Oberbergischer Kreis bereitet sich auf Seuchenfall vor Jäger verschärfen die Schwarzwild-Jagd

Radevormwald · Kreis und Jägerschaft sind in Alarmbereitschaft. Nur 120 Kilometer entfernt, in Belgien, sind bis jetzt 180 Wildschwein-Kadaver positiv auf die Afrikanische Schweinepest untersucht worden. Der Oberbergische Kreis bereitet sich intensiv auf den ersten Seuchenfall vor.

 Die nächste Drückjagd auf Schwarzwild findet an diesem Wochenende in Rader Revieren statt. Hier befestigt ein Jäger  ein Warnschild.

Die nächste Drückjagd auf Schwarzwild findet an diesem Wochenende in Rader Revieren statt. Hier befestigt ein Jäger  ein Warnschild.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Es vergeht in dieser Jahreszeit kaum ein Wochenende, an dem nicht in irgendeinem Radevormwalder Revier eine sogenannte Drückjagd angesetzt ist. Das Ziel der heimischen Jägerschaft ist klar formuliert, und zwar von oberster Stelle: Das Schwarzwild muss dezimiert werden. Denn es ist der Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Und damit wäre der Hausschwein-Bestand im Bergischen gefährdet. Der Oberbergische Kreis bereitet sich derzeit sogar auf den Ausbruch intensiv vor. Der Leiter des Kreisveterinäramtes, Tierarzt Stefan Köhler: „Wir hatten die letzte Übung mit praktischem Anteil erst im November, im Februar sitzen wir mit dem Krisenstab in einer Übung nochmals zusammen, um alle zu sensibilisieren. Denn tritt der Seuchenfalls ein, muss alles schnell und strukturiert ablaufen.“

Die Schweinepest war eigentlich noch ziemlich weit weg: In Polen wurden im vorigen Jahr Fälle gemeldet, dann in Tschechien, Ungarn, Rumänien. Doch brisant ist es seit September 2018: In Belgien war ein Wildschwein-Kadaver gefunden war, in dem die Seuche nachgewiesen wurde. Köhler: „Bis heute sind es 180 gemeldete Seuchenfälle in Belgien. Und die Grenze ist vielleicht 120 Kilometer entfernt.“ Es seien sicher weniger die Wildschweine, die von dort ins Bergische kämen. Sie stellten eigentlich die geringste Gefahr dar. Es seien die Menschen, die die Seuche – egal ob aus dem Osten oder aus dem Westen – einschleppen. Sei es durch verseuchte Lebensmittel aus den Regionen, die achtlos weggeworfen und dann von Wildschweinen gefunden und gefressen würden; sei es durch Autos, Wanderer oder Jäger, die den Virus – am Reifen oder an den Schuhen – einschleppten. „Das Risiko steigt deutlich an, seit es eben diese Seuchenfälle in Belgien gibt.“, berichtet Köhler.

Während in anderen Bundesländern bereits sogenannte Entsorgungsplätze gibt, hat der Kreis diese Kühlcontainer noch nicht aufgestellt. Aber alles ist vorbereitet, um diese vier Überseecontainer binnen weniger Stunden aufzustellen. „Wir stehen derzeit in Verbindung mit den Kommunen und besprechen die Standorte. Wir brauchen Stromanschluss und Platz für Hygieneschleusen. Da müssen ebenso Autoreifen desinfiziert werden wie Schuhe der Jäger.“

Dass bereits mehr geschossen wird, merkt das Kreisveterinäramt durch die gestiegene Zahl der Trichinenproben. So eine Probe wird von jedem Schwein genommen. „Im Schnitt waren es jährlich 1200 bis 1800 Proben im Oberbergischen Kreis, 2018 stieg die Zahl auf 2800 Proben“, berichtet der Kreisveterinär.

„Wir sind permanent auf Schwarzwild-Jagd“, berichtet Claudia Möllney. Sie ist Sprecherin des Hegerings und der Hegegemeinschaft in Radevormwald. Im vorigen Jagdjahr wurden 68 Wildschweine geschossen. Zahlen, wie viele Wildschweine durch die 13 Radevormwalder Reviere ziehen, gibt es nicht.

Die Jäger nehmen die Schweinepest sehr ernst, sagt Möllney. „Wir haben sehr viel Schwarzwild in unseren Revieren. Deshalb müssen sie verstärkt gejagt werden.“ Erst am vergangenen Wochenende fand eine Drückjagd statt; die nächste steht an diesem Wochenende an.

Den Klimawandel bekommen längst auch die Jäger zu spüren. „Es gibt keinen kalten Winter mehr. Zudem gibt es mit Bucheckern und Mais sehr viel Futter für die Tiere – alles optimale Bedingungen, um sich zu vermehren.“ Neben der Seuchengefahr zerstört das Schwarzwild aber auch viele Wiesen – auch das sei ein Grund für die starke Bejagung. „Wir haben im Jagdjahr 2017 rund 50.000 Euro in den Revieren für die Reparatur von Flächen bezahlt“, erklärt die Sprecherin. Dieses Jahr werde es sicher mehr. In allein 3864 Arbeitsstunden haben die Jäger Wiesen der Bauern repariert; im Jahr zuvor waren es 2769.

An die Hundehalter spricht Möllney eine besondere Warnung aus. „In allen Revieren gibt es viele Frischlinge. Da sind die Bachen sehr wehrhaft.“

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