Trägerverein, Stadt und Quartiermanagement in Radevormwald „Rotkäppchen-Projekt“ schenkt Auszeit

Wupperorte · Ein neues Angebot des Trägervereins „aktiv55plus“ richtet sich an pflegende Angehörige und startet im April. Vorerst ist das Projekt auf die Wupperorte beschränkt, soll aber nach Möglichkeit aufs gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden.

 Der Korb ist gepackt (v.l.): Johannes Mans, Volker Grossmann, Kyra Springer, Kristina Scheffels und David Truszczynski.

Der Korb ist gepackt (v.l.): Johannes Mans, Volker Grossmann, Kyra Springer, Kristina Scheffels und David Truszczynski.

Foto: Jürgen Moll

Der Trägerverein „aktiv55plus“ hat in Zusammenarbeit mit dem Quartiermanagement für die Wupperorte das „Rotkäppchen-Projekt“ auf den Weg gebracht, das am 1. April starten soll. Hinter dem märchenhaften Namen verbirgt sich eine simple Idee: pflegenden Angehörigen ein offenes Ohr und eine Auszeit bei Kaffee und Kuchen im „Café Zuhause“ schenken.

Ermöglicht wird das Projekt über den Verfügungsfonds des Quartiermanagements für die Wupperorte, das Teil des Integrierten Handlungskonzepts Wupperorte ist. Der Verfügungsfonds, der aus Mitteln der Städtebauförderung NRW schöpft, hat 1600 Euro bereit gestellt, damit das Projekt zunächst bis zum 31. Dezember laufen kann. Quartiermanager David Truszczynski hat bei der Antragstellung unterstützt.

„Das Rotkäppchen-Projekt kann man als Pilotprojekt beschreiben. Wir wollen pflegende Angehörige erreichen und vielleicht auch untereinander vernetzen“, sagt der Quartiermanager. Männer und Frauen, die ihre Angehörigen in den eigenen vier Wänden pflegen, sind oft von der Gesellschaft isoliert, haben wenig Zeit für sich selber und sind belastet. Um Besuche selber vorzubereiten, fehlt ihnen oft die Kraft und die Zeit.

„Mit einem Besuch geht auch immer Arbeit einher. Man muss den Tisch decken, Kuchen backen oder kaufen und das Geschirr spülen“, sagt Kyra Springer, Leiterin von „aktiv55plus“. An diesem Problem setzt das neue Projekt des Trägervereins an. Die Ehrenamtler, die pflegende Angehörige besuchen, kommen mit einem gepackten Korb. „Wir haben sechs Körbe angeschafft, in denen Geschirr, Besteck, Thermoskannen für Kaffee und Tee, Milch und Zucker transportiert werden können. Den Kuchen können die Besucher selber backen oder kaufen. Die Kosten werden ihnen erstattet“, erklärt Kristina Scheffels.

Die Mitarbeiterin von „aktiv55plus“ hat die Idee ausgearbeitet und freut sich auf den 1. April, wenn hoffentlich die ersten ehrenamtlichen Besucher mit den Kaffee-Körbchen losziehen und pflegende Angehörige in den Wupperorten besuchen. Abholen können sie die Körbe im Büro von „aktiv55plus“ im Haus der Begegnung (Haus Hürxthal) am Schlossmacherplatz oder im Bürgerzentrum der Wupperorte am Siedlungsweg (ehemaliges Gemeindehaus).

„Nach dem Besuch wird das dreckige Geschirr wieder eingepackt, so dass der besuchte Mensch keine Arbeit hat, sondern sich auf das Schöne des Besuchs einlassen kann. Die Menschen können über die Pflegesituation ins Gespräch kommen, aber natürlich auch über alle anderen Themen. Es soll eine Auszeit sein, in der vielleicht sogar Freundschaften entstehen“, sagt Kristina Scheffels. Die Ehrenamtler, die Besuche durchführen, brauchen lediglich Zeit. Alle Kosten übernimmt der Verfügungsfonds. Unterstützt wird das Projekt von Bürgermeister Johannes Mans und Volker Grossmann, Leiter des Sozialamtes. „Durch die Förderung kann die neue Idee erprobt werden. Pflegende Angehörige mit diesem Projekt zu unterstützen, ist neben der klassischen Beratung bedeutsam. Der Picknick-Korb ist das Medium, über das Kontakte geknüpft werden können“, sagt Mans. Er signalisiert, dass das Pilotprojekt, wenn es auf Interesse stößt, auch über den Förderzeitraum und den Förderbereich der Wupperorte hinaus in Radevormwald etabliert werden soll. Ihm geht es darum, pflegende Angehörige zu unterstützen und ihre Bedürfnisse zu erkennen und daraufhin zu agieren.

Über das „Rotkäppchen-Projekt“ könnten weitere Anregungen für die Arbeit des Quartiermanagements und des Trägervereins entstehen. „In den Gesprächen mit den pflegenden Angehörigen werden wir hoffentlich auf Bedarfe aufmerksam, die wir über das Quartiermanagement auffangen können. Zum Beispiel könnten sich Spielgruppen finden, die sich im Bürgerzentrum treffen oder auch Selbsthilfegruppen“, sagt David Truszczynski.

Wie die anderen Organisatoren des Projekts hofft auch er, dass über das neue Angebot Netzwerke geschaffen werden, die den pflegenden Personen langfristig helfen, ihnen Kraft und schöne Momente schenken.

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