Olympia-Interview Sportler stehen unter sehr großem Druck

Radevormwald · Die zweifache Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl, die in Radevormwald aufgewachsen ist, schaut sich die Olympischen Spiele in Brasilien von zu Hause aus an. Sie hat sich sehr über die lachenden Gesichter der Sportler bei der Eröffnung gefreut.

 Heide Ecker-Rosendahl mit Minister Michael Groscheck und Bürgermeister Johannes Mans beim Festakt zum Rader Stadtjubiläum.

Heide Ecker-Rosendahl mit Minister Michael Groscheck und Bürgermeister Johannes Mans beim Festakt zum Rader Stadtjubiläum.

Foto: hn- (Archiv)

Radevormwald/Leverkusen Heide Ecker-Rosendahl gewann bei den Olympischen Spielen 1972 Goldmedaillen im Weitsprung und mit der 4x100-Meter-Staffel sowie eine Silbermedaille im Fünfkampf. Für die ehemalige Leichtathletin aus Radevormwald waren die Sommerspiele in München der Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere. Nach dem Ende ihrer Karriere war sie von 1993 bis 2001 Mitglied des Präsidiums des Deutschen Leichtathletikverbandes, 1997 bis 2001 als Vizepräsidentin. Dazu war sie die Athletenbeauftragte. Auch ihr Sohn Danny Ecker war erfolgreich und einer der wenigen Sechs-Meter-Springer im Stabhochsprung. Die Wettkämpfe der Olympischen Spiele in Rio verfolgt die 69-Jährige, die mit dem ehemaligen Basketballer John Ecker verheiratet ist, aufmerksam von zu Hause.

Frau Ecker-Rosendahl, momentan befindet sich die ganze Welt im Sportfieber und verfolgt die olympischen Wettkämpfe. Wie fiebern Sie mit, fahren Sie nach Rio, um live dabei zu sein?

Ecker-Rosendahl Mein Fernseher läuft während der Olympischen Spiele natürlich häufiger als sonst. In diesem Jahr verfolge ich die Wettkämpfe der Olympischen Spiele von zu Hause aus, aber nicht mit weniger Begeisterung. Der Sportgeist packt mich, genau wie den Rest Deutschlands, jedes Mal. Die Zeitverzögerung macht die Verfolgung der Wettkämpfe natürlich schwer, aber ich gucke mir morgens immer die Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse und Ergebnisse an. So habe ich das auch mit der Eröffnungsfeier gemacht.

Welche Disziplinen verfolgen Sie am stärksten?

 Diese Autogrammkarte mit den Radern Heide Rosendahl, Wilfried Trott (r.) und Gerd Osenberg gab es nach den Spielen 1972 in München.

Diese Autogrammkarte mit den Radern Heide Rosendahl, Wilfried Trott (r.) und Gerd Osenberg gab es nach den Spielen 1972 in München.

Foto: BM-Archiv

Ecker-Rosendahl Natürlich gucke ich gerne Leichtathletik. Davon verstehe ich etwas und kann mich mit den Sportlern identifizieren. Aber auch bei den anderen Disziplinen, wie Rudern, bleibe ich auf dem Laufenden und habe die deutschen Sportler im Blick.

Gibt es Sportler, denen sie besonders die Daumen drücken, zum Beispiel den Startern aus Ihrem Verein in Leverkusen, dem TSV Bayer 04 Leverkusen?

Ecker-Rosendahl Ich bin stolz darauf, dass sich neun Sportler aus Leverkusen qualifizieren konnten. Ihre Wettkämpfe verfolge ich besonders aufmerksam, denn ich kenne sie persönlich und ihren sportlichen Werdegang ganz genau. Der Sperrwerferin Linda Stahl wünsche ich besonders viel Glück. Bei den Stabhochspringern würde ich mich freuen, wenn sie die Qualifikation überstehen. Konstanze Klosterhalfen ist erst 19 Jahre alt und hat sich für den 1500-Meter-Lauf qualifiziert. Wenn sie es ins Halbfinale schafft, wäre das sensationell, aber die Konkurrenz ist stark. Die Ziele und Relationen sind bei allen Sportlern unterschiedlich, aber in erster Linie wünsche ich allen Spaß an Olympia.

Das, was Sport für die Zuschauer und Fans vermitteln soll, nämlich in erster Linie Freude an Bewegung, Teamgeist und Durchhaltevermögen, rückt neben den Doping-Skandalen und politischen Diskussionen oft in den Hintergrund. Was macht das mit Sportlern und dem olympischen Geist?

Ecker-Rosendahl Leider hat die Vorfreude auf die Olympischen Spiele und den Leistungssport in den vergangenen Jahren sehr unter den ganzen Diskussionen gelitten. Die Sportler stehen unter einem großen Druck und kommen kaum noch dazu, Olympia zu genießen. Das finde ich sehr traurig. Gedopte Sportler hat es immer schon gegeben, auch zu meiner aktiven Zeit, aber damals gab es kein organisiertes Doping und keine Korruption in diesem Ausmaß. Wir haben alle gesehen, was die Doping-Skandale mit dem Radsport gemacht haben. Langsam finden die Zuschauer wieder Vertrauen und Zugang zu dem Sport und in die Starter. Sie fiebern wieder mit. Einen solchen Einbruch wünsche ich Olympia nicht.

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie 1972 bei den Olympischen Spielen in München gestartet sind? Hat die Freude am Sport alle anderen Gefühle überstrahlt?

Ecker-Rosendahl Das kann man so sagen. Leistungsdruck hat natürlich jeder, und der ist auch notwendig, aber die Aufregung und Freude waren größer. Ich war froh, dabei zu sein, die Atmosphäre war toll und die Sportler fair. Das ist eine Empfehlung, die ich an alle jungen Sportler weiterreichen kann: Erzwungene Leistungen sind nicht konstant. Man darf während des harten Trainings seine Freude nicht verlieren.

Gab es während der Spiele in Rio de Janeiro schon einen Moment, der Sie gebannt und glücklich gemacht hat?

Ecker-Rosendahl Ja. Als ich die lachenden Gesichter der Sportler während der Eröffnungsfeier gesehen habe, war ich erleichtert. Sie haben getanzt, gewunken und gelacht. Das hat mir gezeigt, dass sich die Sportler trotz aller Schwierigkeiten ein Stück Leichtigkeit bewahrt haben.

(trei)
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