Sicherheit in Radevormwald Mehr Polizeipräsenz für Rade – geht das?

Radevormwald · Radevormwalds Bürgermeister Johannes Mans fordert eine durchgehend besetzte Wache. Doch wie realistisch ist diese Option?

 Die Verwaltungsspitze wünscht sich eine durchgehende Polizeipräsenz in Radevormwald. Doch was müsste gewährleistet sein, damit das umgesetzt wird?

Die Verwaltungsspitze wünscht sich eine durchgehende Polizeipräsenz in Radevormwald. Doch was müsste gewährleistet sein, damit das umgesetzt wird?

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Bürgermeister Johannes Mans hatte jüngst in seinem Interview mit unserer Zeitung klargemacht, dass er sich für eine Polizeiwache in Radevormwald einsetzt. Zwar verfügt die Stadt über zwei Bezirksbeamte bzw. eine -beamtin, doch für eine Stadt dieser Größe sei eine durchgehend besetzte Wache angemessen.

Doch wie sind die Chancen, dass die Stadt wie in alten Zeiten eine „richtige“ Wache erhält? Und wer trifft letztlich diese Entscheidung?

Monika Treutler, Sprecherin der Polizei im Oberbergischen Kreis, gibt dazu Auskunft: „Die Entscheidung, eine neue Wache einzurichten, würde der Landrat in Absprache mit der Kreispolizei treffen.“ Freilich kann auch Jochen Hagt (CDU) nicht einfach entscheiden, wie viele Polizeikräfte im Kreisgebiet eingesetzt werden. „Wir haben in Oberberg einen festen Polizeipool“, erläutert Treutler. Der Landrat hatte übrigens im Jahr 2017 selber beklagt, dass der Stellenschlüssel zu wenig Polizisten für die ländlichen Regionen zur Verfügung stelle. Doch vorerst bleibt es dabei. Das Personal, welches vom Innenministerium festgelegt wird, muss nun möglichst effektiv eingesetzt werden. Und so stellt sich die Frage: Wie ist die größtmögliche Sicherheit für das Kreisgebiet mit den vorhandenen Kräften zu erreichen?

Nach jetzigem Stand gibt es im Kreisgebiet drei Polizeiwachen, die rund um die Uhr besetzt sind. Für den Nordkreis ist die Wache in Wipperfürth zuständig, für den mittleren Kreis jene in Gummersbach und für das südliche Kreisgebiet die Wache in Waldbröl.

 Aus Anlass des Feuerwehrjubiläums war NRW-Innenminister Herbert Reul (2.v.l.) zu Gast in Radevormwald. Dabei sprach Bürgermeister Johannes Mans (r.) auch das Thema der Polizeipräsenz an. Ebenfalls auf dem Bild: Wehrführer Wilfried Fischer (links), Landrat Jochen Hagt (Mitte) und CDU-Landtagsabgeordneter Jens-Peter Nettekoven (2.v.r.).

Aus Anlass des Feuerwehrjubiläums war NRW-Innenminister Herbert Reul (2.v.l.) zu Gast in Radevormwald. Dabei sprach Bürgermeister Johannes Mans (r.) auch das Thema der Polizeipräsenz an. Ebenfalls auf dem Bild: Wehrführer Wilfried Fischer (links), Landrat Jochen Hagt (Mitte) und CDU-Landtagsabgeordneter Jens-Peter Nettekoven (2.v.r.).

Foto: Flora Treiber

Johannes Mans hatte bereits im Jahr 2018 in einem Brief an NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gebeten, die Polizeipräsenz in Radevormwald zu verstärken. Kurz vorher hatte es einen spektakulären Überfall auf den Rewe-Markt gegeben, bei dem Verkäuferinnen gefesselt und misshandelt worden waren. Solche Verbrechen tragen nicht eben zum Sicherheitsgefühl bei – das weiß man auch in der Polizeizentrale in Gummersbach. Und dennoch: Die Polizeistatistiken bestätigten nicht den Eindruck, dass die Welt immer böser und krimineller wird, erklärt Monika Treutler. „Heute wird jedes Verbrechen in den sozialen Medien gehypt, und so entsteht bei vielen Menschen das Gefühl, es passiert ständig etwas“, schildert sie diesen Mechanismus.

Die Polizei jedoch verlasse sich nicht auf das Bauchgefühl, sondern auf objektive Fakten. Und die besagen, dass beispielsweise Radevormwald kein Schwerpunkt für Kriminalität ist. „Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist bei uns im Kreis weitaus geringer als in einer Großstadt“, versichert die Polizeisprecherin. Dafür gebe es im Nordkreis signifikant mehr Unfälle mit Motorrädern – das Bergische Land ist in der warmen Jahreszeit bekanntlich ein beliebtes Ziel der Biker-Szene.

Als vor Jahren die Polizeiwache in Radevormwald schloss, wurden die Kräfte in der Wache Wipperfürth gebündelt. Deren Leiter Uwe Elias ist Chef von 55 Polizeibeamten, die für die Sicherheit der Einwohner von Radevormwald, Hückeswagen, Wipperfürth und Lindlar zuständig sind.

Würden der Landrat und die Kreispolizei nach dem erneuten Appell des Bürgermeisters zu dem Schluss kommen, dass wirklich eine neue Wache in Radevormwald eingerichtet werden soll, dann müsste das entsprechende Personal gewährleistet werden, sagt Monika Treutler. Und die Zahl der Stellen, die notwendig sind, könne leicht unterschätzt werden: „Für einen Streifenwagen brauchen sie insgesamt 13 Beamte.“

Die Polizeisprecherin weist zudem darauf hin, dass die Beamten, wenn sie beispielsweise zu einem Notfall in Radevormwald gerufen werden, nicht von der Wipperfürther Wache aus losfahren – was mindestens eine Viertelstunde brauchen würde –, sondern in der Regel mit den Einsatzfahrzeugen schon in der Umgegend unterwegs sind und entsprechen rasch vor Ort sein können.

Im ganzen Gebiet des Oberbergischen Kreises sind derzeit 339 Polizeibeamtinnen und -beamte tätig. Sie sind zuständig für ein Gebiet von rund 918 Quadratkilometern mit etwa 279.000 Einwohnern. Mehr Informationen erhalten Interessierte unter
oberbergischer-kreis.polizei.nrw

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