte ein eigenes Konzept vorgelegt, das die anderen Fraktionen jedoch ablehnten, was die Wählergemeinschaft spürbar fuchste. Und Friedel Müller, der ehemalige Bürgermeister, hatte jüngst kritische Anmerkungen an die Stadt gesandt.

Niklas Lajewski ist Klimaschutzmanager der Stadt und daher gewissermaßen „Mr. Fahrrad“ der Verwaltung. Er hat sich mit Friedel Müller über die Kritik ausgetauscht. Der Altbürgermeister hatte unter anderem den Standort des Schildes, das den Beginn des Rad- und Fußgängerweges an der Ecke Kaiserstraße/Telegrafenstraße markiert, bemängelt. Es stehe mitten im Weg. „Der Standort des Schildes ist von den Verkehrsbehörden überprüft worden“, sagt Niklas Lajewski. Einwände gab es nicht, denn würde das Schild weiter am Rand stehen, wäre es weniger gut sichtbar. „Außerdem sorgt der jetzige Standort dafür, dass dort niemand unerlaubt sein Auto abstellt“, erklärt der Klimaschutzmanager.

Friedel Müller hatte auch angefragt, ob es nicht die Möglichkeit gebe, an der L 414 (Uelfe-Wuppertal-Straße) einen Radweg anzulegen. Für die Radler sei dies eine sehr gefährliche Strecke. Hier zeigt sich Niklas Lajewski skeptisch: „Die Lage im Tal ist sehr eng, und das Gebiet steht unter Naturschutz.“ Dort einen Radweg anzulegen, würde einen erheblichen Eingriff bedeuten. Außerdem handle es sich um eine Landesstraße, die Stadt ist also nicht zuständig, sondern der Landesbetrieb Straßenbau.

Dass die Verwaltung dennoch das Thema Radfahren im Blick hat, wird sich in der kommenden Woche in der Ratssitzung am Dienstag, 22. Juni zeigen, die um 16 Uhr im Bürgerhaus beginnt. Auf der Tagesordnung steht die „Erstellung eines Rad- und Fußwegekonzept für das gesamte Stadtgebiet von Radevormwald“.

Dabei sollen die „innerstädtischen Wege, die Anbindung der Außenortschaften, interkommunale Verbindungen, die Schnittstellen zum ÖPNV und die Wegeverbindungen zu den Schulen und Kitas, bzw. die Problematik der ,Elterntaxis’ mit betrachtet werden“, heißt es in der Beschlussvorlage. Schon bestehende touristische Radrouten und die Ergebnisse aus dem Regionalen Radwegekonzept des Oberbergischen Kreises sollen mit einfließen.

Wenn die Politik das Konzept billige, erläutert Niklas Lajewski, werde die Stadtverwaltung ein Fachbüro für Verkehrsplanung beauftragen. Auch die Bevölkerung soll beteiligt werden. Angedacht sind zwei Workshops, bei denen Bürger und Vereine wie der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) einbezogen werden.

Für die Umsetzung des Vorhaben kann die Stadt auf Fördermittel des Landes aus dem Programm „Vernetzte Mobilität und Mobilitätsmanagement“ zurückgreifen. „Die Beantragung erfolgte im vergangenen Jahr, so dass die Maßnahme laut Zuwendungsbescheid noch in diesem Jahr beginnen kann“, informiert die Beschlussvorlage. „Die durch die Bezirksregierung Köln bewilligte Zuwendung liegt bei 20.998,40 Euro. Damit wird rund die Hälfte der entstehenden Kosten gefördert.“

Doch was ist mit dem Radweg Obere Wupper, der im Zuge der Vorbereitung der Regionale 2025 vor einigen Jahren der Öffentlichkeit vorgestellt wurde? Grundsätzlich will die Stadt diese Idee weiterverfolgen. Man werde ausgehend von dem Konzept „weitere technisch umsetzbare Alternativen prüfen, um die bisher angegebenen Kosten und dem damit verbundenen Eigenanteil unter Berücksichtigung vorhandener Fördermittel zu reduzieren“.

Angesichts von 4,9 Millionen Euro Kosten für Rade, die für dieses Vorhaben im Raum standen, durchaus nachvollziehbar – nicht zuletzt diese immense Summe war es, die die UWG zu ihrem eigenen Radwegkonzept für die Wupperorte angeregt hatte. Die SPD-Fraktion hatte dagegen auf den neuen „Nationalen Radverkehrsplan 3.0“ des Bundes verwiesen. Hier könnten jährlich bis zu 600.000 Euro fließen, so die SPD-Fraktion – was von der UWG bezweifelt wird.

 Blick von der L 414 auf die Wülfingsiedlung in Dahlerau. Die Pläne für den Radweg „Obere Wupper“ wollten diesen Bereich aufwerten. 

Blick von der L 414 auf die Wülfingsiedlung in Dahlerau. Die Pläne für den Radweg „Obere Wupper“ wollten diesen Bereich aufwerten. 

Foto: Stefan Gilsbach
 Den hohen Stellenwert des Radsports für viele Bürger zeigte die Beteiligung beim Stadtradeln im Jahr 2020.

Den hohen Stellenwert des Radsports für viele Bürger zeigte die Beteiligung beim Stadtradeln im Jahr 2020.

Foto: Jürgen Moll

Die Verwaltung prüft derzeit, ob Gelder aus dem Förderprogramm „Stadt und Land“ für das Radkonzept verwendet werden können. Allerdings müssen die Maßnahmen bis Ende 2023 umgesetzt sein, so  dass „wahrscheinlich mit Ende des nächsten Antragszeitraumes im Mai 2022 nur kleinteiligere Maßnahmen beantragt werden können“, so die Stadt.

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