Schriftstellerin aus Radevormwald Krimi-Autorin Martina Kempff: Meine wahre Weihnachtsgeschichte

Radevormwald · Die in Radevormwald lebende Krimi-Autorin erinnert sich an ein Erlebnis, dass sie als Kind in San Francisco hatte. Damals war sie fünf Jahre alt und hatte kurz zuvor ihre Mutter verloren.

 Schriftstellerin Martina Kempff hat viel von der Welt gesehen. Heute lebt sie „sehr gerne“ in Radevormwald.

Schriftstellerin Martina Kempff hat viel von der Welt gesehen. Heute lebt sie „sehr gerne“ in Radevormwald.

Foto: Stefan Enders

Als Vierjährige zog Martina Kempff mit ihrer Familie nach San Francisco. Heute, 66 Jahre später, wohnt sie in Rade. Die Autorin erinnert sich besonders intensiv an eine Weihnachtsgeschichte, die sie als kleines Mädchen in Amerika selbst erlebt hat. Das zweite Weihnachtsfest in San Francisco war für die fünfjährige Martina, ihre dreijährige Schwester und ihren Vater ein trauriges. „Meine Mutter war im Sommer verstorben. Wir mussten das Fest ohne sie feiern, und ich war totunglücklich“, sagt die Autorin.

Trotz des schweren Verlustes versuchte der Vater, seinen Töchtern ein besinnliches und gemütliches Weihnachten zu ermöglichen. Es brannten nicht nur echte Kerzen im Baum, was damals verboten war, sondern auch der Weihnachtsmann hatte sich angekündigt. Der Vater hatte einen Nachbarn überredet, sich zu verkleiden und der Familie einen Besuch abzustatten. „Ich kannte aus meiner frühen Kindheit in Deutschland keinen Weihnachtsmann, sondern nur das Christkind und habe mir gedacht, dass Santa Claus der Vater des Christkinds sein musste. Das war meine Erklärung.“

Bevor Santa Claus an die Tür klopfte, war Martina ganz aufgeregt und dachte an mögliche Geschenke. Der Besuch von Santa Claus verging wie im Flug. Ehe sich das Mädchen beruhigen konnte, fiel die Tür ins Schloss, und der Vater des Christkindes stapfte durch die Dunkelheit davon. „Obwohl ich nicht religiös erzogen wurde, war ich mir als Kind sicher, dass Santa Claus und das Christkind eine Beziehung in den Himmel haben, genau da, wo meine Mutter jetzt leben würde, wie alle sagten. Das fiel mir siedend heiß ein, als Santa Claus weg war: Ich hatte vergessen, ihn nach Mama zu fragen und ob es ihr jetzt endlich wieder gut geht. Ich hatte ihm einen Gruß für sie mitgeben wollen. Und es dann vergessen. Das war schrecklich.“

Da begriff Martina Kempff, was wirklich wichtig ist. „Vor lauter Neugier auf mein Geschenk, es war übrigens eine Spardose, hatte ich die wichtigste Frage nicht gestellt“, sagt sie. Ihren Kummer darüber konnte sie damals mit niemandem teilen. „Weil die anderen dann auch traurig geworden wären.“ Dieser augenöffnende Moment hat sie geprägt. „Das war meine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte, an die ich immer wieder zurückdenke.“

Heute erfreut sich die Autorin an den vielen Lichtern, die man in der Weihnachtszeit entdeckt. Obwohl sie Weihnachten nicht groß feiert, schätzt sie die weihnachtlichen Erinnerungen ihrer Biografie. Nach dem Weihnachtsfest in San Francisco folgten Festtage in Berlin, Helsinki, Amsterdam, Mykonos, in der Eifel und im Bergischen. „Rade ist ein schönes Fleckchen Erde. Ich lebe sehr gerne hier.“

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