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Heimatmuseum Radevormwald Ein Wiedersehen der „alten Helden“

Radevormwald · Bei der offiziellen Eröffnung der Sonderausstellung im Heimatmuseum erinnerten sich Olympioniken und Teilnehmer von „Spiel ohne Grenzen“.

 Mit einer Mischung aus Amüsement und Nostalgie betrachteten die Teilnehmer von „Spiel ohne Grenzen“ die Fotos aus dem Jahr 1970: (v.l.) Lothar Reinbott, Jürgen Offermann, Ausstellungs-„Macher “Karl Schmidt, Bernd Reinbott, Michael Scholz, Ludwig Keim und Theo Küster. 
  Foto: Jürgen Moll

Mit einer Mischung aus Amüsement und Nostalgie betrachteten die Teilnehmer von „Spiel ohne Grenzen“ die Fotos aus dem Jahr 1970: (v.l.) Lothar Reinbott, Jürgen Offermann, Ausstellungs-„Macher “Karl Schmidt, Bernd Reinbott, Michael Scholz, Ludwig Keim und Theo Küster. Foto: Jürgen Moll

Foto: Jürgen Moll

  Die eigenen Erlebnisse und sportlichen Erfolge in einer Museumsausstellung zu sehen, ist schon etwas Außergewöhnliches: Es braucht dann nur einen kurzen Bildausschnitt, einen handgeschriebenen Zettel eines ehemaligen Weggefährten und schon ziehen einen die Erinnerungen zurück in jene Zeit. So ist es auch für viele der zahlreichen Besucher am Sonntagnachmittag bei der offiziellen Eröffnung der Sonderausstellung „Radevormwalder Sportler –  Spiel ohne Grenzen 1970 und Olympia 1972“.

Dass seine Teilnahme an den Olympischen Spielen in München 1972 jetzt nun 50 Jahre zurückliegen, wird Wilfried Trott erst beim Anblick der alten Fotos bewusst. Täglich erinnert er sich an jene Zeit, die für ihn noch immer sehr präsent ist. „Ich denke eigentlich jedes Mal daran, wenn ich auf mein Rad steige, und ich bin drei bis viermal die Woche damit unterwegs“, sagt Trott am Rande der Ausstellung. Der heute 74-jährige Radsportler und mehrfache Deutsche Straßenradrennmeister ist gemeinsam mit Heide Rosendahl und Wolfgang Killing (Leichtathletik), Trainer Gerd Osenberg und den Paddlern Hartmut und Wolfram Faust einer von fünf Sportlegenden der Stadt Radevormwald, die im Sommer 1972 bei den Olympischen Spielen in München für Deutschland antraten und teilweise mit einer Goldmedaille um den Hals in die Stadt auf der Höhe zurückkehrten.

Ihre Geschichte ist in der neuen Sonderausstellung im Heimatmuseum von Karl Schmidt zusammengefasst worden – ein Radevormwalder, der in jenem Jahr selbst vor Ort war. Fotos, originale Eintrittskarten und sogar das Olympiamaskottchen „Waldi“ hat Schmidt aus seinem persönlichen Besitz zur Ausstellung beigesteuert. Letzteres, erzählt Schmidt, brachte er vor 50 Jahren seinem Sohn aus München mit. Mittlerweile sei sein Sohn über 60 Jahre alt, „aber das Maskottchen hat all seine 17 Umzüge mitgemacht.“

Für die Sonderausstellung holte Schmidt den bunten Stoffdackel eigens aus Magdeburg ab. Er erinnert sich noch lebhaft an jenen Tag, als Heide Rosendahl die Goldmedaille gewann. „Das war ein doller Jubel.“ Mit Spannung wohnte er dem sportlichen Spektakel bei. „Am fünften Tag passierte dann das Attentat, und ich musste meinen Besuch abbrechen.“

Trott seinerseits erinnert sich auch noch, wie fokussiert er vor seinem Rennen bei den Olympischen Spielen war. „Der Bus hatte uns vom Olympischen Dorf zum Start gefahren, und dann saßen wir erst mal eine halbe Stunde dort, bis es losging.“ Für ihn ging damals ein Traum in Erfüllung. „Für jeden Sportler ist es ein großer Traum, einmal bei Olympischen Spielen mitmachen zu können. Leider hat es bei mir mit einer Medaille nicht geklappt. Der Empfang in Radevormwald war dennoch überwältigend.“

Überwältigend für die ganze Stadt war auch das Spektakel zwei Jahre zuvor, bei der Teilnahme Radevormwalds an der Sendung „Spiel ohne Grenzen“. Viele der Anwesenden im Heimatmuseum haben jenes Ereignis im Frühjahr 1970 noch gut in Erinnerung, als der Westdeutsche Rundfunk für die TV-Aufzeichnung „Spiel ohne Grenzen“ am Kollenberg Tribünen aufbaute, für den Vorentscheid zwischen Bocholt und Radevormwald. „Das ist ein Highlight meiner Jugend“, sagt Michael Scholz, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, bei der Eröffnung der Sonderausstellung. „Der WDR baute Tribünen für 10.000 Zuschauer. 1000 kamen aus Bocholt.“ In der ganzen Stadt herrschte Aufruhr, denn ganz Deutschland schaute – zu einer Zeit, in der es nur drei Fernsehkanäle gab – nach Radevormwald. Ein knapper 14:12 Sieg qualifizierte die Radevormwalder für die vierte Runde im französischen Avignon.

Bern Reinbott (77) schwelgt mit Dieter Braselmann (75) in Erinnerungen, als er mit strahlenden Augen und einem warmherzigen Lächeln vor der Leistungsaufzeichnung von Stadtsportlehrer Hans Schäfer steht.  „Wir waren dabei“, sagt Reinbott nicht ohne Stolz. Rund 100 Leute kamen vor dem Wettkampf in einer kleinen Halle zum Training zusammen. „Am Ende wurden nur 30 für die Mannschaft ausgewählt, und ich war der Joker.“ Nach dem Sieg gegen Bocholt am Kollenberg fuhren die Radevormwalder ins französische Avignon, wo sie sich als bestes Team fürs Finale in Verona (Italien) qualifizierten.

Auch Braselmann spürt beim Anblick der Fotos und Zeitungsartikel gleich das Gefühl von damals. „Das war schon ein freudiges Ereignis für die ganze Stadt.“ Und obwohl das Radevormwalder Team, in dem übrigens auch Sportler aus den Nachbarstädten mitwirkten, am Ende einen dritten Platz erreichte, bleibt ihnen dieses Erlebnis, wie auch den Radevormwalder Olympioniken für immer und dank der Ausstellung auch für die Nachwelt erhalten. 

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