Hilfe für Trauernde in Radevormwald Hospizgruppe hilft auch in Corona-Zeiten

Radevormwald · Während der Pandemie sind die Anfragen beim Ambulanten Ökumenischen Hospiz deutlich zurückgegangen. „Die Menschen sind zurückhaltender“, sagt Koordinatorin Marina Weidner. Die Mitarbeiter sind inzwischen alle geimpft.

 Marina Weidner (l.) und Andrea Fürst am Beratungstisch mit Spuckschutz in den Räumen des Ambulanten Ökumenischen Hospizes.

Marina Weidner (l.) und Andrea Fürst am Beratungstisch mit Spuckschutz in den Räumen des Ambulanten Ökumenischen Hospizes.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Seit Monaten wird in Deutschland kontrovers über die richtige Strategie gegen die Verbreitung des Coronavirus diskutiert. In diesem Streit geht das Leiden jener, die Angehörige durch Covid-19 verloren haben, manchmal unter. Für den Sonntag hatte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier daher die Deutschen dazu aufgerufen, den Toten der Corona-Pandemie zu gedenken. Die Mitarbeiter des Ambulanten Ökumenischen Hospizes stehen auch in diesen Zeiten bereit, um Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

„Hinter den nüchternen Zahlen der während der Pandemie verstorbenen Menschen stehen persönliche Schicksale. Gerade das Abschiednehmen von lieben Verstorbenen ist in der aktuellen Situation schwierig, weil auf Kontakte und Nähe weitgehend verzichtet werden muss“, berichtet Koordinatorin Marina Weidner. Sie macht darauf aufmerksam, dass die Hospizdienste auch in Corona-Zeiten den Angehörigen in ihrer Trauer zur Seite stehen.

„Jeder Mensch in einer Trauersituation kann sich an das Hospiz wenden und erhält die Unterstützung, die er gerade braucht“, betont Weidner. „Sei es durch ein Telefonat oder per Video, durch ein persönliches Gespräch im Hospiz oder auch zu Hause oder bei einem gemeinsamen Spaziergang. Alle Angebote sind kostenlos. Da Trauerbegleitung nicht von den Krankenkassen gefördert wird, ist das Hospiz hierfür auf Spenden angewiesen.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hospizes spüren, dass die Bevölkerung in Radevormwald während der Pandemie die Dienste des Hospizes seltener in Anspruch nimmt. „Die Menschen sind in der aktuellen Situation zurückhaltend und vorsichtig“, berichtet Marina Weidner. „Die Anfragen sind daher zurückgegangen.“

Diese Hemmungen, sich während der Pandemie Unterstützung zu holen, ist aber unbegründet. Denn die Mitarbeiter des Hospizes haben für einen hohen Sicherheitsstandard gesorgt. So konnten die ehrenamtlichen Helfer des Hospizes bereits alle geimpft werden, sie fielen unter die Priorisierung. In den Räumlichkeiten an der Kaiserstraße finden Gespräche mit einem Spuckschutz statt, für Masken und auch für Schnelltests ist ausreichend gesorgt. Trauer sei zwar keine Krankheit, doch könne nicht gelebte Trauer Menschen krank machen, weiß Marina Weidner. Es sei wichtig, die damit verbundenen Gefühle und Gedanken ausdrücken und mitteilen zu können. Auch wenn aktuell Gruppentreffen wie das Café und der Abendtreff für Trauernde nicht in der gewohnten Form stattfinden können, sind die Mitarbeiter für die Trauernden da. „Durch Briefe, Telefonate und das Angebot von Trauerspaziergängen unterstützen und begleiten die ehrenamtlichen Trauerbegleiter die Gäste des Trauercafés und des Abendtreffs in der aktuellen Situation“, erklärt die Koordinatorin. Viele der ehrenamtlichen Begleiter haben neben der Ausbildung in Sterbebegleitung eine Weiterbildung zur Trauerbegleiterin bzw. zum Trauerbegleiter gemacht.

Auch für Kinder und Jugendliche stehen geschulte Mitarbeiter bereit. In den Familien werde heute anders getrauert als früher: „Da wurden die Verstorbenen beispielsweise aufgebahrt“, berichtet Marina Weidner. Heute seien Kinder oft auf ihre eigene Fantasie angewiesen, was das Sterben von Angehörigen, beispielsweise von Großeltern, angehe. Und das könne dann zu mehr Ängsten führen als die Begegnung mit der Realität. Es sei wichtig, die Kinder einzubeziehen, so dass sie einen wirklichen Abschied nehmen können.

Aus diesem Grund stellen die Koordinatorinnen ihre Arbeit auch in Gruppen, Schulen und Kindergärten vor, um über die Themen „Sterben Tod und Trauer“ zu sprechen – auch dies freilich kann vorübergehend nicht stattfinden.

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