Ermittlungen in rechter Szene Politiker von "Die Partei" nachts zusammengeschlagen

Bei einem Prügel-Angriff ist der Radevormwalder Politiker Jan Bäcker schwer verletzt worden. Für "Die Partei" des Satirikers Martin Sonneborn will er im Mai zur Landtagswahl antreten. Die Polizei ermittelt nun in der rechten Szene, der Staatsschutz wurde eingeschaltet.

 Jan Bäcker wurde am Wochenende von rechten Schlägern verprügelt. Dennoch will der 29-Jährige weiter für den Landtag kandidieren.

Jan Bäcker wurde am Wochenende von rechten Schlägern verprügelt. Dennoch will der 29-Jährige weiter für den Landtag kandidieren.

Foto: Bäcker

Mehrere Prellungen und eine gebrochene Nase — mit diesen Verletzungen hat der Rader Politiker Jan Bäcker das Wochenende im Krankenhaus verbracht. Zuvor hatten zwei Männer ihn auf der Wupperbrücke bei Wülfing in Dahlerau angegriffen. Die Polizei geht von einer politisch motivierten Tat aus: Jan Bäcker engagiert sich in der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes — Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten". Außerdem will der 29-Jährige im Mai für "Die Partei" des Satirikers und Journalisten Martin Sonneborn bei der Landtagswahl als Kandidat für Rade und Remscheid antreten. Einen seiner mutmaßlichen Angreifer ordnet die Polizei dagegen der rechten Szene zu. Deshalb ermittelt nun der Kölner Staatsschutz.

"Ich war mit einem Freund in der Nacht zu Freitag an der Kirchstraße unterwegs, um Zigaretten zu holen. Auf dem Rückweg sind uns die beiden Männer entgegengekommen, wir sind ihnen ausgewichen", sagt Bäcker im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Männer hätten ihn und seinen Freund dann jedoch verfolgt, hätten ihn auf der Wülfing-Brücke zunächst mit Steinen beworfen und beleidigt und ihn anschließend attackiert. Einer der Männer habe zugeschlagen, der andere hätte seinen Begleiter davon abgehalten, ihm zu helfen, sagt Bäcker. Später habe der zweite Mann zudem versucht, den 29-Jährigen und seinen Freund daran zu hindern, die Polizei zu rufen.

Den ersten Mann erkannte Bäcker: Es handele sich um seinen Nachbarn. Er bewege sich in der rechten Szene. Das bestätigt auch die Polizei. Deshalb ermittelt man auch nicht in Gummersbach gegen den Mann und seinen bislang noch unbekannten Begleiter, sondern in Köln beim Staatsschutz. Jan Bäcker hat dort Anzeige wegen Gefährlicher Körperverletzung erstattet, der 19 Jahre alte, von ihm identifizierte mutmaßliche Täter, wird demnächst dort vorgeladen, hieß es auf Anfrage bei der Kölner Polizei.

Wache nicht besetzt, dann waren die Täter schon weg

Am Tatort selbst konnten die Beamten ihn nicht mehr aufgreifen: Weil die Wache in Rade in der Nacht nicht besetzt ist, dauerte es rund 30 Minuten, bis die Polizei eintraf. "Da waren die Täter bereits lange weg", sagt Bäcker. Er wurde dann mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus zur stationären Behandlung gebracht. Derzeit hält er sich nicht in der Stadt auf, ist untergetaucht.

"Ich lasse mich eigentlich nicht einschüchtern, habe aber ein mulmiges Gefühl im Bauch", sagt er. Dennoch will er weiter für "Die Partei" zur Landtagswahl antreten und sammelt dafür derzeit Unterschriften, um auch offiziell zur Wahl zugelassen zu werden. Die "Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative", wie der vollständige Name der Gruppe lautet, wurde im Jahr 2004 von Redakteuren des Satiremagazins "Titanic" gegründet. Sie trat seither bei zahlreichen Wahlen an und karikiert damit immer wieder Deutschlands Politiklandschaft.

Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken wecken in Rade derweil böse Erinnerungen an die Hochphase des rechtsextremen "Freundeskreis Rade". Laut Kölns Polizeisprecher Christoph Schulte ist es jedoch in jüngster Zeit nicht zu einer Vermehrung rechter Straftaten in der Stadt und insbesondere den Wupperorten gekommen.

(lai)
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