Radevormwald Schulen gegen rechte Gewalt

Radevormwald · Nach der Razzia von Polizei und Staatsschutz gegen die rechtsextreme Szene wird das Problem auch in den weiterführenden Schulen thematisiert. Alle Schulleiter wollen sich positionieren und deutliche Zeichen setzen.

 Im November 2011 war die neue Aula an der Hermannstraße sehr gut besucht, als die Info- und Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus der Stadt Köln über rechte Tendenzen informierte.

Im November 2011 war die neue Aula an der Hermannstraße sehr gut besucht, als die Info- und Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus der Stadt Köln über rechte Tendenzen informierte.

Foto: nico hertgen (archiv)

Die Leiter der drei weiterführenden Schulen wollen sich auch künftig deutlich positionieren und Zeichen gegen Rechts setzen. Nicht erst seit der Razzia von Polizei und Staatsschutz gegen die rechtsextreme Szene wird das Thema im Unterricht intensiv behandelt. "Rade ist gut aufgestellt. Wir tun was, das ist ein wichtiges Signal", sagt Dietmar Paulig, Leiter der Geschwister-Scholl-Schule. Das Thema bleibe nicht im Verborgenen, sondern werde öffentlich gemacht. Die Hauptschule sei als Schule gegen Rassismus zertifiziert, biete Veranstaltungen an und habe sich an der Ausstellung des "Runden Tisch gegen Rechts" im Bürgerhaus beteiligt.

Paulig interessiert sich dafür, welche Menschen anfällig für rechte Tendenzen sind. "Nur bestimmten Jugendlichen geben die Rechten mit kleinen Strukturen, einem einfachen Weltbild und einer eindeutigen hierarchischen Ordnung Heimat", sagt Paulig. Ihm gehe es um eine berufliche und emotionale Perspektive für seine Schüler.

Anfällig für rechtes Gedankengut

Soziales Lernen in den Klassen fünf bis sieben sei wichtig. Eine individuelle Lebensplanung folge in Klasse acht. "Wer Perspektiven hat, ist nicht mehr so anfällig für rechtes Gedankengut", sagt Paulig. Nach der Razzia hätten die Schüler viele Fragen gestellt und auch Angst geäußert. "Angst ist berechtigt, und wir müssen sie ernst nehmen, sie darf aber nicht unser Leben bestimmen", sagt der Hauptschulleiter. Hier fange ein Stück Zivilcourage an. Paulig gibt zu, dass ihn das von der Polizei gefundene Waffenarsenal erschreckt habe.

Das Theodor-Heuss-Gymnasium entwickelt zurzeit Module für den Geschichts- und Religionsunterricht ab Klasse sieben und acht, um das Thema Rechtsextremismus frühzeitig zu behandeln. "Wir wollen es nicht nur historisch in Klasse neun und in der Oberstufe betrachten, sondern viel früher schauen, wo die Phänomene im Alltag zu finden sind", sagt Schulleiter Matthias Fischbach-Städing. Auch hinter Texten und Musiktiteln könnten sich rechte Tendenzen verstecken. Die neuen Module sollen ab September zum Einsatz kommen.

Regina Meyerhoff, Leiterin der Realschule, hat einen großen Gesprächsbedarf bei ihren Schülern im Politik-Unterricht der Klassen neun und zehn festgestellt. "Wir müssen und wollen reden", sagt sie. Es sei wichtig, das Geschehen rund um die Razzia aufzuarbeiten und mit den Schülern zu diskutieren. Auch Lehrer und Eltern müssten überlegen, was zu tun ist. "Wir müssen öffentlich Stellung beziehen, informieren und bewerten", sagt die Schulleiterin, die über das Ausmaß der Razzia geschockt ist.

"Wir wollen den Rechten kein Forum bieten, sondern Position beziehen, die Augen offen halten, offene Gespräche führen und uns einer sachlichen Diskussion stellen", kündigt Regina Meyerhoff an.

(RP)
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